Kolumne „Intern“ Wie gehen wir mit den Direktkandidaten in Ostfriesland um?

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 30.09.2022 09:19 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Dutzende Frauen und Männer in Ostfriesland bewerben sich am 9. Oktober um einen Sitz im Landtag. Warum Neutralität nicht heißt, dass wir alle Kandidaten vorstellen, darum geht es in dieser Kolumne.

Wahlen sind das Hochfest der Demokratie – und der Lokalzeitungen. Schon vor einem Vierteljahr hatten wir uns deshalb in der Redaktion zusammengesetzt und diskutiert, wie wir den Landtags-Wahlkampf möglichst gehaltvoll für die Leserinnen und Leser bespielen. Vier Wahlkreise haben wir in Ostfriesland, interessant sind aber natürlich auch die angrenzenden Regionen. Die Kernfrage lautete: Wie gehen wir mit den Direktkandidaten um?

Zur Person

Joachim Braun (56) ist Chefredakteur der Ostfriesen-Zeitung, des General-Anzeigers und der Borkumer Zeitung. Davor leitete er die Redaktionen der Frankfurter Neuen Presse und des Nordbayerischen Kurier in Bayreuth. 2012 wurde er von einer Fachjury zu Deutschlands „Regional-Chefredakteur des Jahres“gewählt.

Da gab es für uns nur eine Lösung: Um nicht wochenlang die Zeitung zu einem Gutteil diesem Thema zu widmen und weil natürlich viele Kandidaten antreten, die sicher nicht gewählt werden (dafür habe ich großen Respekt!), fokussieren wir uns auf jene Bewerber, die eine reelle Chance haben, die Region künftig zu vertreten.

Dass sich damit das Spektrum der vorgestellten Kandidaten auf fünf Parteien beschränkt, nämlich SPD, CDU, Grüne, FDP und AfD (plus eine Linken-Kandidatin, die auf Platz 2 der Landesliste steht), ist bedauerlich für so manche Kleinpartei, hat aber nichts mit Voreingenommenheit oder Geringschätzung zu tun. Eine Partei, die 2017 lediglich 0,4 Prozent der Stimmen bekommen hatte, und in der politischen Diskussion bis heute kein großes Gehör findet, wird am 9. Oktober die Fünf-Prozent-Hürde nicht überwinden und damit auch nicht in den Landtag einziehen. Daran würde sich auch nichts ändern, wenn just der eine Direktkandidat im Landkreis Leer oder jener in Aurich ein Sensationsergebnis einfährt.

Natürlich kann jetzt der Vorwurf kommen, wir würden den kleinen Parteien ja gar keine Chance geben. Meine Aussage von oben sei sozusagen eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Klar, das kann man so sehen, mit politischen Realitäten hat das allerdings nichts zu tun. Natürlich wollen die Wähler wissen, wer für Ostfriesland kandidiert. Für die Parteientscheidung spielt das aber nicht die Hauptrolle. Die wird von anderen Faktoren geprägt, solchen, von denen man selten auf den Ostfriesland- oder Lokal-Seiten der Zeitung liest.

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