Was Sie heute wissen müssen

Schmuggel | Streit | Prügel

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 30.09.2021 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Es klang so gar nicht nach ostfriesischer Provinz und heiler Welt, was nach einem Großeinsatz von mehr als 250 Bundespolizisten Mitte Juli in Leer bekannt wurde: Die Kleinstadt war Sitz einer Schleuserbande. Elf Syrer nahm die Polizei bei ihrer Razzia fest. Sie hatten für mindestens 10.000 Euro pro Kopf Menschen illegal nach Deutschland reingeschmuggelt. Der Kopf der Bande, ein 34-jähriger Mann, sitzt bis jetzt in Untersuchungshaft. Reporter Daniel Noglik ist an der Sache drangeblieben, muss aber feststellen, dass die Dimension des Falles noch immer nicht klar ist. Zwei der tatverdächtigen und in Leer gemeldeten Syrer waren bereits im Februar auf frischer Tat erwischt worden und in Passau und Dresden festgenommen worden, darunter aber nicht der jetzt in Haft sitzende Hauptverdächtige. So viel steht fest. Die Ermittlungsakten aber sind derzeit nicht in Passau und auch nicht bei der für Leer zuständigen Staatsanwaltschaft Aurich, sondern bei der Bundespolizei. Und alle sagen nichts unter Hinweis auf „ermittlungstaktische Gründe“.

Um Bandenkriminalität geht es auch bei dem Thema, das Ostfriesland-Reporter Andreas Ellinger recherchiert hat: Am 12. Juli hatte Bundesinnenminister Seehofer den bundesweit tätigen Rockerclub Bandidos verboten, das, wie er bekannt gab, „größte Verbot einer kriminellen Rockergruppe“. Vorangegangen war knapp zwei Wochen vorher eine Großrazzia in fünf Bundesländern. Auch in Aurich, denn auch hier gab es ein „Chapter“, also eine Art Ortsverein. Ellinger wollte nun wissen, welcher Verbrechen sich die Auricher Bandidos schuldig gemacht haben und inwieweit kriminelle Rockeraktivitäten überhaupt ein Problem sind in Ostfriesland. Die überraschenden Antworten lesen Sie hier.

Kinder , vertragt Euch! Im Auricher Rathaus hilft ein solcher Appell nichts mehr. Dort herrscht dicke Luft. Bürgermeister Horst Feddermann kann nicht mit dem Ersten Stadtrat Hardwig Kuiper (was nicht verwundert, da die beiden vor zwei Jahren Gegenkandidaten waren), und die beiden größten Fraktionen im Rat fühlen sich vom Rathaus missachtet, weil sie über maßgebliche Themen nicht rechtzeitig informiert wurden, wie die Auricher Lokalchefin Marion Luppen berichtet. Welche Rolle nun ein kleines Grillfest spielen soll, lesen Sie hier.

Na wenigstens sieht es so aus, als könnte das Auricher Rathaus die wegen des Wechsels von Irina Krantz nach Emden vakante Stelle der Stadtbaurätin zeitnah wiederbesetzen (was heutzutage in der öffentlichen Verwaltung gar nicht mehr selbstverständlich ist). Drei von zwölf Bewerbern, zwei Frau und ein Mann, werden sich am Freitag hinter verschlossenen Türen den Stadträten vorstellen, schreibt Marion Luppen. Bis zum 14. Oktober soll eine Entscheidung fallen. Die Stelle ist höher dotiert als zu Krantz‘ Zeiten. Was die scheidende Baurätin in ihren gut sechseinhalb Jahren alles geschafft hat, beschrieb Reporterin Gabriele Boschbach am Dienstag in ihrem Abschiedsporträt.

Fast die Hälfte der gut 1500 Straftaten gegen Politiker richtete sich im vergangenen Jahr gegen Mitglieder oder Sympathisanten der AfD. Das berichtete vor ein paar Monaten die Bundesregierung nach einer Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion. Aber es geht auch anders, jedenfalls in Ostfriesland: Da bekam offenbar der Linken-Kreisrat Bernd Mayer aus Neuschoo bei Esens am Samstag beim Wahlkampf-Ausklang Dresche von zwei AfD-Sympathisanten. Einer von ihnen soll zwei Wochen vorher auch das Privathaus Mayers fotografiert haben. Die Polizei ermittelt wegen der Auseinandersetzung. Der 38-jährige Esenser, der als Hauptaggressor gilt, will sich auf Anfrage nicht äußern.

Erstaunlich, was es alles gibt. „Faszinierend“, wie Mr. Spock vom Raumschiff Enterprise sagen würde: Ein ostfriesischer Sportler, Maiko-Benedikt Remmers, hatte sich für die Weltmeisterschaften im „Coastal Rowing“ in Portugal qualifiziert, einer Sportart, von der ich jedenfalls noch nie zuvor gehört hatte. Man könnte es übersetzen mit küstennahem Rudern, so eine Art Wildwasserrudern. Im Zeitfahren und im Sprint, hier ist ein Wettkampf Mann gegen Mann, war der Auricher am Wochenende ausgeschieden, heute hat er eine neue Chance auf der Langstrecke. Was man dazu wissen sollte, berichtet Sportredakteurin Maren Stritzke.

Was heute wichtig wird:

  • Hilbert Koetsier aus Weener betreibt Hightech-Medizinforschung in der Provinz. Der Niederländer entwickelt in Kooperation mit den Universitäten in Oldenburg und Bonn Therapiehilfen für ADHS-Patienten. Tatjana Gettkowski berichtet.
  • Durch die Pandemie kam zusätzlich Zunder in die Osterfeuer-Diskussionen. Ein Leser hat sich nun bei der Redaktion gemeldet, dass es in diesem Oktober keine Brenntage wie im letzten Jahr geben wird. Vera Vogt erklärt die Regeln.
  • Im Juni 2019 geriet eine Hochzeitsfeier im Metadrom in Ulbargen aus den Fugen. Die Familien der Braut und des Bräutigams gingen aufeinander los, es gab mehrere Verletzte. Heute stehen drei Angeklagte vor Gericht. Bettina Keller verfolgt die Verhandlung.
  • Die BBS Wittmund will ihre Außenstelle in Esens loswerden. Es sei kompliziert, den Unterricht an zwei Standorten zu planen, sagt die Schulleitung. Die Stadt Esens will das auf jeden Fall verhindern. Gestern tagte der Kreisschulausschuss. Susanne Ullrich berichtet.
  • Eine Schülergruppe des Emder Max-Windmüller-Gymnasiums hat einen eigenen „Astronauten“ ins Weltall geschickt – ein Lego-Männchen. Wir hatten darüber berichtet. Gordon Päschel fragt nach, welche Erkenntnisse das spannende Experiment gebracht hat.

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