Was Sie heute wissen müssen Wolf im Visier | Neue Wege für Bankfilialen | Nachruf auf „Konni“

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Eine Kolumne von Timo Sager
| 11.04.2023 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Das Thema Wolf köchelt seit Jahren. Mit dem Einwandern der ersten einzelnen Tiere nach Ostfriesland ließen die Risse erster Schafe nicht lange auf sich warten. Inzwischen hat sich ein Rudel bei Friedeburg angesiedelt, die Angriffe auf Schafe nahmen zu. Und jetzt sind auch zunehmend Rinder und Pferde betroffen. Die Lage spitzt sich zu. Claus Hock aus unserer Emder Redaktion kümmert sich intensiv um das Thema. Er hat mit Schäfer Janko Schneider Janko Schneider gesprochen. Bereits zum fünften Mal hat ein Wolf Schafe seiner Herde geholt. Er fordert eine Schutzzone an der Küste, wo Deiche auch zum Küstenschutz eingesetzt werden. „Und wenn sich doch ein Wolf hierher verirrt und Nutztiere reißt, dann muss er am Tag danach liegen“, sagt Schneider.

Wie schon erwähnt, sind auch Pferde in Ostfriesland von Wölfen angegriffen worden. Damit sind nicht mehr ausschließlich Schäfer oder Landwirte betroffen, sondern auch private Tierhalter. Claus Hock hat mit Larissa Glas aus Hinte gesprochen. Ihr Fohlen Zsa Zsa wurde von einem Wolf schwer verletzt – wie drei weitere Pferde der 34-Jährigen. Der Angriff des Wolfs hat das Leben von Larissa Glas auf den Kopf gestellt. Sie hält jetzt nachts Wache, geht selten vor 5 Uhr ins Bett. Unsicherheit, gepaart mit Ohnmacht, gibt es bei vielen weiteren Pferdehaltern.

Wer Bankgeschäfte gerne noch auf klassischem Weg erledigt, hat einen schweren Stand. Oft ist es für Kunden inzwischen teurer, Überweisungen, Daueraufträge oder ähnliche Dinge nicht digital abzuwickeln. Je mehr Personal im Spiel ist, umso höher der Preis. In ländlichen Gegenden ist die Sache aber kompliziert. Denn Banken und Sparkassen schließen zunehmend Filialen und zwingen die Kunden damit zum Banking über das Handy und zu langen Fahrten, wenn die Kunden persönliche Beratung brauchen. Der Trend wird sich schwer aufhalten lassen – es sei denn, die Banken gehen neue Wege, um ihre Filialen zu für sie vertretbaren Kosten zu betreiben. In Köln teilt sich die Sparkasse die Filiale tageweise mit einer Außenstelle der Stadtverwaltung: montags Hausfinanzierung, dienstags Reisepass-Ausstellung. Nicole Böning hat bei Banken und Sparkassen in Ostfriesland nachgefragt, ob Modelle dieser Art auch hier eine Chance haben.

Die Gemeinde Großefehn wird das Großprojekt Reitsport-Touristik-Centrum, kurz RTC, in Timmel endgültig beerdigen. Seit 15 Jahren zieht die Anlage der Gemeinde Hunderttausende Euro jährlich aus der Tasche. Das Konzept, angestoßen vom damaligen Bürgermeister Hajo Wolters, ist nie aufgegangen. Schon seit geraumer Zeit nur noch palliativ geführt, wird nun die finanzielle Beatmung abgeschaltet. Der Patient war lange genug am Leben, damit Fördergelder nicht mehr zurückgezahlt werden müssen. Eine durchaus vergleichbare Finanzruine steht nur wenige Kilometer entfernt in Aurich: Das Energie-Erlebnis-Zentrum (EEZ) eint mit dem Reitsport-Touristik-Centrum in Timmel nicht nur der doppelte Bindestrich im Namen, sondern auch der ausbleibende Erfolg. Allerdings war das EEZ noch deutlich teurer. Knapp 27 Millionen Euro hat der Bau gekostet. 100.000 Besucher sollten jedes Jahr kommen. Ein Drittel sind es aktuell. Zwei Millionen muss die Stadt jedes Jahr zubuttern. Marion Luppen hat die Frage aufgeworfen, ob Aurich sich nun Großefehn zum Vorbild nehmen könnte, und beim EEZ den Stecker zieht. Bürgermeister Horst Feddermann wäre nicht abgeneigt. Aber eine Schließung muss nicht die beste Option sein.

