OZ-Serie „Mein Garten und ich“ Liebestrunkene Frösche muss man aushalten

| | 12.06.2023 18:31 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Ein Grasfrosch im Teich kann ganz schön laut werden. Foto: Jonas Walzberg/dpa
Ein Grasfrosch im Teich kann ganz schön laut werden. Foto: Jonas Walzberg/dpa
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Derzeit sind in vielen Teichen die Froschkonzerte zu hören. Dagegen vorgehen ist schwierig. Doch das Quaken hat auch seine Vorteile.

Leer - Eine warme Frühsommernacht im Juni, draußen auf der Terrasse ist es gemütlich - doch ein Gespräch ist schwer zu führen. Denn in Nachbarsgartenteich hat ein Konzert begonnen. Frösche quaken unentwegt und hoffen, die Gunst ihre Liebsten damit zu erhalten. Was für die Frosch-Herren ein lohnendes Geschäft ist, ist für Gartenteichbesitzer und ihre Nachbarn eine akustische Herausforderung.

Doch dagegen vorzugehen, ist fast nicht möglich. Der Bundesgerichtshof hat in einem Urteil entschieden, dass es keine Möglichkeit gibt die Haltung von Fröschen zu untersagen (Urteil vom 20.11.1992, – V ZR 82/91 -). Naturschutz ist das Stichwort, denn Frösche (Laubfrösche, Grünfrösche, Grasfrösche und Erdkröten) sind besonders geschützt, teilweise sogar gefährdet. Der Teichbesitzer ist, laut BGH, allerdings zu Lärmschutzmaßnahmen verpflichtet. Der Naturschutz gilt übrigens auch für künstlich angelegte Teiche und darin ausgesetzte Frösche. Das Nachstellen und das Fangen der Frösche sei ohne Rücksicht auf den damit verfolgten Zweck grundsätzlich verboten.

Umsiedeln ist schwierig

Laut quakende Frösche sind allerdings nervig und gerade nachts eine Ruhestörung. Das sieht auch der BGH so: „Auch einem verständigen Durchschnittsmenschen seien aber massive Störungen seiner Nachtruhe (hier 64 dB(A) gegenüber einem Richtwert von 35 dB(A)) durch Froschlärm nicht zumutbar.“ Wem es zu viel wird, kann es über eine Zivilrechtsklage mit einer Ausnahmegenehmigung versuchen.

Wer nun die quakenden Gartenbewohner in den nächsten Kanal umsetzen möchte, warnt der Naturschutzbund (Nabu). „So verlockend dies auch klingen mag, eine Umsiedlung ist alles andere als der Goldstandard. Oft sind die Gewässer bereits dicht besiedelt und die ortsansässige Population sowie andere Tier- und Pflanzenarten in ihrem Lebensraum sind perfekt aufeinander abgestimmt“, schreibt der Nabu Niedersachsen auf seiner Homepage. Durch Umsiedlungsaktionen könne diese Gemeinschaft in ein Ungleichgewicht gebracht werden, Krankheiten könnten eingeschleppt werden. „Im schlimmsten Fall wird die bestehende Population geschwächt oder komplett ausgelöscht. Umsiedlungsmaßnahmen sollten daher nur im äußersten Notfall und ausschließlich unter fachkundiger Begleitung erfolgen“, so der Nabu.

Der Nabu rät eher zu ein bisschen Nachsicht mit den liebestrunkenen Amphibien: „Die zwei Monate Ruffreudigkeit stehen in keinem Verhältnis dazu, die Tiere deshalb ihres Lebensraumes berauben zu wollen. Vor allem wegen der zunehmenden Artenkrise liegt es in der Verantwortung aller, dem Artenrückgang entgegenzuwirken und den noch verbleibenden Kröten, Fröschen, Molchen und Salamandern einen Zufluchtsort in dieser sich ständig verändernden Welt zu bieten“, so der Nabu. Außerdem vertilgten die Frösche dem Nabu nach Mücken und Nacktschnecken. Dafür lohne sich das nächtliche Quakkonzert fast, meint der Nabu.

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