Was Sie heute wissen müssen

Gefährliche Ungeimpfte | Rätselhafte Kündigung | Später Abriss

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 03.11.2021 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Die Luft wird dünner für Ungeimpfte. Seit 1. November ersetzt der Bund im Quarantänefall nicht mehr den Lohnausfall. Der Deutsche Gewerkschaftsbund kritisiert die Regel als „Impfpflicht durch die Hintertür“, Datenschützern missfällt, dass der Arbeitgeber in einem solchen Fall Informationen über den Impfstatus seines Mitarbeiters bekommt. Dabei ist die Regel nicht neu. Sie war nur ausgesetzt, solange nicht genügend Impfstoff zur Verfügung stand. Die unzureichende Impfquote in unserem Land und die Folgen daraus sind weiterhin das Aufregerthema Nummer 1.

Die Gesundheitsämter in Ostfriesland ächzen nämlich gerade unter der Belastung durch Reiserückkehrer: In den vergangenen drei Wochen sind nämlich mindestens 3278 Personen aus Hochrisikoländern oder Virusvariantengebieten nach Ostfriesland zurückgekehrt. Und jede der verpflichtenden Einreiseanmeldungen müsse „zunächst auf Vollständigkeit kontrolliert und anschließend entsprechend der Vorgaben bearbeitet werden“, heißt es aus dem Kreishaus in Leer. Und sie werden auch fündig. In der Stadt Emden beispielsweise sind gut ein Drittel der derzeit akuten Infektionen auf Reiserückkehrer zurückzuführen. Wie viele auf Lohnfortzahlung verzichten müssen, ist nicht bekannt. Daniel Noglik berichtet.

Impfskepsis ist ja nun in unserem Land kein neues Phänomen. Und ich glaube auch nicht, dass Ausgrenzung von Ungeimpften dazu führt, dass sie sich doch für die Spritze entscheiden. Es ist ja ohnehin unbequem für sie: Die Tests müssen sie selber zahlen. Und nachdem im Landkreis Leer wegen der gestiegenen Inzidenzen inzwischen fast überall 3G gilt, kann das durchaus ins Geld gehen. Was ich für völlig inakzeptabel halte, sind Impfverweigerer, die im engen Kontakt stehen mit gefährdeten Personengruppen, also zum Beispiel Pflegekräfte. Die sind auch dafür verantwortlich, dass die Zahl der infizierten Senioren in diesem Herbst in Ostfriesland um fast 70 Prozent höher ist als vor einem Jahr (damals wurde allerdings viel weniger getestet). Schwere Erkrankungen sind allerdings selten - davor schützt die Impfung. Andreas Ellinger hat die Zahlen recherchiert.

Die Nachricht des Tages war gestern aber eine andere. Momme Janssen, Vorstandschef des Windkraftanlagenbauers Enercon, nimmt nach nicht einmal einem Jahr seinen Hut - mitten in einem umfassenden Restrukturierungsprozess, der den kriselnden Konzern wieder auf die Spur bringen soll. Warum geht Janssen? Da sind allen Spekulationen Tür und Tor geöffnet. „Die Trennung erfolgt aus persönlichen Gründen und auf meinen Wunsch hin“, sagte der 48-Jährige meinem Kollegen Ole Cordsen, ohne Fragen dazu zu beantworten. Das ist so eine übliche Floskel, ohne jede Aussage. Aber das kennt man ja seit Jahrzehnten von dem öffentlichkeitsscheuen Konzern. „Aus glücklichen Fügungen heraus“ soll der Nachfolger zum 1. Januar 2022 bestellt sein.

Ole Cordsen, der Enercon seit vielen Jahren begleitet und das Unternehmen kennt, wie kaum ein anderer Journalist, war über die Neuigkeit ähnlich verblüfft wie die Mitarbeiter in Aurich und Umzu. Für eine Hintergrundgeschichte sprach er gestern mit Mitarbeitern über den Abschied des Konzernchefs und beleuchtet die jüngere Geschichte des Unternehmens, das von dem jüngst verstorbenen, genialen Erfinder Aloys Wobben gegründet wurde.

Seit bald zwölf Jahren bin ich bei Facebook angemeldet. Die ersten paar Jahre habe ich das soziale Netzwerk aktiv genutzt, längst aber habe ich dem Eindruck nachgegeben, dass der Erkenntnisgewinn gering und der Zeitaufwand hoch ist und reagiere vorwiegend passiv auf Anfragen. Über 60.000 „Freunde“ hat die Facebookseite der OZ, als Ausspielkanal für unsere Artikel ist das Netzwerk immer noch wichtig, auch wenn die zunehmenden Hass-Kommentare und Pöbeleien frustrieren und Zweifel an Verstand und Erziehung der Nutzer nähren. Der Bundesdatenschutzbeauftragte hat noch ganz andere Bedenken und Kommunen und Behörden aufgefordert, ihre Seiten zu schließen. Was die davon halten, hat Karin Lüppen erfragt.

Wer hätte das gedacht? Bei der Friesenbrücke nahe Weener über die Ems passiert was. Das 2015 von einem Schiff gerammte und zerstörte Bauwerk wird nun abgerissen, um einem Neubau Platz zu machen. Sechs Jahre später ... aber ich will über die Deutsche Bahn und ihre Planungsfähigkeit nichts sagen, was mir eine Verleumdungsklage einbringen könnte. Nun also geht es los mit dem 125-Millionen-Euro-Bauwerk (nach heutiger Schätzung). Was es dabei für Schwierigkeiten gibt, hat Carsten Ammermann zusammengefasst.

Was heute wichtig wird:

  • Der Bundesdatenschutzbeauftragte rät Behörden dringend dazu, ihre Facebook-Seiten abzuschalten. Was halten unsere Städte und Gemeinden davon? Karin Lüppen hat nachgefragt.
  • Weil er abnehmen wollte, bestellte ein Apothekenangestellter Appetitzügler im Internet und wurde abhängig. Er bestellte über seine Apotheke mehr als 200 Mal das Medikament im Wert von 15.000 Euro - auf Kosten seines Arbeitgebers. Katja Mielcarek war vor Gericht dabei.
  • Ein Gastronom soll auf der Insel Baltrum Schulden eingetrieben haben, indem er dem Schuldner ein Messer an den Hals hielt und ihn zusammenschlug. Heute wird vor dem Landgericht in Aurich das Urteil gesprochen. Bettina Keller berichtet.
  • Marion Luppen fragt, wer den Ratsvorsitz in Südbrookmerland übernimmt? Sophia Ulferts-Dirksen ist von der SPD zu den Freien Wählern gewechselt. Die sind jetzt stärkste Fraktion und wollen sie wieder als Ratsvorsitzende vorschlagen. Da spielt aber die SPD nicht mit.
  • Die Großmutter von Gabriele Lübke war Opfer der „Euthanasie“-Aktion der Nazis. Lübke hat ein Buch darüber geschrieben, zu dem es am 9. November eine Lesung in der Gedenkstätte Synagoge Dornum gibt. Michael Hillbebrand hat vorab mit der Autorin gesprochen.
  • Das ist wohl der Alptraum aller Hauskäufer: Plötzlich ist da Schimmel, der vor dem Kauf nicht zu bemerken war. Der vormalige Emder Hochschul-Professor Siegmund Fröhlich hat darüber ein Buch geschrieben. Mit Mona Hanssen stellt er Tipps zusammen.

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