Was Sie heute wissen müssen Champagner-Party | Grenzkontrollen | Gepfefferte Kritik

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Eine Kolumne von Nina Harms
| 21.09.2023 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Redaktionsleitung der Ostfriesen-Zeitung.

Er hat Leiharbeiter ausgebeutet und musste sich dafür nun vor Gericht verantworten. Weil Jonas P. – der Name ist von der Redaktion geändert – angeblich von Arbeitslosengeld lebt, fiel die Strafe vor Gericht vergleichsweise mild aus: 3600 Euro muss P. zahlen. Dazu kommt noch die Rückzahlung der Schulden in Höhe von mindestens 217.000 Euro, die er in Monatsraten à 2000 Euro abstottern möchte. Bei der Rückzahlung der Schulden unterstütze ihn die Familie. Da passt es so gar nicht ins Bild, dass Jonas P. jetzt bei einer Feier in einem Luxus-Club im französischen Saint-Tropez gesichtet wurde; Champagner und Edel-Wodka inklusive. Die Videos aus dem Club wurden der Redaktion zugespielt. Was darauf alles zu sehen ist, was die Redaktion weiß und was weder die Redaktion noch das Gericht wissen, zeigt Daniel Noglik auf.

Was wie aus einem Film klingt, ist an der niederländischen Grenze Realität: Kriminelle Gruppen bekämpfen sich; Schießereien und Explosionen häufen sich. Allein in Winschoten waren es in dieser Woche vier Detonationen. Nach den jüngsten Explosionen in einem Sonnen- und Nagelstudio sowie in einem Wohnhaus gab es keine Verletzten. Doch die Lage ist angespannt. Im Internet kursieren inzwischen Gerüchte, dass es zwischen Deutschland und den Niederlanden wieder Grenzkontrollen geben soll. „Die niederländischen Sicherheitskräfte sind sicht- und unsichtbar präsent, und es finden anlassunabhängige Kontrollen, teilweise unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt“, hatte es in einem Post in sozialen Medien geheißen. Woher die Information stammt, ist allerdings unklar. Meine Kollegin Vera Vogt hat recherchiert, was an dem Gerücht dran ist.

Seit längerem hat Reporter Claus Hock die rechte Szene in Ostfriesland im Blick. Anlass für seine Recherchen war ein Konzert in Canum in der Halle des Lohnunternehmens Voß, das von Personen veranstaltet wurde, die nachweislich der rechten Szene zuzuordnen sind. Junior-Chefin Maike Klaassen weigert sich nach wie vor, mit Claus Hock über die Hintergründe und das Zustandekommen des Konzerts zu sprechen. Sie ließ in dieser Woche mir gegenüber lediglich per Telefon noch einmal durchblicken, dass sie sich von jeglicher Form des Extremismus distanziere. Fakt ist jedoch, dass sie ihre Halle für das Konzert zur Verfügung gestellt hat. Auch ohne Antworten von Maike Klaassen ist das Thema für die Redaktion noch lange nicht vom Tisch. Claus Hock wird auch weiterhin genau hinsehen, was in der Region passiert. Dazu gehört es auch, sich anzusehen, wie sich die Zahlen der rechten Straftaten in der Region entwickelt haben. Im Jahr 2022 sind sie im Vergleich zu 2021 leicht gestiegen. Die Schwerpunkt-Landkreise haben sich allerdings verändert.

Welchen Schrecken die Nationalsozialisten einst verbreitet haben, weiß Albrecht Weinberg. Der 98-Jährige wurde einst aus seiner Heimat Rhauderfehn vertrieben, durch die Straßen von Leer gejagt wie Vieh auf dem Gallimarkt. Danach wurde er in Arbeitslager gebracht und schließlich in die Konzentrationslager Mittelbau-Dora in Thüringen, Bergen-Belsen bei Celle und Auschwitz deportiert. Noch heute spricht er regelmäßig mit Jugendlichen über seine schrecklichen Erlebnisse in der Zeit des Nationalsozialismus – in der Hoffnung, dass so etwas nie wieder geschieht. An diesem Mittwoch wurde der Holocaust-Überlebende zum Ehrenbürger der Stadt Leer ernannt. Im Rathaus fand die feierliche Zeremonie statt; ausgerechnet an dem Ort, den er in seiner Kindheit als Jude nicht betreten durfte. Nikola Nording war beim Festakt dabei.

