Was Sie heute wissen müssen Wohlschmeckendes Büffelfleisch | Stress wegen Torfabbau | E-Scooter-Verleih nach Leer?

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 05.07.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Andreas Ellinger, einer unserer hartnäckigsten Reporter und aufgrund intensivem Auf-den-Grund-Gehens ein Schrecken der Presseabteilungen in Ostfriesland, hat in seiner schwäbischen Heimat ein paar Kühe auf der Familien-Weide stehen, so viel weiß ich. Dass er großen Gefallen an Wasserbüffeln entwickelt hat, war mir vor kurzem neu. Die schweren, exotischen Zotteltiere könnten jedenfalls für ostfriesische Landwirte eine Zukunftsperspektive sein. Gedeihen sie doch besonders gut auf nassen Wiesen, wie auch auf wiedervernässten Moorflächen. Dass das Fleisch der Büffel besonders wohlschmeckend ist und die Biester sogar Birken abknabbern, schildert Andreas in seinem jüngsten Bericht, in dem er „Steaks für Klimaschützer“ anpreist.

Nicht gut Kirschenessen mit den Bürgern ist zurzeit für die Kreisverwaltung Aurich. Stress gibt es zum Beispiel nach einem anonymen Beschwerdebrief von angeblichen Mitarbeitern des Rettungsdienstes im Landkreis, in dem es um zu große Arbeitsbelastung und sogar eine Gefährdung der Einsatzfähigkeit geht. „Bitte helfen Sie uns!“, heißt es da, von wem auch immer. „Wir sind alle überarbeitet und ausgebrannt und unser Chef ändert nichts daran, sondern droht uns.“ Das Gewerbeaufsichtsamt will nun die Vorwürfe überprüfen, die Kreisverwaltung indes weist sie umgehend zurück und spricht von einer „Einzelmeinung“. Und, so der Landkreis: „Die Anerkennung der Geschäftsführung für die Leistung der Kolleginnen und Kollegen ist hoch.“ Ganz so eindeutig sieht das die Politik aber nicht. Marion Luppen über einen Konflikt, den es so oder so ähnlich vor eineinhalb Jahren auch schon im Landkreis Leer gab.

Stress gibt es für das Kreishaus auch mit einigen Bürgern in Marcardsmoor. Die hatten kürzlich bei einer Anhörung Einwände gegen den geplanten Abbau von Torf auf einer rund 80 Hektar großen Fläche vorgebracht und den Eindruck, „dass ihre Einwendungen kaum ernst genommen wurden und sie hauptsächlich als gesetzlich notwendige Schaufensterdeko da waren“. Kreissprecher Rainer Müller-Gummels widerspricht auf Anfrage von Ole Cordsen vehement: „Dieser Eindruck ist sicherlich in der eigenen Betroffenheit der Einwänder begründet, trifft aber in keiner Weise zu.“ Jede eingegangene Stellungnahme werde fachlich aufgearbeitet und ernst genommen. Die Grundfrage aber bleibt: Warum wird überhaupt noch klimaschädlich Torf abgebaut, wenn sonst in Ostfriesland die Zeichen auf Moorvernässung (und - ja, Andreas - auf Wasserbüffelzucht) stehen?

Bleiben wir in Wiesmoor. Dort beschäftigt ja ein anderes Thema gerade noch viel mehr: Die Hinterlassenschaften des Christian Rademacher-Jelten und seines mutmaßlich betrügerischen Firmen-Konstrukts. Daniel Noglik hat die absurde Geschichte des nicht zurückgeforderten städtischen 30.000-Euro-Zuschusses für Germania Wiesmoor nachvollzogen und festgestellt, dass die Stadt mit ihrem unsauberen Verfahren, „In-sich-Geschäfte“ zu legitimieren, gegen ihre eigenen Förderrichtlinien verstößt. Dazu kommt, dass der Verein nicht mal alle Belege beibringen kann, wie der Vorsitzende Focko Schoon im Gespräch mit der NWZ bestätigt. Mit uns spricht der Mann ja nicht mehr.

Dass sich die Stadtverordneten und ihr Bürgermeister Sven Lübbers selber ins Knie schießen, in dem sie über die strittigen Vorgänge nicht öffentlich, sondern hinter verschlossenen Türen diskutieren. Und dass sie sich außerdem um eine juristische hieb- und stichfeste Verfahrensweise drücken, hat Daniel in seinem Kommentar betont.

