Was Sie heute wissen müssen Schiffbau tot | Gorbi tot | Globus lebt

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Eine Kolumne von Timo Sager
| 01.09.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Es war ein Sterben auf Raten. Seit Jahren siecht das, was jetzt noch Fosen Yard Emden heißt, vor sich hin. Nun ist der Hammer gefallen. Wie Claus Hock berichtet, ist die GmbH, die über zahlreiche Umwege aus den Nordseewerken hervorging, endgültig insolvent. Die Firma tut es ihren zahlreichen Vorgängern gleich, die den stolzen Schiffbaubetrieb mit einst Tausenden von Mitarbeitern weiterführen wollten. Gebaut wurden Fundamente für Windkraftanlagen, dann wieder Schiffe, dann Körbe für Lachsfarmen und wieder Schiffe – oder umgekehrt? Es ist schwierig, nicht den Überblick zu verlieren bei dem Hin und Her. Nun ist Fosen am Ende. 75 Mitarbeiter hatte die Firma zuletzt noch. Von den Nordseewerken übrig ist dann nur noch ThyssenKrupp Marine Systems mit einem Konstruktionsbüro. Schiffbau gibt es in Emden nicht mehr. Gordon Päschel über das Ende einer Ära.

Als ich am Dienstagabend die Meldung las, war ich erschrocken: Michael Gorbatschow ist tot, ploppte als Push-Nachricht auf meinem Handy auf. Er war 91, natürlich musste man damit rechnen. Aber es gibt Menschen, da denkt man irgendwie, sie sind ewig da. Leider nicht. Aber unsterblich gemacht hat sich der ehemalige sowjetische Staats- und Parteichef bei den Deutschen. Vermutlich gibt es kein anderes Volk auf der Welt, das ihm so dankbar ist wie wir. Ohne Gorbatschow hätte es die deutsche Einheit nicht oder jedenfalls nicht so schnell gegeben. Petra Herterich hat mit dem Papenburger CDU-Politiker Rudolf Seiters gesprochen. Als Chef des Bundeskanzleramtes hat er „Gorbi“ persönlich gekannt.

In Ostfriesland ist es wie in allen ländlichen Gegenden. Der Öffentliche Personen-Nachverkehr ist ein Sorgenkind. In weiten Teilen gibt es ihn gar nicht. Da wo es ihn gibt, fahren die Busse in der Regel selten. Aber: Selbst wenn einer fährt, fährt kaum jemand mit. Die Fixierung auf das Auto ist zu groß. Jetzt wurde eine neue Buslinie zwischen Wiesmoor und Augustfehn nach nur sechswöchigem Testbetrieb wieder eingestellt. Über Remels sollte sie Wiesmoor mit den Bahnhof im Ammerland verbinden und als Zubringer dienen. Einer, der den Bus wenigstens einmal genutzt hat, ist Tjark Gall. Er kommt aus Poghausen, promoviert aber gerade in Paris zum Thema „Mobilität in Städten und Stadtumgebung“. Tobias Rümmele hat mit dem Verkehrsexperten gesprochen. Er erklärt, warum es mit den Bussen in Ostfriesland schwierig ist. Aber: Er hat Hoffnung. Dank des 9-Euro-Tickets.

Vor einigen Wochen fiel meiner Kollegin Nicole Böning auf: Das Trinkwasser in Aurich schmeckt anders als sonst. Ganz dramatisch kam ihr der Unterschied nicht vor, aber er reichte ihr, um sich dorthin zu begeben, wo das Wasser herkommt: ins Wasserwerk. Dort erfuhr Nicole genau, wo das Wasser für Aurich gefördert wird, wie alt es ist oder was damit passiert, bevor es zu uns in die Leitungen fließt. Ach ja, der andere Geschmack. Ob sie den Grund dafür gefunden hat? Zumindest gibt es eine Theorie. 

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als in den 90er Jahren in Aurich die Markthalle gebaut wurde. Von Anfang an gab es heiße Diskussionen darüber, ob sie auf den damals noch unbebauten Marktplatz passt. Als sie da war, war sie wuchtiger, als viele erwartet hatten. Ein Brauhaus mietete sich in der Halle ein. Wenn ich es richtig weiß, war das Bier ganz lecker, aber die Stahl- und Glaskonstruktion war nicht wirklich gemütlich. Das Brauhaus kam weg, kleinere Gastronomie und Stände zogen ein. Die Diskussionen ebbten ab. Bis jetzt. Denn der Pachtvertrag läuft Ende des Jahres aus, der Stadt muss was einfallen. Und zwar schnell. Gabi Boschbach hat sich angesehen, welche Optionen es geben könnte. Zurück zum Brauhaus? Oder noch weiter zurück? Zu einem wieder unbebauten Marktplatz?

Früher sah man sie öfter auf Regalen in Wohn- oder Arbeitszimmern. Aber sie sind offenbar aus der Mode. Oder haben Sie noch einen Globus zu Hause? Vieles lässt sich viel einfacher am Handy erledigen. Aber man kann sich die Weltkugel ja auch zu Dekozwecken auf den Schrank stellen. Besonderer Blickfang dürfte ein Globus sein, der aus der Krummhörn kommt. Er zeigt zwar die ganze Welt, aber nur die ostfriesische. Ein Ostfriesenwitz hat Christoph Hünermann und Christiane Güth auf die Idee gebracht, einen besonderen Globus zu entwerfen. Jetzt hat es das kuriose Schmuckstück in die Kartensammlung der Berliner Staatsbibliothek geschafft. Claus Hock berichtet.

Was heute wichtig wird

  • Durch den Kasernen-Kompromiss ist der Eindruck entstanden, dass in Aurich die Unterbringung von Flüchtlingen in Turnhallen vom Tisch sei. Das ist aber nicht der Fall, wie Marion Luppen berichtet.
  • Höhere Preise für Energie beschäftigen auch Senioren- und Pflegeheime in der Region. Tatjana Gettkowski hört sich mal um, was das für die Bewohner bedeutet.
  • Die Emder Stahlbaufirma Klaas Siemens verlädt Bauteile für das LNG-Terminal in Wilhelmshaven. Gordon Päschel ist mit dabei.
  • Ein Mann soll bei einem Streit in einem Haus in der Heisfelder Straße in Leer mutwillig Feuer gelegt haben. Der mutmaßliche Täter steht ab diesem Donnerstag vor dem Auricher Landgericht. Katja Mielcarek ist dabei.
  • Die Erntezeit für Kürbisse hat begonnen. Mona Hanssen wirft in der neuen Folge unserer Serie „Leckerst un best“ einen Blick darauf, was man mit Kürbissen Leckeres kochen kann. Außerdem hat sie mit Landwirten darüber gesprochen, wie schwierig es ist, Kürbisse anzubauen.
  • Jochen Runar ist Ranger auf Langeoog und setzt sich dort für die Belange des Nationalparks Wattenmeer ein. Nicole Böning hat ihn einen Tag lang begleitet.
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