Themensprung: Die geplanten Gasbohrungen vor Borkum und andere Projekte zur Rohstoffgewinnung im Wattenmeer spalten nicht nur die rot-grüne Landesregierung in Hannover. Die Vorhaben haben nun sogar die Vereinten Nationen auf den Plan gerufen. Sie kritisieren Deutschland und die Niederlande massiv für die Pläne und drängen darauf, von der Öl- und Gasförderung sowie der Salzgewinnung im Wattenmeer und seiner direkten Umgebung abzusehen. Die Rohstoffgewinnung sei mit dem Welterbe-Status des Wattenmeers unvereinbar, erklärte die Welterbe-Kommission der Unesco mit Sitz in Paris während ihrer laufenden Sitzung im saudi-arabischen Riad. Die SPD verweist lapidar auf das laufende Genehmigungsverfahren. In dieses könne und wolle die Politik nicht eingreifen, kommentierte der parlamentarische Geschäftsführer der niedersächsischen SPD-Landtagsfraktion, Wiard Siebels, die Kritik. Meta Janssen-Kucz hält dagegen: „Wenn die Unesco sich so klar positioniert und die Niederlande und Deutschland öffentlich kritisiert, so muss dies bei allen Beteiligten endgültig zum Umdenken führen.“ In dem Fall stehe ich auf der Seite von Meta Janssen-Kucz und den Umweltverbänden, die ebenfalls die Projekte gestoppt wissen wollen. In Zeiten, in denen der Klimawandel an vielen Stellen immer sicht- und spürbarer wird und zugleich gerade seitens der Politik gefordert wird, nicht mehr auf fossile Energiequellen zurückzugreifen, scheinen Vorhaben wie diese absurd.

Natürlich könnte man sich den lieben langen Tag mit den Problemen dieser Welt befassen. Aber man kann es sich auch zwischendrin einmal gutgehen lassen und feiern. In München machen das derzeit Millionen Menschen auf dem Oktoberfest. Wem der Weg dorthin zu weit ist, der kommt auch in der Region auf seine Kosten. Zahlreiche Veranstalter laden zum Oktoberfest ein. Die Redaktion hat zusammengetragen, wo demnächst „o’zapft“ ist. Prost!

Was heute wichtig wird

  • Das Verwaltungsgebäude der Stadt Emden ist eine Dauerbaustelle. Wie teuer ist es eigentlich, den Kran dort dauernd stehen zu haben? Und wann geht es weiter? Mona Hanssen kennt die Details.
  • Die Musik des Krummhörner Produzenten Eike Ebbel Gronewold war unter anderem schon bei der Sesamstraße oder im Tatort zu hören. Hannah Weiden hat sich mit ihm über seinen außergewöhnlichen Beruf, aktuelle Projekte und über Drehorgeln unterhalten.
  • Mit dem Wind-an-Land-Gesetz soll der Ausbau der Windenergie beschleunigt werden. Im Wittmunder Bauamt sitzt man seitdem in gespannter Erwartung. Bis jetzt gibt’s aber nicht einen neuen Windpark-Bauantrag. Imke Oltmanns hakt nach.
  • Die Stadt Wiesmoor ist klamm, auf Sicht muss sie sich aber trotzdem mit einem möglichen Neubau ihrer Feuerwehr-Zentrale befassen. Denn die ist in die Jahre gekommen. Ole Cordsen berichtet.
  • In drei Wochen ist wieder Gallimarkt. An diesem Donnerstag stellen die Verantwortlichen die Neuheiten für das größte Volksfest Ostfrieslands vor und beantworten die wichtigsten Fragen. Nikola Nording ist dabei.
  • Diedrich Krüger hat auf Wunsch seiner verstorbenen Frau die „Elfenkinder-Hospiz-Stiftung“ gegründet. Mit den Erträgen sollen schwerstkranke, sterbende und trauernde Kinder und deren Familien unterstützt werden. Wie kam es zu der Idee? Was sind die Beweggründe? Denise Cordes berichtet.
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