Was Sie heute wissen müssen

Wasser, Lebensquell und Gefahr | LNG-Terminal, Ausweg aus der Krise | Germania, Showdown fürs Team

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 06.05.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Ostfriesland wurde vom Wasser geformt, bis heute wird es auch vom Wasser geprägt. Mal zu viel, mal zu wenig, allein in diesem Jahr haben wir schon alles erlebt. Dem Klimawandel sei dank, hatten wir im Februar viel zu viel Wasser, im März und April zu wenig. Die alten Rezepte - Schutz in Richtung Nordsee und das Wasser im Binnenland möglichst schnell rauspumpen - werden auf Dauer nicht mehr funktionieren. Umweltminister Olaf Lies (SPD), aber auch die Landwirte in Ostfriesland fordern ein neues „Wassermanagement“. Ottmar Ilchmann etwa, Landeschef der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, betrachtet die zunehmend austrocknenden Böden mit Sorge. „Seit Jahren beobachten wir, dass die Wetterphasen extremer werden – deutlich längere Trockenphasen und wenn es regnet, dann schüttet es.“ Ole Cordsen hat sich mit ihm und einigen anderen Fachleuten über die Herausforderungen unterhalten.

Um den Klimawandel einzubremsen, bedarf es aber noch ganz anderer Maßnahmen. Im Mittelpunkt steht die Energiewende. Dafür steht seit Jahrzehnten die Firma Enercon in Aurich. Erst Ideenschmiede des genialen Erfinders Aloys Wobben, dann ein Marktführer bei Windkraftanlagen, dann, fett und selbstsicher geworden, folgten eine Existenz erschütternde Krise und jetzt der Wiederaufstieg. Enercon will neue Windkraftanlagen nun schneller und günstiger auf den Markt bringen. Gemeinsam mit Forschern haben sie nun einen Weg gefunden, Prototypen deutlich rascher zur Marktreife zu bringen. Das „Cert-Bench“ getaufte Vorhaben ist laut Enercon zumindest schon mal für eine Modellreihe geglückt. Noch einmal Ole Cordsen.

Vor bald drei Jahren war ich mal bei einer Pressekonferenz des binationalen Bahnprojekts „Wunderline“ in Winschoten. Ich staunte über die Geschwindigkeit von Planungsprozessen beim niederländischen Projektpartner. Und nicht nur ich, auch die niedersächsische Landesregierung, die daraufhin ein paar führende Beamte zur Nachhilfe ins Nachbarland schickte. Aber auch auf äußeren Druck - den Ukraine-Krieg - passieren Dinge, die zuvor unmöglich erschienen. Gestern war in Wilhelmshaven, in Anwesenheit der Wirtschaftsminister Robert Habeck und Bernd Althusmann, der Startschuss für den Bau eines LNG-Terminals. Kein Vierteljahr nach der Ankündigung wird schon gebaut, und Verträge werden unterschieben. Konkret wurden die ersten Rammarbeiten für einen Anbau an der Uniper Brücke vorgenommen. An diesem Anbau soll das schwimmende Terminal fest anlegen. Imke Oltmanns war vor Ort.

Mit Energie hat auch die Geschichte von Andreas Ellinger zu tun. Mit einem Energieversorger, der bei seinen Kunden für negative Energie sorgt. Nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres würde der 88-jährige Helmut Friedrich „sein EWE-Team“ am liebsten zum Teufel jagen. Nach Verkauf seines Hauses in der Krummhörn meldete sich der Emder bei der EWE als „Verbraucher“ ab, wird aber bis heute mit Mahnungen und Rechnungen für die frühere Immobilie terrorisiert. Der Grund: Der Käufer gab Friedrich weiterhin als Bewohner des Hauses an, und die Dokumente, mit denen der alte Herr seinen Auszug belegte, wurden von der EWE ignoriert. Erst mit unserer Anfrage scheint Bewegung in den Konflikt zu kommen. Oh Mann, EWE.

„Voll schuldfähig“, zu dieser Einschätzung kam der psychiatrische Gutachter im Mordprozess gegen einen 34-jährigen Angeklagten, der im Dezember eine 26-jährige aus Weener umgebracht hatte. Zur Prozesseröffnung hatte der Braker behauptet, unter Kokaineinfluss gestanden und seine Bekannte quasi aus Versehen getötet zu haben. Beidem widersprach der Psychiater am zweiten Prozesstag im Landgericht Oldenburg. Damit kann der Mann zu lebenslanger Haft verurteilt werden. Die Details der Verhandlung hat Franz-Josef Höffmann aufgeschrieben.

