Frau am Freitag Cool, aber kein Vorbild – das kann nur Barbie sein

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Eine Kolumne von Nikola Nording
| 21.07.2023 06:00 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Ein kleiner transparenter Schuh mit ganz viel Glitzer. Dieser kleine Schuh hat der Frau am Freitag in ihrer Kindheit alles bedeutet. Ja, die Frau am Freitag war ein Barbie-Mädchen.

Nichts in der Klamottenkiste war schöner als dieser Schuh. Doch er war allein. Der zweite kleine Glitzerschuh aus Plastik war irgendwo verloren gegangen. Eine große Tragödie.

Ja, die Frau am Freitag war ein Barbie-Mädchen. Sie hatte blonde und brünette Puppen mit langen und kurzen Haaren. Sie hatte sogar die Barbie, der man die Haare schneiden konnte. Was – das sagt Ihnen die erwachsene Frau am Freitag – nicht so cool war, wie es in der Werbung damals aussah.

Die ganze Welt ist im Barbie-Fieber, weil Filmemacherin Greta Gerwig der Plastikpuppe einen Film gewidmet hat. Die Frau am Freitag hat sich den Streifen am Mittwochabend mit einer Freundin im Kino angeschaut. Stilecht in pink, versteht sich. Wer einen schrillen Kinderfilm mit wenig Handlung erwartet hatte, wurde enttäuscht. Barbie wird nämlich mit der echten Welt konfrontiert und zusammen mit Ken entdeckt sie die Unterschiede zwischen Matriarchat und Patriarchat. Doch keine Sorge, der Spaß kommt nicht zu kurz. Es ist ein toller Film.

Er spielt mit den gegensätzlichen Meinungen über Barbie: Einerseits ist sie die Frau, die selbstbewusst ein selbstständiges Leben lebt. Andererseits die Frau, die nur auf ihr perfektes Äußeres reduziert wird.

Die Frau am Freitag hat darüber nachgedacht, was Barbie für sie bedeutet. Als Mädchen hat sie Barbies Äußeres zur Kenntnis genommen. Sein wie die Plastikpuppe wollte die Frau am Freitag aber nie. Irgendwie fand sie Barbie trotzdem cool: Schließlich fuhr die einen Jeep, genau wie Papa. Andersherum hat sie Barbie aber auch nie wirklich ernst genommen. Klar, war Barbie Astronautin oder Rennfahrerin. Aber das hatte doch nichts mit der kleinen Frau am Freitag zu tun. Die wohnte auf dem Dorf und hat sich nicht wegen Barbie überlegt, Journalistin zu werden. Daran war höchstens Karla Kolumna schuld.

Was Barbie für das kleine Mädchen allerdings getan hat, sie beflügelte deren Fantasie. Denn Barbie ging mit ihr auf Reisen, erlebte Abenteuer und war immer fürchterlich schick dabei angezogen. Dafür verließ sie das Kinderzimmer eigentlich nie. Vielleicht ist Barbie nicht die Retterin des Matriarchats, ein klassisches Sexsymbol ist sie aber auch nicht. Für die Frau am Freitag ist Barbie vielleicht das, was viele Frauen sind: irgendetwas wunderbares zwischen all diesen Rollenklischees. Daher rät sie auch Barbie – tapfer bleiben.

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