Was Sie heute wissen müssen Hitze und kein Gasmangel | EWE-Kundin Vertrag gekündigt | Kultur und Kickers leiden

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 15.08.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Sommer ist ja wirklich etwas Schönes, aber gerade fühlt es sich ein wenig übertrieben an. 32 Grad in Ostfriesland - ist das eigentlich erlaubt? In der 15. Folge unserer Klima-Videoreihe „Die Klima-Checker“ hat sich Robert Mohr damit befasst, was die Hitze eigentlich mit uns macht. Mattigkeit, Sonnenbrand und Schlafstörungen - die Menschenmassen, die am Wochenende die ostfriesischen Badeweiher bevölkerten, wollten davon allerdings wenig wissen. Und an Gaskrise und Winter mag bei diesen Temperaturen ohnehin niemand denken.

Dabei gab es gute Nachrichten: Zwei Wochen früher als geplant wurde gestern 75 Prozent Füllstand bei den deutschen Gasspeichern gemeldet. Und das, obwohl Putin nur 20 Prozent der vereinbarten Gasmengen liefert. Dafür liefern gerade die Partner in Nordwesteuropa - Norwegen und die Niederlande - mehr als in den Vorjahren.

Beneidenswerterweise überhaupt keine Sorgen beim Thema Gas hat Christian Abrams aus Norden. Nur 82 Euro pro Monat betragen die Energiekosten für sein selbst konzipiertes Haus mit immerhin 330 Quadratmetern Nutz- und Wohnfläche. Heizwärme liefert eine elektrische Wärmepumpe, zehn Kilowatt Leistung hat die Solaranlage auf dem weißen Flachdach. Eine „Zwangsbelüftung“ in Küche und Bad nutzt auch die Abwärme aus. Der gelernte Schiffsingenieur Abrams befasst sich schon seit 35 Jahren mit dem Thema optimale Energieausbeute. Gerade plant er in Norden ein Drei-Familienhaus, das komplett energieautark sein soll. Andreas Ellinger hat ihn besucht.

Währenddessen geht die „Zeitenwende“ voran. Damit ab Jahresende flüssiges Erdgas (LNG) per Tanker in Wilhelmshaven angelandet werden kann, muss nicht nur das Terminal rechtzeitig fertig werden, sondern auch dessen Anschluss an das Gasnetz. Bei Klimaaktivisten ist das Thema indes umstritten: Mehrere hundert Mitglieder der Gruppierung „Ende Gelände“ besetzten am Freitag eine Baustelle am Wilhelmshavener Jade-Weser-Port, die direkt mit dem geplanten Import von Flüssigerdgas zu tun hat. „Dies ist ein Tatort für Klimaverbrechen“, erklärte eine Sprecherin die Aktion, die am Nachmittag friedlich beendet wurde. Zu der Zeit ließ sich gerade Ministerpräsident Stephan Weil die Baustelle des LNG-Terminals zeigen. Imke Oltmanns war dabei.

Die Protestaktion in Wilhelmshaven war kein Einzelfall. Auch anderswo sind verbliebene Kernkraftwerke und Kohlekraftwerke, die in der Energiekrise wieder ans Netz gehen, bedroht - teilweise auch durch Extremisten, wie Innenministerin Nancy Faeser befürchtet. Unsere Berliner Korrespondentin Rena Lehmann fürchtet einen „heißen Winter“ und eine schwierige Aufgabe für die Sicherheitsbehörden: „Politik in der Demokratie darf nicht erpressbar sein – und muss den Extremisten von Links Einhalt gebieten.“

Der Oldenburger Energiekonzern EWE steht gleich mehrfach in der Kritik. Zum einen steht der Vorwurf im Raum, das Unternehmen würde an den hohen Energiepreisen mitverdienen. Zum anderen sind es die vielen Pannen im Umgang mit Kunden, die Vorstandschef Stefan Dohler neulich im OZ-Interview mit Problemen bei der Einführung einer neuen Software erklärt hatte. Aber ist das wirklich alles? Der Fall der Leeraner EWE-Kundin Sabrina Schumak, den Andreas Ellinger recherchiert hat, weckt zumindest Zweifel. Die EWE hat der Kundin ohne Auftrag den (günstigen) Gasvertrag gekündigt – Strom- und Telefonvertrag liefen aber weiter. Der Fehler lag, so die EWE, in der internen Bearbeitung.

