Serie Beziehungskiste Streit beim Schenken – wenn der eine nicht so viel geben kann

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Von Ute Nobel
| 13.12.2023 10:28 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Beim Schenken hat jeder ein anderes Budget – das kann zu Streit führen. Foto: ua_Bob_Dmyt_ua/Pixabay
Beim Schenken hat jeder ein anderes Budget – das kann zu Streit führen. Foto: ua_Bob_Dmyt_ua/Pixabay
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Wiebke aus Leer gerät beim Beschenken der Eltern mit ihrer Schwester aneinander: Sie kann nicht so viel Geld beisteuern. Die Schwester hält sie deshalb für geizig. Unsere Expertin kennt eine Lösung.

Leser fragen, Experten antworten: in unserer Serie Beziehungskiste. Heute hat Wiebke (Name der Redaktion geändert), 27 Jahre alt, aus dem Landkreis Leer, eine Frage:

Meine Schwester und ich bekommen uns jedes Mal in die Haare, wenn es um gemeinsame Geschenke für unsere Eltern geht. Seien es Geburtstage, Muttertag, Vatertag oder wie jetzt Weihnachten. Meine Schwester verdient sehr gut und veranschlagt für die Geschenke ein ganz anderes Budget als ich. Wenn ich versuche, ihr klarzumachen, dass ein Geschenk von 70 Euro bei mir finanziell nicht drinsitzt, hält sie mich für geizig. Wie können wir das Problem lösen?

Antwort von Diplom-Sozialpädagogin Sonja Saathoff

Liebe Wiebke,

das ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass man unter Geschwistern lernen kann, wie man streitet, für eigene Standpunkte einsteht und doch üblicherweise immer wieder zusammenfindet. Lösbar wird diese Beziehungskiste vermutlich nur durch ein offenes Wort, am besten dann, wenn es gerade keinen Anlass für ein Schenken gibt. Laden Sie Ihre Schwester zum Tee ein und sprechen Sie an, dass Sie sich schlecht damit fühlen, für geizig gehalten zu werden. Es wird vermutlich überhaupt keinen Sinn machen, darüber zu streiten, wer wie viel für ein Geschenk geben kann. Ihre Lebenssituationen sind nun mal aktuell so unterschiedlich, dass es diese „Gleichheit“ aktuell nicht geben kann und jede von Ihnen macht/gibt, was eben gerade möglich ist. Pragmatisch gesehen haben Sie drei Möglichkeiten: Ein teureres Geschenk kaufen und Ihre Schwester zahlt mehr, weil es ihr möglich ist. Oder ein günstigeres Geschenk kaufen, so dass Sie beide den gleichen Betrag übernehmen können. Oder aber jede von Ihnen macht ein eigenes Geschenk. Für welche der drei Möglichkeiten Sie sich gemeinsam entscheiden – diese Vereinbarung steht.

Beziehungskiste

So sehr wir uns auch wünschen, dass es in Beziehungen immer harmonisch läuft: In der Realität kriselt es eben doch immer mal wieder im Zusammenleben mit anderen Menschen.

Hier wollen unsere Experten in der Serie Beziehungskiste helfen. Habt Ihr Fragen oder Konflikte, für die Ihr einen Rat sucht? Oder benötigt ihr einen Rat für einen Freund oder eine Verwandte? Die gestellte Frage besprechen wir dann mit einem der Experten und veröffentlichen Frage und Antwort (wenn gewünscht auch anonymisiert) jeden Mittwoch in unserer Zeitung und auf unseren Webseiten. Alle Zuschriften werden selbstverständlich sensibel behandelt. Schreibt uns gerne an beziehungskiste@zgo.de oder stellt Eure Frage ganz einfach hier:

Sollte es dann darüber Streitigkeiten geben („Ich mache viel mehr für unsere Eltern als Du!“), ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es im Grunde um mehr geht als Geschenke. Dann könnte es wichtig sein, dass Sie signalisieren, dass Sie bereit sind, noch viel mehr miteinander zu sprechen, um eventuelle „Altlasten“ nochmal zu beleuchten und zu klären. Interessant wäre im übrigen noch zu wissen, wer von Ihnen die ältere Schwester ist und was eigentlich Ihre Eltern sagen würden, wenn Sie von diesen Diskussionen wüssten? Was würden diese sich von Ihnen beiden wünschen?

Ich bin sicher, dass Sie einen guten Weg finden werden. Ihre Frage macht deutlich, dass es Ihnen wichtig ist, dass es zwischen Ihrer Schwester und Ihnen eine gute Beziehung gibt, und das ist eine gute Grundlage, um ein schönes Weihnachtsfest zu haben.

Frohe Feiertage und herzliche Grüße

Sonja Saathoff

Diplom-Sozialarbeiterin Sonja Saathoff. Foto: privat
Diplom-Sozialarbeiterin Sonja Saathoff. Foto: privat

Sonja Saathoff lebt in der Krummhörn und ist seit mehr als 25 Jahren als Diplom-Sozialarbeiterin, Systemische Beraterin und Therapeutin tätig – in der Vergangenheit vorwiegend im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. Außerdem arbeitet sie im Psychologischen Beratungsservice des Studentenwerkes Oldenburg an der Hochschule Emden-Leer. Die plattdeutsche Sprache liegt ihr sehr am Herzen. „In ihr wird immer deutlich, mit welcher Akzeptanz und Hartnäckigkeit Ostfriesen auch im psychosozialen Bereich den Herausforderungen des Lebens begegnen können“, sagt Saathoff. Sie freut sich, Teil der neuen Serie zu sein. „Ich freue mich darauf, wenn durch diese Serie Tunnel erweitert und Schätze in den Menschen gehoben werden können.“

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