Was Sie heute wissen müssen Edith P. bleibt verschwunden | Wer ist die „Katzenfrau“? | EWE soll 600.000 € zahlen

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 13.01.2023 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Unfassbar, die 84-jährige Edith P. blieb auch am zweiten Tag ihres Verschwindens wie vom Erdboden verschluckt. Wo mag die alte Dame nur sein? Die demenzkranke Frau hatte in der Nacht auf Mittwoch unbemerkt ein Pflegeheim in Aurich-Popens verlassen, in dem sie seit einiger Zeit lebte. Nur mit einer Jogginghose und einer leichten Bluse bekleidet hatte sie sich mit ihrem Rollator davongemacht. Gabriele Boschbach fasste gestern Abend den Stand der Vermisstensuche zusammen.

Dass demenzkranke Menschen ausbüchsen, ist keine Seltenheit. Schon deshalb stellt sich die Frage, ob es in dem Heim, in dem Edith P. lebt, keine Sicherungssysteme gibt. Wo war die Nachtwache? Wie viele Pflegekräfte waren überhaupt vor Ort? „Für uns ist es ein vollkommenes Rätsel, wie die 84-Jährige aus dem Haus hat verschwinden können“, sagt Thore Wintermann vom Vorstand der Awo Weser-Ems. Da die Haupttüren verschlossen waren, müsse sie durch eine Nebentür verschwunden sei, so Wintermann. Über die rechtliche Situation und technische Möglichkeiten, ein Pflegeheim zu sichern, berichtet - natürlich auch - Gabriele Boschbach.

Am Anfang der „Wiesmoor-Connection“ stand eine junge Frau. Gegen sie wurde von der Staatsanwaltschaft Aurich ermittelt, weil sie als Geschäftsführerin einer Firma Corona-Tests abgerechnet haben soll, die nie durchgeführt wurden. Der Schaden soll mehr als eine Million Euro betragen haben. Die sogenannte „Katzenfrau“, wegen ihrer Vorlieben in sozialen Medien, war von Christian Rademacher-Jelten, dem Drahtzieher der „Wiesmoor-Connection“, als Geschäftsführerin eingesetzt worden. Wie kam es dazu? Woher kannten sich die beiden? Nach dem Tipp eines Lesers kam Daniel Noglik der Frau auf die Spur.

Der Leser hatte übrigens auf den Podcast reagiert, den Daniel Noglik und Nikola Nording gerade unter dem Titel „Aktenzeichen Ostfriesland“ aufgenommen haben. Die fünfte Folge ist diese Woche erschienen. Wenn Sie alles über die „Wiesmoor-Connection“ wissen wollen, hören Sie mal rein. Es lohnt sich, versprochen.

Fast so häufig wie über das kriminelle Netzwerk in der Blütenstadt haben wir zuletzt über die EWE geschrieben. Nein, die EWE ist kein Verbrecherverein, sondern ein überaus honoriger Energieversorger, allerdings einer mit Kunden-Problemen. Um die ging es gestern aber nicht. Tatjana Gettkowski berichtet über einen Schadenersatzprozess, den Landwirt Arnold Venema aus Jemgum wegen Schäden durch den Bau einer Gasleitung vor 16 Jahren angestrengt hatte. Das Landgericht Aurich hat dem streitbaren Bauern jetzt mehr als 600.000 Euro zugesprochen. Aber die EWE will nicht zahlen.

600.000 Euro wären für den Auricher Windanlagen-Konzern Enercon Peanuts. Das einstige Vorzeigeunternehmen befindet sich in großen Schwierigkeiten, nicht zuletzt wegen der zögerlichen Haltung der früheren Bundesregierung zum Ausbau der Windkraft. Jetzt ist im Bundesanzeiger die Jahresbilanz 2021 erschienen. Sie weist einen Verlust von 577 Millionen Euro aus. Auslöser war zum einen die Corona-Pandemie, schreibt Ole Cordsen, zum zweiten gestiegene Preise für Rohstoffe, Materialien und Logistikdienstleistungen. Schwarz malt der Konzern für die Zukunft aber nicht. So erwarten die Verantwortlichen gerade außerhalb Europas „teils rasantes Wachstum“, in Chile, Kolumbien sowie in Vietnam.

