Was Sie heute wissen müssen Britin (96) beerdigt | Versorger liefert kein Gas | Weihnachtsbecher aus Glas

Joachim Braun
|
Eine Kolumne von Joachim Braun
| 20.09.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
Artikel hören:
Artikel teilen:

Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Puh, das gibt’s wirklich nur einmal. Die verstorbene Geschäftsführerin der „Firma“ wird beigesetzt, und die Hälfte der Menschheit, geschätzt vier Milliarden Leute, schauen zu. Ich gebe zu, ich gehöre zur anderen Hälfte und habe bis auf ein paar Minuten nach der Tagesschau nichts von der Beisetzung der Queen gesehen. Weniger aus Desinteresse als wegen fehlender Zeit. Schade eigentlich. Selbst bei den Kollegen, sorry: Kolleginnen, der Digitalredaktion lief die Liveübertragung in einem kleinen, stummen Fenster auf dem PC-Bildschirm. Nicht alle Kommentare, etwa über Schwiegerenkelin Meghan, genügten vornehmer Zurückhaltung. Ich sage Ihnen aber nicht, was Kristina Groeneveld so alles von sich gab.

Ruben Grüssing, Bürgermeister von Detern, hätte der Digital-Royalistin womöglich den Fehde-Handschuh hingeworfen. Als er vom Tod von Queen Elisabeth II. erfuhr, kaufte er sich umgehend ein Flugticket nach London, um ihr die letzte Ehre zu erweisen. Fast fünf Kilometer lang war die Schlange, in die sich Grüssing einreihte. Acht Stunden, die ganze Nacht, wartete er. Dann musste er allerdings wieder zurück nach Hause und saß deshalb, nach einem Gespräch mit Tobias Rümmele, gestern ebenfalls vor dem Fernsehschirm.

Warum gibt es so viel Anteilnahme für die verstorbene Königin. Marion Trimborn versucht das in ihrem Kommentar zu erklären. Und wenn Sie die vergangenen Trauertage in London nochmal nachlesen wollen, empfehle ich Ihnen unseren Liveblog.

Wie kriege ich jetzt die Überleitung hin von der in biblischem Alter entschlafenen Elisabeth zu einer jungen Auricherin, die allem Anschein nach einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel? Gar nicht, fürchte ich. Also verzeihen Sie bitte und gestatten Sie Sachlichkeit: In einem Mehrparteienhaus an der Popenser Straße war am Montagmorgen eine 20-Jährige tot aufgefunden worden. Die Polizei, die mit einem Großaufgebot angerückt war, sperrte den Bereich großräumig ab und gab erst am späten Nachmittag bekannt, dass es um ein Gewaltverbrechen geht. Ein Verdächtiger wurde demnach bereits festgenommen. Auch ein Videoteam von OTV berichtete von vor Ort.

Ein Billig-Anbieter von Strom und Erdgas war der Energieversorger ProEngeno aus Jemgum im Rheiderland nicht. Eher ein Pionier für regenerative Energien, gegründet als Genossenschaft. Jetzt hat ProEngeno bei seinen Kunden die Gaslieferung eingestellt. In der Begründung steht, dass das Unternehmen es nicht geschafft habe, „ausreichend Gasmengen zu angemessenen Preisen“ zu besorgen. Was nun zur Folge hat, dass die ostfriesischen Kunden aus bestehenden Verträgen in die Grundversorgung der EWE rutschen und die aktuellen Albtraumpreise bezahlen müssen. Geht das so einfach? Vera Vogt hat nachgefragt.

Ein guter Anwalt ist in Streitfragen Goldes wert. Dass der Strafrechtsanwalt, der gestern vom Landgericht Aurich in zweiter Instanz wegen Anstiftung zur Falschaussage und Strafvereitelung zu eineinhalb Jahren Haft auf Bewährung verurteilt wurde, etwas taugt, darf getrost bezweifelt werden. Daniel Noglik hat das Verfahren begleitet und erläutert die Hintergründe. Was mich richtig ärgert, ist, dass die Geldauflage, die der Jurist bezahlen muss, wegen dessen angeblicher „Armut“ von 10.000 auf 5000 Euro reduziert wurde.

Während dieser Anwalt seine Karriere schon hinter sich hat, steht die Juristin Laura Rothe noch ganz am Anfang. Die 32-Jährige ist auf dem Sprung an die Spitze der Auricher Stadtverwaltung. Bürgermeister Horst Feddermann möchte sie zur Ersten Stadträtin wählen lassen und damit zu seiner Stellvertreterin als Chefin der Verwaltung. Feddermann ist so überzeugt von der jungen Frau, dass er sogar auf eine Stellenausschreibung verzichten möchte. Dafür braucht er allerdings eine Drei-Viertel-Mehrheit im Stadtrat. Wie die Chancen dafür stehen, hat Marion Luppen recherchiert. Sie selber hat auch eine Meinung zu Rothe. Die können Sie in ihrem Kommentar lesen.

