Was Sie heute wissen müssen Impfstoff in den Müll | Rademacher in der Haft | WattnExpress im Verzug

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 22.12.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Erinnern Sie sich noch? Es gab mal eine Zeit, keine zwei Jahre ist das her, da waren die Corona-Impfstoffe gefühlt so wertvoll wie Gold. Impfstoffe waren extrem knapp, geimpft wurde nach einem festen Fahrplan, und einige Leute, etwa zwei ostfriesische Klinik-Geschäftsführer, nutzten ihre Macht, um sich eine Spritze geben zu lassen, obwohl sie noch lange nicht an der Reihe waren.

Und heute? Da hört sich das an wie ein Märchen aus längst vergangenen Zeiten. Impfstoff gibt es im Überfluss - jedenfalls bei uns. Mindestens 50.000 Dosen, vermutlich aber weit mehr, wurden in Niedersachsen nach Überschreiten des Verfallsdatums weggeworfen. Mehr als 6000 waren es im Landkreis Aurich, während die Stadt Emden und die Landkreise Leer und Wittmund behaupten, nur wenige Ampullen weggeworfen zu haben. Rund 6,4 Millionen der acht Millionen Niedersachsen haben eine Impfung erhalten, etwa 6,2 Millionen eine zweite, knapp 5,4 Millionen eine dritte und bis jetzt 1,5 Millionen eine vierte. Hannah Weiden berichtet.

Mit jeweils sechs Jahren Gefängnis gegen zwei Angeklagte wegen Beihilfe zum Drogenhandel setzte das Landgericht Aurich im Prozess gegen den Wiesmoorer Drogensumpf ein deutliches Signal. Auch Christian Rademacher-Jelten, der mutmaßliche Drahtzieher der „Wiesmoor Connection“, hat einiges zu befürchten. Zunächst einmal entlässt ihn das Gericht, trotz eines 50.000-Euro-Kautions-Angebot, nicht aus der Untersuchungshaft. Begründung von Richter Björn Raap: Die Beweisaufnahme habe bisher zur berechtigten Annahme geführt, dass Rademacher-Jelten das ehemalige Autohaus Südema an der Wiesmoorer Hauptstraße wissentlich einer Bande von Drogendealern überlassen und dort die Aufzucht von Cannabis-Pflanzen gebilligt habe. Weitere neun Verhandlungstermine stehen Rademacher-Jelten bevor, wie Daniel Noglik berichtet.

Rademacher-Jeltens Post, privat wie geschäftlich, geht in dieser Zeit über den Tisch von Richter Raap. Der gedenkt auch nicht, daran etwas zu ändern, obwohl der Angeklagte dies wünscht. Belauscht fühlt sich in Verhandlungspausen auch Rademacher-Jeltens Verteidiger - von einem Polizeibeamten. Dem widersprach Richter Raap vehement und erläutert auch, warum so unüblich viele Polizisten im Gerichtssaal sitzen.

Wer mehr über die „Wiesmoor-Connection“ wissen möchte und auch über die Vorgeschichte des lhttps://www.oz-online.de/artikel/1324120/Berufungsprozess-gegen-ostfriesischen-Notar-anberaumtaufenden Prozesses, dem sei der Podcast „Aktenzeichen Ostfriesland“ empfohlen, den Nikola Nording moderiert. Gestern erschien Folge 2, von Daniel noch flugs aktualisiert, zu hören hier oder bei den üblichen Dienstleistern Spotify, Apple & Co.

Stress mit der Justiz hat auch ein Notar aus Leer. Er war im vorigen März wegen Betrugs verurteilt worden und ging in Berufung. Die erste Verhandlung fiel aus, nun geht es erst Ende April nächsten Jahres weiter. Bei einer Scheidungssache soll der Notar einen falschen Wert für eine Immobilie angesetzt haben - um Gerichtskosten zu sparen.

Dass in der Leer nach wie vor Verkehrschaos herrscht, ist bekannt. Nun flutscht der Verkehr rundherum wenigstens wieder. Die Baustelle auf der A28 zwischen Leer-Nord und -West wurde diese Woche abgeräumt. Auch die Sanierungsarbeiten auf dem Abschnitt zwischen dem Autobahndreieck Leer und der Anschlussstelle Leer-West sind „weitestgehend abgeschlossen“, teilte die Autobahn-Gesellschaft des Bundes mit. (Und auch in Oldenburg sind die Bauarbeiten an der A28 abgeschlossen, wie ich gestern erlebt habe). Trotzdem sollten Autofahrer zwischen Leer-Nord und -West vorsichtig sein. Denn ausgerechnet an einer Stelle, an der neben der Autobahn eine abschüssige Böschung und ein breiter Wassergraben verlaufen, fehlt die Leitplanke. Gordon Päschel berichtet.