Vom Tod zum Leben: Nach den Emdern wehren sich nun auch die Auricher dagegen, dass ihre ab 2028 geborenen Kinder „Südbrookmerland“ als Geburtsort im Pass stehen haben. Der Auricher Stadtrat hat gestern einstimmig eine Resolution beschlossen, in der der Erhalt einer Entbindungsmöglichkeit in der Kreisstadt gefordert wird. An den heutigen Klinikstandorten in Norden und Aurich plant der Landkreis ambulante Gesundheitszentren. Dazu ist gerade eine Machbarkeitsstudie in Arbeit. Allerdings: Zentralklinik-Chef Claus Eppmann hatte sich bereits 2019 ablehnend geäußert. „Die Trägergesellschaft Kliniken Aurich-Emden-Norden wird die klinische Geburtshilfe zukünftig an einem Standort konzentrieren.“ Marion Luppen berichtet.

Die „Hells-Angels-Wiesmoor-Connection“, die Daniel Noglik vor drei Wochen aufgedeckt hatte, ist ein kompliziertes Firmengeflecht. Im Mittelpunkt steht das Unternehmen KS-Consult, zu dem unter anderem ein Dönerladen, eine Shisha-Bar und ein Wettbüro gehören – Unternehmen in Branchen also, die häufig mit dem Vorwurf der Geldwäsche in Verbindung gebracht werden. Wie funktioniert Geldwäsche? Warum ist sie so schwer zu verfolgen? Und was hat sich in den vergangenen Jahren getan? Darüber hat Daniel Noglik mit Prof. Mohamad El-Ghazi gesprochen, Direktor und Mitbegründer des Trierer Instituts für Geldwäsche und Korruptions-Strafrecht. Ein lesenswerter Erklärtext.

Die spannendste Frage dieses Freitags führt uns nach Leer, zur Germania, jenem traditionsreichen Fußballclub, der uns seit Tagen in Atem hält. Richtet der Vorstand um Ferhad Özdenir den Landesligisten nun komplett zugrunde? Oder war’s doch der inzwischen gefeuerte Trainer Michael Zuidema? Wer ist der Gute, wer ist der Böse? Heute Abend jedenfalls schlägt zumindest für die Mannschaft die Stunde der Wahrheit, schreibt Niklas Homes. Denn es ist ein Training angesagt, und die Mannschaft beschloss den Boykott. Interimstrainer Frank Bajen wird da sein, aber wer noch? Wir bleiben am Ball.

Was heute wichtig wird:

  • In Weener wird über die Zukunft des Hafens diskutiert. Jetzt hat die Stadt die Anwohner zu einem Arbeitskreistreffen eingeladen. Tatjana Gettkowski war vor Ort und berichtet, was es für Ideen für den Hafen gibt.
  • Beinahe zwei Monate ist es her, dass Bürgermeister Claus-Peter Horst angekündigt hat, bei der Bahn vorstellig zu werden, damit den Betroffenen der Donnerzüge endlich geholfen wird. Allerdings gibt es bis heute noch nicht einmal einen Gesprächstermin, weiß Katja Mielcarek.
  • Gefrustete Förster, überhebliche Hundehalter, die nicht einmal mehr im Naturschutzgebiet ihren Fiffi an die Leine nehmen: Zwei Auricher OZ-Lokalredakteure über die gegensätzlichen Standpunkte.
  • Reinemachen auf dem Meeresboden. Imke Oltmanns war auf der Nordsee unterwegs, wo Taucher zu bekannten Wracks abtauchen und die sich dort sammelnden verlorenen Fischernetze hochholen.
  • Auf einem Stand-Up-Paddlebord will die Kinderonkologin Birgit Birkhardt von Münster aus bis nach Greetsiel kommen. Dahinter steckt ein guter Zweck. Claus Hock berichtet über die ungewöhnliche Aktion.
  • Die Großwetterlage bescherte Ostfriesland im vergangenen Monat lange Zeit stabile und ungewöhnliche Bedingungen. DWD-Mitarbeiter Jörg Deuber erklärt Gordon Päschel, was es damit auf sich hat.
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