Was Sie heute wissen müssen

Talkshow-Karli | Scheue Wölfe | Kettcars Neustart

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 07.04.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Wann ist ein Politiker ein guter Politiker? Wenn er aus ideologischen Gründen oder aus Furcht vor öffentlicher Kritik an einer falschen Entscheidung festhält oder wenn er einen Fehler einräumt und korrigiert, bevor ein Schaden entsteht? Sie wissen, von wem ich rede, von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Er hat am Dienstagabend in der Talkshow von Markus Lanz bekannt, dass eine freiwillige Quarantäne nach einer Corona-Infektion, wie sie eigentlich ab 1. Mai gelten sollte, falsch wäre und dass er diese Regelung „einkassieren“ werde. Nun ist eine Fernsehsendung sicher der falsche Ort für eine solche Verkündigung (so ist er halt, der Talkshow-Karli), trotzdem ist die Entscheidung aus meiner Sicht richtig. Lauterbach erntete gestern allerdings selbst aus eigenen Reihen harte Kritik, und auch mein Kollege Marian Schäfer ließ am „Wankelmütigen“ kein gutes Haar, und auch Berlin-Korrespondent Tobias Schmidt nennt den Minister in seinem Kommentar „maximal inkonsequent“ und schmäht ihn als „Witzfigur“. Kann man so sehen, muss man aber nicht.

So wird er also geprügelt, der einstmals oberste Corona-Warner der Republik, den wir aufgrund seiner zahllosen Fernsehauftritte besser zu kennen glauben, als jeden anderen Bundesminister. Wen wir auch zu kennen glauben, aber in Wahrheit noch nie gesehen haben, ist den Wolf. Auch bei ihm sind die Einschätzungen schwarz-weiß. Seine Fans feiern jede neue Sichtung in Deutschland, seine Gegner, unter anderen die Deich-Schäfer, wollen ihn am liebsten wieder loswerden. Er ist aber nun da, und Nicole Böning hat sich gefragt: Was muss ich eigentlich tun, wenn ich mal einem Wolf in natura begegne. Wolfsberater Gerd Oncken reagiert irritiert auf die Frage, wie man sich verhalten soll, falls man das Tier einmal in freier Wildbahn treffen sollte. „Wölfe sind sehr scheu und halten Abstand. Sie bemerken den Menschen schon sehr früh und gehen ihm lieber aus dem Weg“, ist seine Erfahrung. Anette Haupt-Koch von der Zetel-Touristik, Jägerin und Waldpädagogin, empfiehlt hingegen: „Ruhig und dem Tier zugewandt bleiben und nicht wegrennen.“

Bleiben wir bei den Tieren, diesmal Nutztiere - Erlauben Sie mir den Hinweis, heute ist es echt schwer, die verschiedenen Themen von oz-online zu verbinden. Am Sonnabend gehen in Aurich Hunderte Tierschützer gegen Rindertransporte auf die Straße. In einer Podiumsdiskussion vor dem Rathaus wird sich auch der Landtagsabgeordnete Wiard Siebels (SPD) der Kritik stellen. Er hält ein Verbot der Tierexporte im Gespräch mit Marion Luppen für falsch: „Ein pauschales Verbot halte ich für unrealistisch, weil das erstens rechtlich nicht ohne Weiteres möglich wäre und weil es zweitens dazu führen würde, dass im Zweifel andere in diesen Markt eintreten – mit dem Ergebnis, dass die Bedingungen schlechter würden.“

Bleiben wir in der Tierwelt: Die Zecken-Zeit hat wieder begonnen. Die Blutsauger können gefährliche Krankheiten übertragen. Zum Beispiel eine gefährliche Hirnhautentzündung, die FSME. Wie sieht’s aus? Sollen zum Beispiel die Kinder in ostfriesischen Waldkindergärten dagegen geimpft werden? Dr. Daniel Schüler, Chefarzt für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum in Leer, hält dies nicht für erforderlich. „Anders als das nördliche Emsland gehört Ostfriesland nicht zum FSME-Verbreitungsgebiet“, berichtet er Tatjana Gettkowski. Der beste Schutz vor Zecken ist im Übrigen die „Socken-Strategie“, die im Waldkindergarten Ihlow verfolgt wird. „Das erschwert es den Zecken, zu einer möglichen Einstichstelle zu kommen.“