Unverhofft kommt oft, auch in Emden. Die Stadtverwaltung, die gerade in der Kritik ist, weil sie trotz hoher Schulden jedes Förderprojekt mitnimmt, ohne Rücksicht auf die geforderten Eigenbeteiligungen, scheint Glück zu haben. Sie rechnet für den Herbst mit einem „signifikanten Millionenbetrag“ von ihrem Hauptsteuerzahler Volkswagen. Um wie viel genau es geht, will Oberbürgermeister Tim Kruithoff unter Hinweis aufs Steuergeheimnis nicht sagen. Und auch über dieses könnte man womöglich streiten. Denn es geht um Nachzahlungen aus den Jahren 2007 bis 2010. Ob nach 15 Jahren überhaupt noch eine Geheimhaltungspflicht besteht? Mona Hanssen berichtet.

Wenn ich in der Großstadt bin und Zeit habe, miete ich mir als erstes einen E-Scooter und erkunde die Stadt. Die kleinen Elektroroller bieten einen viel größeren Erlebnisradius als Zu-Fuß-Gehen und sind fast überall verfügbar. Fünf Apps habe ich inzwischen auf meinem Smartphone, weil es in Wien und Bergen andere Anbieter gibt als in Berlin und Hamburg. Ob es solche E-Scooter demnächst auch in Leer oder anderen Städten Ostfrieslands geben könnte, hat Michael Kierstein abgefragt. Konkret lasen sich die Anbieter über ihre Pläne nicht aus, aber eine andere Form der E-Mobilität ist gerade zurückgekehrt: Die „Küstenflitzer“, Motorroller mit Elektroantrieb, können nach einer kurzen Pause wieder gechartert werden.

Viel zu lesen gab es in den vergangenen Jahren über den Eichenprozessionsspinner. Der kleine, wärmeliebende Falter produziert im Raupenstadium kleine, feine Härchen, die bei Berührung fiese Hautverbrennungen verursachen. Vera Vogt hat ein Spezialunternehmen beobachtet, als es in Wymeer, im Rheiderland, Nester dieser Tiere ausräumte, in voller Schutzmontur. Außerdem gibt sie drei gute Tipps, was die Bürger tun können, wenn sie die Nester an den Eichen im Vorgarten entdecken. Das sollten Sie unbedingt lesen.

Was heute wichtig wird:

  • Weil das Altenheim Pro Senis und zwei Privatleute mitspielten, konnten die Leeraner Stadtwerke einen Kanal über eine viel kürzere Strecke verlegen als geplant. Das reduziert die Kosten drastisch. Zu leiden hatten allerdings die Bewohner von Pro Senis. Katja Mielcarek berichtet.
  • Eigentümer denkmalgeschützter Häuser können bei der energetischen Sanierung das Klima schützen und den Geldbeutel schonen. Angesichts der explodierenden Energiepreise soll das noch einfacher werden. Tatjana Gettkowski berichtet.
  • In Moormerland gibt es weiter Streit darum, ob vor dem Rathaus die Ostfriesland-Flagge wehen sollte. Am Wochenende hisste ein Verein gar in Guerilla-Manier die schwarz-rot-blaue Flagge. Der Bürgermeister ist von der Aktion gar nicht begeistert, wie Tobias Rümmele berichtet.
  • Janina Goltz wird neue Vorständin bei der Raiffeisen-Volksbank Aurich. Sie ist die erste Frau in diesem Amt in Ostfriesland und das auch noch in Teilzeit, denn sie ist Mutter. Wie vereinbart sie Familie und Karriere? Ole Cordsen hat nachgefragt.
  • Enno Vieth geriet vor einem Jahr mit seinem Volvo 164 durch einen Unfall in den Nordgeorgsfehnkanal. Dass sein Oldtimer noch alte Fensterkurbeln hatte, rettete ihm vermutlich das Leben. Jens Schönig stellt die richtige Überlebensstrategie für den Fall des Kanalunfalls vor.
  • In der Serie „Aktenzeichen Ostfriesland“ porträtiert Gabriele Boschbach Susanne Ptak. Die Leeranerin hat sich eine Karriere von der Bastelbuch-Autorin zur Krimi-Autorin gestrickt. Sie mordet literarisch in ganz Ostfriesland.
  • Ministerpräsident Stephan Weil ist auf Sommerreise und kommt nach Ostfriesland. Die führt den Wahlkämpfer an diesem Dienstag nach Emden und unter anderem ins VW-Werk. Gordon Päschel begleitet Weil bei seinem Besuch.
  • Die Gemeinde Hinte hat ein eigenes Tourismuskonzept erarbeitet. Erste kleinere Maßnahmen wurden bereits umgesetzt. Wie aber sieht es mit den weiteren Plänen aus? Was kommt da noch? Michael Hillebrand fragt nach.
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