Gefährlich ist es auch auf dem Wasser. Erinnern wir uns an die Friesenbrücke, die ein Frachter unter der Flagge von Antigua und Barbuda platt gemacht hatte. Vorgestern nun rammte ein Schiff der Leeraner Briese-Gruppe ein Schleusenmeisterhäuschen in Kiel. Die Schleuse des Nord-Ostsee-Kanals musste vorübergehend den Betrieb einstellen. Wie Martin Alberts berichtet, konnte der 154 Meter lange Frachter „BBC Emerald“ seine Fahrt inzwischen fortsetzen.

Bleiben wir auf dem Wasser: Eigentlich sollte der „WattnExpress“ schon diese Woche, spätestens aber nach den Weihnachtsfeiertagen, zwischen Neuharlingersiel und Spiekeroog Fahrt aufnehmen. Tideunabhängig kann die kleine Fähre mit 50 Plätzen und einem maximalen Tiefgang von nur 70 Zentimetern Insulanern wie Urlaubsgästen mehr Flexibilität bei der An- und Abreise bieten. Allerdings steht die nötige Pontonanlage im Hafen noch nicht zur Verfügung, weshalb sich das Projekt verzögert. Sehr zum Ärger von Ansgar Ohmes, Geschäftsführer der Nordseebad Spiekeroog GmbH (NSB): „Wir verlieren den gesamten Umsatz des Weihnachtsverkehrs.“ Dabei freuen sich ohnehin nicht alle Betroffenen über die Schnellfähre, wie Susanne Ullrich schreibt.

Zeitig eine Mittagspause zu machen, ist für viele von uns Redakteuren ein hehres Ziel: Oft versucht, selten geschafft. Immer gibt es gerade was zu tun, was die Mittagspause verhindert oder verzögert. Ist das empfehlenswert oder gar gesund? Mona Hanssen hat nachgefragt, zum Beispiel bei Stefan Bandorf vom Dekra-Zentrum für Arbeitsmedizin in Aurich. „Tendenziell ist es besser, keine zu langen Fastenperioden in der Arbeitsphase einzulegen, um kein überschießendes Hungergefühl auszulösen.“ Die notwendigen Kalorien am Abend in sich reinzupumpen, ist das Falscheste, was man machen kann.

Aktenzeichen XY in Emden: Gesucht wird ein Dieb (oder mehrere), der ein seltsames Hobby pflegt: Fahrradampeln stehlen. Immerhin vier wurden dieses Jahr schon fachgerecht abmontiert und mitgenommen. Tätern, die erwischt werden, drohen hohe Strafen. Die Stadt bittet nun die Bevölkerung darum, wachsam zu sein: Wenn nachts jemand gesehen wird, der an einer Ampelanlage herumhantiert, sollte die Polizei gerufen werden, bittet Stadtsprecher Eduard Dinkela.

Was heute wichtig wird:

  • Nach 45 Jahren geht Wolfgang Merks in den Ruhestand. Als Taxifahrer hat er viel erlebt. Von tollen Gästen bis zu einem Überfall. Michael Kierstein hat sich mit ihm unterhalten.
  • Grüß Gott oder doch besser Moin? Volksmusiker Sanny ist „die Stimme der Berge“. Er kommt aber aus Weener. Wie ist denn bitte das passiert, fragt Vera Vogt.
  • Ein 19-Jähriger soll in Südbrookmerland eine Frau nach einem Streit in den Bauch geboxt und in den Genitalbereich getreten und verletzt haben. Jetzt steht der 19-Jährige vor Gericht. Bettina Keller berichtet.
  • Früher war es unfassbar schwer für ein Start-up, sich bei einem Lebensmittelkonzern listen zu lassen. Doch in den Unternehmen hat ein Umdenken eingesetzt. Gabriele Boschbach hat sich umgesehen.
  • Das LNG-Terminal vor Wilhelmshaven hat auch direkt etwas mit Ostfriesland zu tun: Eine neue Anbindungsleitung soll das Erdgas in die ostfriesischen Speicher leiten. Imke Oltmanns berichtet.
  • Für einige ist das Geschenke-Einpacken ein Aufruf für wahre Kunstwerke, andere nehmen sich Zeitungspapier oder verpacken gar nicht. Mona Hanssen ein paar Tipps, wie es schnell und schön gelingt.
  • Der frühere Emder Seemann Ernst Richter erinnert sich an das Weihnachtsfest 1972, das er mit der Crew der „Gerrit Wessels“ in Israel verbrachte. Hanna Weiden hat den Geschichten gelauscht.
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