Zweimal im Jahr eine professionelle Zahnreinigung, das muss schon sein. Meine Krankenkasse bezahlt diese Privatleistung auch anteilig. Was aber nicht geht, ist, dass Zahnärzte die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung verweigern, wenn der Patient keine Zahnreinigung dazu bucht. Dies ist auch standesrechtlich nicht erlaubt, wie die Kassenzahnärztliche Vereinigung Niedersachsen (KZVN) auf Anfrage von Katja Mielcarek klarstellt. Zwei Patienten einer Leeraner Praxis hatten uns von dieser Erfahrung berichtet. Erfährt die KZVN von so einem Vorfall, leitet sie sofort Ermittlungen ein - und empfiehlt dem Patienten, sich einen anderen Zahnarzt zu suchen. In ihrem Kommentar geht Katja Mielcarek allerdings darauf ein, dass die Patienten ihrem Arzt ausgeliefert sind.

Kettcar, klar, kennen wir alle aus unserer Kindheit, weil wir damit unsere Runden gedreht haben. Bei diesem Kettcar aber gilt Leer, Hamburg, Berlin. Das sind nämlich die Auftrittsorte der 2001 gegründeten Hamburger Indie-Band, für die es nach der Corona-Zwangspause nun wieder losgegangen ist. Claus Hock berichtet über das Konzert am Dienstagabend im „Zollhaus“. Vor dem Auftritt hat er noch ein Interview mit Gitarrist Erik Langer geführt, vor allem über die schwierige Pandemiezeit ohne Auftritte: „Es war auch schwierig, sich zu motivieren, ohne zu wissen, ob man auftreten kann.“

Was heute wichtig wird:

  • Viele Gastronomen haben infolge der Corona-Pandemie aufgegeben. Gegen den Trend handeln Freudenbergs aus Hesel. Die Experten für Heizung und Sanitär wollen das ehemalige Hotel Preyt in Holtland nicht nur renovieren. Christine Schneider-Berents berichtet.
  • Nachdem der Rat der Stadt den Beschluss bestätigt hat, die Verantwortung der Kindergärten an den Landkreis abzugeben, gibt sich der Kreis unbeeindruckt. Man werde nun mit den Vorbereitungen beginnen, die Aufgabe selber zu übernehmen. Mehr von Katja Mielcarek.
  • Wie geht es weiter mit der Kunstschule und dem Mach-mit-Museum in Aurich? Heute entscheidet der Stadtrat, ob das Projekt Umzug/Zusammenlegung beerdigt wird oder nicht. Marion Luppen berichtet über die Sitzung.
  • Wer „workation“ (work + vacation) googelt, sieht Bilder von barfüßigen Leuten in Shorts mit Laptop unter Palmen. Aber es geht auch anders: Ostfriesland könnte in diesen Markt einsteigen. Imke Oltmanns traf dazu Joke Pouliart in Carolinensiel.
  • Im Landkreis Leer ist der „Easy Shopper“ schon etabliert. Das smarte Einkaufssystem, das schon in drei Läden angeboten wird, ermöglicht das Self-Scanning der Artikel. Dadurch wird der Einkauf beschleunigt. Warum gibt es „Easy Shopper“ nicht im Landkreis Aurich?
  • Die Freie Bürgerliste Krummhörn hat mit einem Antrag eine Diskussion um Ferienwohnungen in Greetsiel losgetreten. Claus Hock hat mit Fraktionschef Heiko Ringena über die aktuelle Situation und das eigentliche Ziel des Antrags gesprochen.
  • Emden hat innerhalb der Stadtgrenzen viele grüne Schätze. Die Emderin Mona Hanssen hat die sechs schönsten Parks und Grünanlagen herausgesucht und stellt ihren ökologischen Wert für Mensch und Umwelt vor.
  • Nach den Protesten der Greetsieler Fischer beim Besuch von Ministerin Barbara Otte-Kinast steht weiter die Frage im Raum, wie die Fischer angesichts der hohen Dieselpreise unterstützt werden können. Michael Hillebrand hat jetzt noch einmal nachgefragt.
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