Ums Klima und ums Geld geht es auch bei einer Aktion, die Ende Dezember für Schlagzeilen gesorgt hatte. Auf Großflächenplakaten bot ein Unternehmen Baugrundstücke im ostfriesischen Binnenland an, die angeblich in ein paar Jahrzehnten aufgrund der Meeresspiegelsteigerung am Strand liegen würden. So absurd dies war, so originell war es auch - und eine Erfindung. Dahinter steckte eine Werbeaktion für einen Berliner Finanzdienstleister. Der reibt sich natürlich die Hände wegen der vielen Schlagzeilen. Über die Details berichtet Imke Oltmanns.

Am Sonnabend hat Tim Kruithoff seinen großen Tag. Beim Neujahrsempfang der Stadt Emden, der erstmals unter freiem Himmel im Stadtgarten stattfindet, stellt sich der Oberbürgermeister den Bürgern. Es wird viel zu diskutieren geben. Zur Generalprobe traf sich Kruithoff mit Heiko Müller, der mit ihm ein ausführliches Interview führte. Es geht darum um die umstrittenen Verkehrsexperimente in der Innenstadt, um die Zukunft des Delfts und auch um die Farbe Blau.

Ein Herzensprojekt Kruithoffs und vieler Emder ist die Zukunft des seit 14 Jahren leer stehenden Apollo-Kinos. Wie Heiko Müller herausfand, steht es trotz der fehlenden Neuigkeiten gut um die „Apollo-Mission“. „Innen kocht die Küche“, sagt der Emder Geschäftsmann und Projektentwickler Udo Fuhrmann. Der Wille ist also groß, allerdings sind noch einige Schwierigkeiten zu überwinden. OB Kruithoff sieht das Vorhaben „auf einem guten Weg“. Er glaube, „dass es in diesem Jahr auch baulich losgeht“.

Wildschweine sind vielerorts in Deutschland eine Landplage, eine gefährliche dazu. Rund um Berlin fressen sie ganze Felder leer. Und in Ostfriesland? „Der Schwarzwildbestand geht deutlich zurück“, sagt der Jäger Bernhard Flessner aus Wiesmoor, der seit 25 Jahren einen Handel mit Wildfleisch betreibt. „Das sehe ich beim Angebot an Wildschweinfleisch. Im vergangenen Jahr ist es auffällig weniger geworden. Vor allem in den letzten sechs Monaten war kaum noch etwas zu bekommen.“ Woran das liegen könnte, hat Jens Schönig recherchiert.

Was heute wichtig wird:

  • Jahrelang forderten Anwohner, dass sich an der immer mehr verlandeten Hookswieke in Moormerland etwas tut. Nun sind die ersten Bagger angerollt. Tobias Rümmele berichtet.
  • Ein Vorstoß aus dem Emsland soll den Bahntakt in Leer verbessern. Was sagen die Deutsche Bahn und der Landkreis Leer dazu? Michael Kierstein fragt nach.
  • Wer sich an Tempolimits hält, hat früher oder später Drängler auf der Stoßstange hängen. Warum tun die das? Und wie bewahrt man Ruhe? Marion Luppen spricht mit einer Verkehrspsychologin.
  • Die RVB Aurich ist kürzlich vom „Dschungelboot“ aus Oldenburg in den Senkel gestellt worden und wehrt sich. Wie geht es weiter? Und wie sind die Jahresergebnisse ausgefallen? Ole Cordsen berichtet.
  • Nach dem Hochwasser in Moordorf beschäftigt sich die Gemeinde Südbrookmerland mit der Frage, wie sie bei extremem Wetter die Wassermassen eindämmen kann. Gabriele Boschbach berichtet.
  • Jochen Runar ist neuer Nationalpark-Ranger für die Krummhörn und Norden. Warum verließ er Langeoog? Wie hat sich das Verständnis für die Natur verändert? Michael Hillebrand und Claus Hock berichten.
  • In Emden kann man bei der Stadtführergilde interessante Führungen buchen. Wir haben uns trotzdem gefragt, wie es noch vielseitiger werden könnte? Lars Löschen hat dafür ein paar Ideen gesammelt.
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