Verunsichert sind in der gegenwärtigen Krisensituation auch Kulturfreunde. Obwohl die Corona-Restriktionen gefallen sind, leiden die Veranstalter unter der Zurückhaltung der Besucher. Selbst bei attraktiven Veranstaltungen sind die Zahlen mau. Marco Hanneken, Mitarbeiter im Leeraner Zollhaus, hat sich seinen Kummer vorige Woche in einem offenen Brief von der Seele geschrieben: „Ohne Kunst und Kultur wird es still.“ Michael Kierstein hat mit Hanneken und dessen Kollegen Daniel van Lengen über die Situation gesprochen.

Der Storch ist ein besonderer Vogel: Besonders groß und besonders selten, wobei Letzteres inzwischen gar nicht mehr zutrifft. Vor etwa 40 Jahren hatte man in der Region die Hoffnung schon fast aufgegeben, die Störche noch vor dem Aussterben retten zu können. Das hat sich deutlich verändert, vor allem, weil auch mit Hilfe von ehrenamtlichen Naturfreunden Dutzende Nester gepflegt werden. 67 Jungstörche wurden in diesem Jahr gezählt, inzwischen wird die Nahrung knapp, befürchtet „Storchenvater“ Hans Appiß. Nach jahrzehntelanger Arbeit für die Störche geht er nun in den wohlverdienten Ruhestand. Rieke Heinig hat mit ihm gesprochen.

Weniger gute Nachrichten kommen vom Regionalliga-Aufsteiger Kickers Emden. Auch das dritte Saisonspiel ging verloren. Gegen den Drittliga-Absteiger TSV Havelse verloren die Ostfriesen zu Hause mit 1:3. Immerhin gelang Tido Steffen der erste Treffer der Kickers in der Regionalliga. Warum Trainer Stefan Emmerling trotzdem zuversichtlich ist, können Sie im Video von unserem Kickers-Spezialisten Niklas Homes sehen.

Was heute wichtig wird:

  • Anwohner der Mühlenstraße in Leer beschweren sich über liegen gelassenen Müll und Ratten. Wie gehen der Abfallwirtschaftsbetrieb, Stadtwerke und die Stadt dagegen vor? Michael Kierstein fragt nach.
  • Im Streit um den Holtlander Poller ist ein brisantes Dokument aufgetaucht. Auch ein Fernsehteam hat sich die Geschichte vor Ort angeschaut. Rieke Heinig berichtet.
  • Marion Luppen berichtet über eine afghanische Familie, die in Aurich ein neues Zuhause gefunden hat. Sie wollen von ihren Erlebnissen in Kabul erzählen. Ein Hausbesuch mit der Flüchtlingshilfe Aurich.
  • Aurich verabschiedet sich heute, noch vor dem Vogelzug, von den Schwalben und verrät, wie man sich mit den Tieren gut stellt. Denn Schwalben stehen auf der Roten Liste. Nicole Böning berichtet.
  • In der Gemeinde Krummhörn wird anstelle eines Schützenfestes ein Biergartenfest ausgerichtet. Damit will man neue Besucher ansprechen. Bringt das etwas? Dorothee Hoppe hat nachgefragt.
  • Vor 70 Jahren erhielten Flüchtlinge aus dem Osten Land im heutigen Norden-Leybuchtpolder, das sie selbst eindeichen mussten. Wie erging es ihnen? Michael Hillebrand auf einer Reise in die Nachkriegszeit.
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