Auf Neues setzt jetzt auch die Werbegemeinschaft Leer - beim Weihnachtsbecher. Der ist bei vielen Leuten Kult und begehrtes Sammlerobjekt - spätestens seit 2017, als darauf „Weihnachtsmart“ statt „Weihnachtsmarkt“ stand. Neu ist dieses Jahr das Material: Glas statt Porzellan. Zum 30. Jahrestag sei etwas ganz Besonderes geplant gewesen, hieß es gestern bei der Präsentation. Vielleicht noch wichtiger für die Besucher des Markts: Diesmal werden vier Autos, vier Lastenfahrräder und zehn E-Bikes verlost. 320.000 Lose sollen verkauft werden. Nikola Nording berichtet.

Kickers Emden, unser Fußball-Vorzeigeclub in Ostfriesland, hat am Wochenende wegen des widrigen Wetters zwar nicht gespielt (und damit auch nicht verloren), an Schlagzeilen mangelt es trotzdem nicht. Der verhinderte Sportdirektor Daniel Franziskus sorgte Ende voriger Woche für Aufregung, als er in einem Interview mit dem „Kicker“ indirekt die Entlassung von Trainer Stefan Emmerling forderte. Jetzt hat sich der Kickers-Vorstand dazu geäußert und klar gemacht, dass Franziskus‘ Karrierechancen bei Kickers nun gegen Null gehen. Vornehmer drückt sich Vize-Vorstand Albert Ammermann aus: „Wenn ich mir eine Aufgabe bei Kickers Emden erhoffe, sind solche Äußerungen sicher nicht gerade förderlich.“ Wie die Vereinsführung trotz fehlender Siege zu Trainer Emmerling steht, schreibt Matthias Herzog.

Erinnern möchte ich zum Schluss nochmal an unsere Kandidatenporträts zur Landtagswahl. Die aussichtsreichsten Bewerber haben wir jeweils einen ganzen Tag lang begleitet, in diesem Fall Gerold Verlee (CDU), den Mona Hanssen präsentiert. Kandidaten mit geringeren Chancen haben wir gebeten, uns drei „Meilensteine“ zu benennen, wie den Leeraner FDP-Politiker Jens Völker, mit dem Nikola Nording sprach. Direktkandidaten von Parteien und Wählergruppen, die gar keine Chance haben, die Fünf-Prozent-Hürde zu überwinden, oder die auf einem aussichtslosen Listenplatz stehen, lassen wir außen vor. Ich habe Verständnis, dass das nicht allen gefällt.

Was heute wichtig wird:

  • Ein Erwachsener machte sich über das soziale Netzwerk Snapchat an ein 13-jähriges Mädchen aus Weener heran. Kann ein Verbot der Plattformen eine Lösung sein? Vera Vogt berichtet.
  • Samtgemeinde, was soll das noch? Hat sich diese Form überholt, fragt Karin Lüppen am Beispiel von Hesel und Dornum. Außerdem: Wieso gibt es Samtgemeinden nur in Niedersachsen?
  • CDU-Chef Friedrich Merz spricht sich für Fracking in Ostfriesland aus. Tobias Rümmele hat bei ostfriesischen Politikern nachgefragt, ob sie die umstrittene Form der Gas-Förderung gut finden.
  • In Blomberg hat ein Briefträger offenbar über Monate hinweg einen Teil der Post nicht zugestellt. Das fiel Anwohnern jetzt auf. Dem Postboten wurde gekündigt, Briefe fehlen noch immer. Susanne Ullrich berichtet.
  • Seit Jahren protestieren Anwohner gegen den Durchgangsverkehr in Westgroßefehn. Im Ortsrat soll am Donnerstag eine Umgestaltung der Ortsdurchfahrt vorgestellt werden. Oliver Bär berichtet.
  • Die Nosferatu-Spinne ist in aller Munde – und auch überall in Ostfriesland? Gordon Päschel hat nachgefragt, wie stark verbreitet die giftige Spinne ist und was es zu beachten gilt.
  • Vor allem die Region um Emden herum ist eine Metal-Hochburg. Doch die Musikszene hat mit Problemen zu kämpfen. Jetzt wurde das Coastrock abgesagt. Claus Hock fragt nach den Gründen.
Ähnliche Artikel