Frau am Freitag Stutenbissig bis ins hohe Alter

Petra Herterich
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Eine Kolumne von Petra Herterich
| 17.05.2024 06:00 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Frauen können anscheinend einfach nicht nett zueinander sein. Abschätzig bewerten sie immer das Äußere der „Konkurrenz“. Hört das nie auf?

Dass Frauen manchmal ganz schöne „Mistkerle“ sein können, musste die Frau am Freitag gerade wieder auf einer Zugfahrt feststellen. Da plauderte sie nett mit einer Mitfahrerin, man kam von Höcksken auf Stöcksken und landete schließlich beim Thema Frisuren: „Kennst du eigentlich dieses Farbspray, das die grauen Ansätze kaschiert?“, wollte mein Gegenüber wissen. Ja, klar, dafür wird ja jede Menge Werbung gemacht. „Solltest du mal benutzen“, sagt die Mitfahrerin mit charmantem Lächeln und mustert mein Gesicht – womöglich wollte sie noch eine Anti-Faltencreme empfehlen. Na, vielen Dank auch! So was Nettes. . . Dabei mag die Frau am Freitag ihre grauen Strähnen – wirklich! Und ihre Falten auch, vor allem die, die sie sich in all den Jahren erlacht hat.

Das Gespräch hat unsereins jedenfalls beendet und stattdessen vor sich hin gegrübelt: Warum müssen Frauen andere Frauen immer so hart beurteilen? Vor allem deren äußere Erscheinung? Und warum müssen sie gegenseitig immer besonders kritisch sein und bei der anderen unbedingt was zum Meckern finden? Wird uns diese Stutenbissigkeit tatsächlich schon von unseren Müttern in die Wiege gelegt? Oder haben wir einfach den Blickwinkel der Männer übernommen?

Junge Frauen mögen sich ja vielleicht noch als Konkurrentinnen sehen, aber wir älteren? Können nicht wenigstens wir uns einfach mal nehmen, wie wir sind? Die Frau am Freitag hat jedenfalls lieber einen grauen Haaransatz auf dem Kopf als den Ansatz von Biestigkeit in der Stimme. Man kann sich die vergangene Jugend ohnehin nicht zurück ins Gesicht schmieren – auch wenn die Werbung das behauptet. Abgesehen vom Aussehen kennt die Frau am Freitag übrigens auch Frauen, die zwar jünger sind, sich aber wesentlich altbackener aufführen.

Es ist doch auch wirklich wurscht, wie wir aussehen, solange wir uns wohlfühlen. Wer das akzeptiert, muss auch weniger – tapfer bleiben.

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