Aurich/Oldenburg/Wolfsburg/Berlin

Infektionen bei medizinischem Personal nehmen zu

Tobias Schmidt, Andreas Ellinger und den Agenturen
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Von Tobias Schmidt, Andreas Ellinger und den Agenturen
| 03.04.2020 17:40 Uhr | 1 Kommentar | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Die Test-Strategie des Landkreises Aurich, der sich auf das Robert-Koch-Institut beruft, reicht anderen Gesundheitsämtern nicht aus – wenn etwa Mitarbeiter aus dem medizinischen Bereich vom Coronavirus infiziert sind.

Kreise Aurich und Oldenburg/Wolfsburg/Berlin - „Immer mehr Ärzte und Pfleger infiziert“ – an Covid-19, der Lungenkrankheit, die das Coronavirus auslöst. Das meldet die ARD-Tagesschau auf ihrer Internetseite.

Laut Robert-Koch-Institut (RKI) sind 2300 Ärzte und Pflegekräfte betroffen – mindestens. Und es wird nur Klinikpersonal erfasst. Auch die Länder haben keinen Überblick über erkrankte Pflegekräfte und Ärzte außerhalb der Kliniken, wie eine Umfrage von „Süddeutscher Zeitung“, NDR und WDR ergab.

Patientenschützer kritisiert „Skandal“

Es sei „ein Skandal sondergleichen, dass bei Altenpflegekräften, niedergelassenen Ärzten und Arzthelfern Infektionen nicht statistisch erfasst werden“, sagte Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Die RKI-Statistik „sagt nichts über die Wirklichkeit aus“, kritisierte er. „Die wichtigsten Feuerwehrleute im Kampf gegen Corona sind überhaupt nicht im Blick der Krisenmanager des Bundes, der Länder und der Kommunen“, so Brysch.

Der Kreis Aurich richtet sich nach RKI-Empfehlungen Bei Infektionen von Arbeitskräften im medizinischen Bereich werden nur dann deren Kollegen oder Patienten auf das Virus getestet, wenn sie Symptome zeigen – etwa Husten oder Fieber. So ging das Gesundheitsamt in der Norder Altenwohnanlage „Haus am Kolk“ und in der Auricher Ubbo-Emmius-Klinik vor. Aus Aussagen einer Klinik-Sprecherin am Dienstag und Mittwoch lässt sich schließen, dass dort kein einziger Patient getestet wurde.

Norder Heimbetreiber fordert mehr Tests

Der Träger des Norder Altenheims fordert mehr Tests. Denn es haben nicht alle Infizierten Symptome – das Virus können sie trotzdem weitergeben. „Um Bewohner und Mitarbeiter in den stationären Einrichtungen und bei den ambulanten Pflegediensten bestmöglich schützen zu können“, seien „umfängliche Kontroll-Tests“ erforderlich, meint der Bezirksverband Weser-Ems der Arbeiterwohlfahrt (Awo) – „zumindest, wenn ein positiver Corona-Fall aufgetreten ist“, sagt Hauptgeschäftsführer Thomas Elsner: „Damit könnten wir das Ausbruchsgeschehen weitaus besser kontrollieren als bisher.“

Die Stadt Wolfsburg, die 23 Tote in einem Seniorenheim meldet, hat inzwischen die Strategie gewechselt. In einer Klinik, die kurz darauf betroffen war, hat sie sofort alle 250 Patienten und alle 150 Mitarbeiter testen lassen. Der Kreis Oldenburg ging nach einer Corona-Infektion in einem Pflegeheim genauso vor – alle wurden getestet.

Das RKI hat nun festgestellt: „Es häufen sich Berichte über Covid-19 bedingte Ausbrüche in Altersheimen sowie Krankenhäusern.“ Die Zahl der Verstorbenen liege in einigen Fällen „vergleichsweise hoch“. Seite X und Y

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