Was Sie heute wissen müssen Garstiges Gas | CRJ und der Porsche | Pinocchio-Eisbecher

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 24.06.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 7 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Sie glauben gar nicht, wie angenehm es war, dass ich 14 Tage lang jeden Morgen diesen Newsletter aus der Feder von Carmen Leonhard, Timo Sager und Denis Krick lesen durfte. Auf der anderen Seite stehen, sich informieren lassen über das Wichtigste vom Tage. Nach-lesen, was ich sonst vor-lese. Aber nun bin ich wieder dran, nach einer Woche Urlaub und kenntnisreichen Bildungstrips nach Bergen, Kopenhagen und Wien. Und weil ich wieder dran bin, konnte ich gestern nur einen Teil des „Heimatabends“ sehen, den die ostfriesischen Schriftsteller Jan Brandt und Silvie Gühmann im „Zollhaus“ in Leer veranstalteten. Sehr kurzweilig und mit viel Charme und aufmerksamen Worten für die OZ: Kein Wunder, Gühmann hatte bei uns volontiert, und Brandt zumindest erste Schreibversuche in Logabirum gestartet. Um erfolgreich zu werden, musste der Ihrhover Ostfriesland allerdings verlassen.

So, Schluss mit der Gefühlsduselei. Jetzt suche ich einen Übergang zum aktuellen Geschehen - und finde ihn nicht. Da hilft nicht mal das Wetter - heute soll es leider regnen - und schon gar nicht der Blick in die Welt. Allzu trüb sind die Aussichten. Die Bundesregierung, namentlich Vizekanzler Robert Habeck, hat gestern beim Notfallplan Gas die Alarmstufe ausgerufen. „Gas ist von nun an ein knappes Gut in Deutschland“, sagte der Wirtschaftsminister und rief dazu auf, Gas zu sparen. „Es wird eine nationale Kraftanstrengung. Aber wir können sie in Solidarität miteinander bewältigen - Bund, Länder und Kommunen, Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, die Zivilgesellschaft.“ (Die Erklärung, was der Notfallplan vorsieht, lesen Sie hier)

Wie Putin durch eine Einschränkung der Liefermengen das Gas als Waffe benutzt und mit unseren Ängsten spielt, bleibt auch für uns als Endverbraucher nicht ohne Folgen. EWE-Chef Stefan Dohler hat die Gas-Kunden der Region gestern auf weiter drastisch steigende Preise vorbereitet. Das betrifft allein in Ostfriesland Tausende Haushalte, die bereits zum April (durchschnittlich 40 Prozent mehr) und zum Juli (plus 30 Prozent) tiefer in die Tasche greifen mussten. Es gilt mittlerweile als möglich, dass die EWE die Gaspreise nicht mehr nur von Quartal zu Quartal erhöht, sondern sogar von Woche zu Woche. Glück hat zurzeit, wer in Emden wohnt. Die Gas-Kunden der Stadtwerke müssen für dieses Jahr nicht mehr mit einer Preiserhöhung rechnen, wie ein Sprecher versicherte. Warum das so ist, hat Politikredakteur Martin Teschke recherchiert.

Die aktuelle Gaskrise bedroht unsere Geldbeutel im Übrigen nicht nur direkt, sondern auch indirekt, denn das Ansteigen der Gaspreise stört das wirtschaftliche Gleichgewicht in vielen Bereichen, von der Industrie, über den Arbeitsmarkt, das Gesundheitssystem bis zum Thema Immobilienkauf. Dirk Fisser, Tobias Schmidt, Rena Lehmann, Thomas Ludwig, Uwe Westdoerp und Corinna Clara Röttker von der Neuen Osnabrücker Zeitung haben ganz viele Aspekte zusammengetragen.

Auch der Umstieg auf regenerative Energieträger fordert viele Opfer. Zum Beispiel muss der Strom, der Offshore, also in der Nordsee, von Windkraftanlagen produziert wird, ja auch irgendwie zu uns kommen, an Land. Dafür werden derzeit aufwändige Leitungstrassen geplant. Eine im Bau befindliche führt auch quer durch die Insel Norderney, über den Nordstrand und durch die Dünen hindurch. Unsere Wittmunder Reporterin Imke Oltmanns hat sich nicht nur die Baustelle angeschaut, sondern auch mit den Verantwortlichen des Leitungsunternehmens Tennet gesprochen. Sie ließ sich auch erklären, warum die Stromkabel über die Inseln geführt werden müssen und nicht zwischen den Inseln verlegt werden können.

Eigentlich hatte ich ja angenommen, dass es bei der spektakulären „Wiesmoor-Connection“, jenem kriminellen Firmen-Netzwerk, das der einst hoch angesehene Wiesmoorer Christian Rademacher-Jelten, kurz CRJ aufgebaut hat, keine neuen Überraschungen mehr geben wird. Pustekuchen. Wie Investigativ-Reporter Daniel Noglik gestern recherchierte, wurde am Freitag in den Niederlanden nach einer Verfolgungsjagd mit der Polizei ein Porsche Cayenne gestoppt, dessen letzter bekannter Besitzer CRJ war. Er hatte die Luxuskarre ausgeliehen und nicht zurückgegeben. In dem auffälligen Wagen fand sich jede Menge Geld, mutmaßlich eine sechsstellige Summe. Woher das Geld kommt und wem es gehört, ist noch nicht geklärt.