Wer in den vergangenen Monaten ins Restaurant gegangen ist, hat vermutlich gemerkt: Die Preise sind zum Teil deutlich nach oben gegangen. Als ich kurz vor Ostern für eine Portion Pommes 6,90 Euro zahlen sollte, musste ich schlucken. Dabei müssten die Preise eigentlich noch höher sein, sagt Karsten Stockhecker. Er betreibt zusammen mit Marco Werner und Ricarda Bloecks „Thiet’s Restaurant“ in Ditzum. Die Preise im Einkauf seien extrem gestiegen. „Wir können die Preise für die Gerichte nicht so anheben, wie es erforderlich wäre, um wirtschaftlich zu arbeiten.“ Die Preisproblematik trifft eine von der Pandemie ohnehin geschwächte Branche. Und obendrauf kommt der Fachkräftemangel. Stockhecker sieht eine düstere Zukunft für die Gastronomie, wenn sich nichts ändert, wie er meiner Kollegin Tatjana Gettkowski berichtet hat. Er glaubt nicht, dass es ohne Hilfe der Politik noch geht.

Meine Kollegin Denise Cordes hat eine neue Handynummer bekommen. Als sie sich damit beim Kurznachrichten-Dienst Whatsapp anmeldete, bekam sie auf einmal komische Nachrichten, die augenscheinlich nicht für sie waren. Es dauerte etwas, bis ihr aufging: Ihre Handynummer war früher schon vergeben. Über Whatsapp bekam sie Nachrichten, die eigentlich der Nummern-Vorgänger hätte bekommen sollen. Das Problem ist: Whatsapp nutzt zur Identifikation eines Users die Rufnummer. Denise erfuhr gezwungenermaßen jede Menge Dinge über einen anderen Menschen, die sie eigentlich nicht wissen wollte. Sie hat mit Verbraucherschützern und Mobilfunkanbietern gesprochen und gefragt, ob und wie sich das verhindern lässt.

In der vergangenen Woche haben wir berichtet, dass ein Mitarbeiter der Rhauderfehner Tafel bei seiner Arbeit gestürzt ist. Der 64-Jährige verletzte sich dabei schwer. Er starb kurze Zeit später im Krankenhaus. Marion Janßen hat mit Kolleginnen und Kollegen des 64-Jährigen bei der Tafel gesprochen. Bei seiner ehrenamtlichen Arbeit gestorben ist Konrad Janßen, von vielen nur „Konni“ genannt. Ein einfacher Mensch, so beschreibt ihn Tafel-Leiter Egon Plaisier, der die Sonnenseite des Lebens selbst wohl nie kennenlernen durfte. Trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb), war er ein Tafel-Mann der ersten Stunde. Er packte an, wo es ging, stand jederzeit bereit, wenn Not am Mann war. Ein Artikel über einen Menschen, der einfach Freude hatte zu helfen.

Was heute wichtig wird

  • Wie hoch ist eigentlich die Feinstaub-Belastung durch Osterfeuer? Claus Hock hat sich die Daten von Kachelmannwetter.com angeschaut – und noch jemanden mit eigener Messstation in Hinte gefunden. Dazu ein Vergleich zur Belastung in ausgewählten Großstädten zur Rush Hour.
  • Die Ostfriesen scheinen Flugreisen für sich neu entdeckt zu haben. Urlaub in Deutschland, vor kurzem wegen Corona noch begehrt, ist jetzt offenbar ein Ladenhüter. Wie stark leiden die Tourismushochburgen in Ostfriesland darunter? Gabriele Boschbach berichtet.
  • 50 Jahre Passat: Seit Jahrzehnten wird in Emden der Passat gebaut. Doch zum 50. Geburtstag ist Schluss. Jasmin Oltmanns und Claus Hock blicken zurück auf die gemeinsame Geschichte der Hafenstadt und des Volkswagens.
  • Imke Oltmanns fragt: Was macht einen guten Arbeitgeber aus? Beispiel NV-Versicherung: Vor einigen Jahren baute die einen großen Klotz an den Rand von Neuharlingersiel. Der schönste Raum ganz oben - mit Blick über den Deich aufs Meer - ist kein Chefbüro, sondern die Mitarbeiterkantine.
  • Am 15. April eröffnet das Friesenbad in Weener als erstes Freibad der Region die Saison. Es gibt einige Neuerungen. Welche das sind, erzählt Tatjana Gettkowski.
  • Ausgerechnet ein Reporter, der Flusskreuzfahrten nie leiden konnte, unternimmt jetzt eine. Was erlebt er dabei? Michael Kierstein mit einem Einblick.
  • Ist Hinte die teuerste Zweitwohnungssteuer-Gemeinde in Deutschland? Das sagt ein Leser, der bei der neu in Hinte eingeführten Steuer ordentlich in die Tasche greifen muss. Claus Hock hat sich die Hintergründe angeschaut.
  • Gebrauchte Ware im Internet zu verkaufen ist einfacher denn je. Ebay-Kleinanzeigen, Vinted und Co. machen es möglich. Leiden lokale Secondhand-Läden unter den Online-Angeboten? Denise Cordes fragt nach.
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