Was Sie heute wissen müssen

Oh Mann, Spahn | Spitzen-Inzidenz | Arkaden-Architekt

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 23.11.2021 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Na gut, er hat sich ja gestern entschuldigt, der Jens Spahn, irgendwie jedenfalls. Trotzdem langt sich jeder, der ein bisschen was von Kommunikation versteht, an den Kopf. Biontech rationieren, für alle Ärzte, so ein Blödsinn, auch für Kinderärzte, die gar nichts anderes verimpfen dürfen. Das alles, weil der Impfstoff von Moderna demnächst abläuft und vernichtet werden muss. Dass Spahn in seinem politischen Elfenbeinturm in Berlin offenbar nicht versteht, was solche Ad-hoc-Entscheidungen für Folgen haben, beschreibt Andreas Ellinger in seinem Artikel. Zwei Tage lang hat er wutschäumende ostfriesische Ärzte am Telefon gehabt, Leute, die bereit sind, mit hohem Engagement Boosterimpfungen durchzuführen und nun neu organisieren müssen. Ein Arzt aus Bunde überlegt nun, selber ein Impfteam zu gründen. Die bekommen nämlich 34 Mal so viel Biontech wie die Hausärzte. Andere weigern sich, Moderna zu verimpfen. Ein großes, unnötiges Chaos - verursacht von Spahn.

Und das alles zu einem Zeitpunkt, an dem die vierte Corona-Welle alles übersteigt, was wir in den vergangenen knapp zwei Jahren schon erlebt haben. Kein Bereich in Ostfriesland, der nicht schon die 100er-Inzidenz überschritten hat. Der Landkreis Leer liegt sogar schon über 200. 1123 Menschen sind in Ostfriesland aktuell mit dem Coronavirus infiziert. Über das Wochenende meldeten die ostfriesischen Gesundheitsämter insgesamt 191 Neuinfektionen. 1123 ist ein neuer Spitzenwert. Die höchste Zahl an akuten Infektionen hatte es bisher am 5. April gegeben (1059). Gleichwohl wurden gestern auch in Ostfriesland die Weihnachtsmärkte eröffnet - in Leer wurde allerdings kurzfristig von 3G auf 2G verschärft, wie Nikola Nording schreibt.

In den Niederlanden, auf die wir als Nachbarn monatelang neidvoll blickten, weil dort alles unter Kontrolle schien, geht gerade die Post ab. In Groningen haben Randalierer in der Nacht zu Montag aus Protest gegen Corona-Maßnahmen Läden geplündert. Die Polizei nahm vier Personen fest, darunter waren zwei Jugendliche. Hunderte junge Leute hatten sich am Abend am Groninger Hauptbahnhof zu Krawallen als Protest gegen Corona-Maßnahmen verabredet. Als die Polizei dort verstärkt kontrollierte, zogen sie zum Grote Markt weiter. Nachdem die Beamten den Platz geräumt hatten, warfen die Randalierer Schaufenster und Türen von Geschäften ein und plünderten zum Teil die Läden. Martin Alberts fasst die Ereignisse zusammen. „Ausdruck der blanken Wut“, kommentiert er.

Anderes Thema, aber auch wieder die Niederlande: Bald jährt sich zum dritten Mal, dass der Riesenfrachter „MSC Zoe“ vor der ostfriesischen Küste havarierte und hunderte Container verlor. Damals war auch das politische Geplapper groß, es hieß, es müsse verhindert werden, dass die Megaschiffe so nah an der Küste unterwegs sind. Und was ist davon geblieben? Nichts. Die niederländische Verkehrsministerin Barbara Visser hat nun in einem Schreiben ans Parlament kapituliert. Warum? Weil das zuständige Bundesverkehrsministerium in Berlin nicht mitzieht. Bleibt wohl tatsächlich nur die Hoffnung auf einen neuen (grünen?) Verkehrsminister. Daniel Noglik berichtet.

Zuletzt war im Zusammenhang mit den Neutor-Arkaden in Emden in erster Linie von den Verkehrsproblemen die Rede. Nicht aber davon, dass das neue Einkaufs- und Geschäftszentrum ein stadtprägendes Gebäude ist und die Attraktivität des Stadtzentrums steigern soll. Was war geplant und was ist daraus geworden? Heiko Müller hat darüber ein spannendes Gespräch mit Frank Buken geführt. Er hat als Partner des Hamburger Architektenbüros pbp die Neutor-Arkaden maßgeblich mitgestaltet. Buken äußert sich auch zur Nutzung des Gebäudekomplexes, den Wandel der Innenstädte und zu der „Sky Bar“, die ursprünglich auf dem Dach der Neutor-Arkaden geplant war, aber nicht verwirklicht wurde.

Geschlagene fünf Stunden dauerte gestern am Landgericht Aurich die Verlesung der Anklage gegen einen 57-Jährigen, dem unter anderem zur Last gelegt wird, von 2012 bis 2018 in großem Stil Versicherungskonzerne und Klienten durch Scheinverträge betrogen zu haben. Alles angeblich für einen guten Zweck, wie ein mitangeklagter Kompagnon sagte: Der Geschäftszweck sei die „Rettung von Arztpraxen“ gewesen. Deren Erwerb sollte über Rückkaufswerte von Policen, Provisionen und Überschussgewinne finanziert werden. So sollte der Ärztemangel auf dem Land bekämpft werden. Der 57-Jährige wollte angeblich junge Ärzte akquirieren, die die Praxen übernahmen. Gabi Boschbach berichtet. Heute Vormittag wird die Verhandlung fortgesetzt.

Was heute wichtig wird:

  • Stein, Schere, Papier haben wohl die meisten Ostfriesen schon einmal gespielt - und nicht nur die. Dass dahinter viel mehr steckt als ein eher anspruchsloses Kinderspiel, berichtet Katja Mielcarek.
  • Nachdem drei junge Frauen aus Ostfriesland Anzeige erstattet hatten, weil ihnen K.-o.-Tropfen injiziert worden sein sollen, haben wir uns umgehört: Wie versuchen Sicherheitsdienste die Gäste zu schützen? Vera Vogt hat nachgefragt.
  • Aldi hat verkündet, künftig nur noch Schweinefleisch von frei laufenden Tieren verkaufen zu wollen. Das stellt diese vor große Probleme. Aus Immissionsschutz-Gründen können sie ihre Ställe nicht entsprechend umbauen. Nicole Böning sprach mit den Landwirten.
  • In Wittmund ist am 23. Dezember 1980 auf dem Galgenberg ein Mann erstochen worden. Wenig später wurden zwei Tatverdächtige festgenommen. Für die OZ-Serie „Aktenzeichen Ostfriesland“ rollt Gabriele Boschbach die Geschehnisse noch einmal auf.
  • Die Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt auch in Ostfriesland. So manchem geht die Pandemie auf die Nerven. Mona Hanssen versucht, Corona dennoch etwas Positives abzugewinnen und hat 10 Dinge herausgesucht, die die Situation erträglich machen.
  • Viele Bürgermeister kommen inzwischen als Seiteneinsteiger ins Amt. Sie haben weder Verwaltungserfahrung noch solche in der Gremienarbeit. Wie werden neue Bürgermeister in ihrem Amt „ausgebildet?“ Michael Hillebrand fragt nach.

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