Keine Verständigungsprobleme hatte die niederländische Polizei mit dem Fahrer des Wagens, der per Betäubungswaffe gestellt wurde. Der Mann war nicht CRJ - der sitzt im Knast - sondern ein Niederländer. Von Verständigungsproblemen handelt aber eine andere Geschichte, die der Auricher Reporter Ole Cordsen recherchiert hat. Erst am Mittwoch schrieb er über Warnungen der Bauindustrie, beim schnellen Ausbau des Glasfasernetzes gebe es oft Pfusch, gestern ergänzte er, warum die Behörden diese Probleme nur schwer in den Griff bekommen. Zwar prüfe die Berufsgenossenschaft Bau auch Breitband-Baustellen. Doch längst nicht immer können sich die Prüfer überhaupt verständlich machen, wenn sie auf Südosteuropäer treffen, die keine Deutschkenntnisse haben. Das sei zwar nicht erlaubt, aber gängige Praxis, berichten Insider. Ebenso wie Mängel an der Bauausführung und der Baustellensicherung. Warum die sonst so kontrollfreudigen Behörden da nicht konsequent durchgreifen, verstehe, wer will.

Um die deutsche Sprache geht es auch in Moormerland. Im Kulturausschuss gab es überraschend eine Debatte, die wir auch in der Redaktion kennen. Es ging ums Gendern, in dem Fall um das sogenannte Binnen-I wie bei BürgerInnen. Gemeinderat Jens-Rainer Bohlsen empörte sich über das Gendern in einem Schreiben des Rathauses - allein aus sprachlicher Perspektive. „Grauenvoll“ sei dies und lediglich eine „Mode“. Lokalreporter Tobias Rümmele schrieb bei der turbulenten Diskussion mit und verrät auch, ob sich der CDU-Politiker durchgesetzt hat.

Manchmal, das erscheint unvermeidlich, müssen sich Lokalreporter auch zum Affen machen. Zum Beispiel Katja Mielcarek, die sich und weitere Kollegen zu einem ungewöhnlichen Eistest animierte. Es ging um einen Klassiker, fast so begehrt wie das Spaghetti-Eis mit Erdbeersoße. Richtig, Sie ahnen es schon, es geht um den Pinocchio-Eisbecher. Nicht nur die Preise gehen ziemlich auseinander, auch die Machart und der Geschmack. Aber bestellen Sie mal als Erwachsener einen Pinocchio-Eisbecher. Die hämischen Kommentare der anderen Eisesser möchten Sie nicht hören, oder Katja?

Was heute wichtig wird:

  • Der Krieg und seine Folgen: Immer wieder heißt es, an Bord von Schiffen würde es Streit zwischen Russen und Ukrainern geben. Stimmt das? Michael Kierstein hat bei Leeraner Reedern nachgefragt.
  • Trickbetrüger werden immer raffinierter. Eine Frau aus Oldersum erhielt kürzlich einen betrügerischen Anruf. Wie sie der raffinierten Masche der Täter entging, hat sie Nikola Nording berichtet.
  • Wie geht es mit dem Gelände der seit Jahren leer stehenden Blücherkaserne in Aurich weiter? Angeblich entwickelt derzeit ein Zahnarzt einen Teil des Areals. Nicole Böning berichtet, was dort geplant ist.
  • Im De Baalje in Aurich erleben es Mitarbeiter immer häufiger, dass Familien gehen, weil das Hallenbad geschlossen ist. Auch bei schönstem Wetter behaupten Eltern, es ihren Kindern nicht zumuten zu können, ins kalte Wasser zu hüpfen. Gabriele Boschbach wundert sich.
  • Zwei Haus-Entwürfe des Funnixer Architekten Thater haben jüngst das Dorf in Aufruhr versetzt. Die Hausherren von Haus 1 können das nicht verstehen. Sie finden ihr Haus super - und erzählen Susanne Ullrich auch warum.
  • 20 Kilo Elektroschrott produziert jeder Deutsche im Jahr. Viele Sachen werden günstig gekauft und schnell weggeworfen. Repair-Cafés – etwa in Emden – gehen dagegen an. Das Angebot ist für jeden was, hat Mona Hanssen festgestellt.
  • Bürgermeister haben in der Regel Stellvertreter. Auch die Krummhörner Bürgermeisterin Hilke Looden hätte sich eine Vertretung gewünscht. Verhindert hat dies die SPD. Was aber passiert, falls sie mal für eine längere Zeit ausfallen sollte? Michael Hillebrand fragt nach.
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