Was Sie heute wissen müssen

Test-Schlangen | Impfpflicht | Ara Luca

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 25.11.2021 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Die Nachricht des Tages ist ja keinesfalls regional, sondern national: Die neue Regierungskoalition steht, die drei Koalitionsparteien haben den Zeitplan, den sie sich vorgegeben haben, eingehalten, und so könnten wir an Nikolaus eine neue Regierung und einen neuen Bundeskanzler haben. Was das alles heißt, was die Wirtschaft, die Klimaaktivisten, die Autofahrer und der Klerus dazu sagt, haben Sie alle seit gestern tausendfach gehört. Offen ist eigentlich nur noch, welche Grünen Ministerin oder Minister werden. Da das die Partei entscheidet, müssen wir uns noch gedulden.

Kommen wir also zu den Themen, die die Menschen wirklich bewegt haben: Corona also. Bundesweit haben wir gestern erstmals die 400er Inzidenz geknackt, und die verschärften Corona-Regeln sind in Kraft - mit weitreichenden Folgen. Da sich auf einen Schlag wieder viel mehr Menschen täglich testen lassen müssen - vor allem ungeimpfte Beschäftigte - und wie schon so oft in der Pandemie nichts vorbereitet wurde, herrschte gestern an den Testzentren das blanke Chaos. Wenn es sie überhaupt gibt. Schließlich wurden die meisten Einrichtungen in den vergangenen sechs Wochen, als die Kostenübernahme durch den Staat aufgehoben war, geschlossen. Also erst von 100 auf null und jetzt wieder auf 100. „Und auf einmal haben wir das Chaos“, sagt Jörn Flentje, der Zentren in Leer, Moormerland und Bunde betreibt, im Gespräch mit Daniel Noglik. „Die Kapazitäten reichen vorn und hinten nicht.“ Dabei steigen die Zahlen, und vermutlich gilt ab nächste Woche die nächste Warnstufe mit erweiterten Testanforderungen.

Aber wenn es nur das wäre. Es fehlen nicht nur Testkapazitäten, es fehlt auch das Testmaterial. Die ostfriesischen Apotheker bekommen kaum noch Schnelltest sowie Zubehör – und wenn doch, müssen sie hohe Preise zahlen. Auch bei Selbsttests für zu Hause sieht es schlecht aus. „Sobald die 2G-plus-Regel gilt, kommt das öffentliche Leben in Ostfriesland zum Stillstand“, prophezeit und warnt Berend Groeneveld, Norder Apotheker und Vorstandsvorsitzender des Landesapothekerverbands Niedersachsen.

Wütend sind aber auch die Ärzte. Die einen, weil sie selbst Impfwillige derzeit wegen Vollauslastung abweisen müssen und auch mobile Impfteams überlaufen sind. Die anderen, weil sie am Dienstagnachmittag mitgeteilt bekamen, dass ab Mittwochmorgen Begleiter von Patienten, also in einer Kinderarztpraxis die Eltern, getestet sein müssen. Flugs wurden alle Patienten des nächsten Tages informiert, bevor dann wegen massiver Proteste die Regelung wieder zurückgenommen wurde. „Irgendwann hat man einfach den Kaffee auf“, sagt Birgit Eckmann, die seit 2008 als Medizinische Fachkraft arbeitet. Sie spricht von einem „Zickzackkurs“ in der Pandemie und kritisiert: „Wir brauchen

mehr Vorlaufzeit.“ Gordon Päschel berichtet.

Auch den Händlern und Besuchern der am Montag eröffneten Weihnachtsmärkte geht die Situation ziemlich auf den Keks. Beim Kauf von Speisen und Getränken, egal ob zum Verzehr vor Ort oder zum Mitnehmen, gilt die 2G-Regel. Es müssen also ein Impf- und Genesungsnachweis und der Personalausweis vorgelegt werden. Und selbst Menschen, die beispielsweise in der Fußgängerzone von Leer in ein Geschäft wollen, müssen eine Maske tragen, wenn sie den Weihnachtsmarkt nur überqueren, schreibt Katja Mielcarek.

Höchst emotional ist auch die Diskussion um eine Impfpflicht. Gestern positionierten sich Landräte und Landrätinnen sowie Bürgermeister aus der Weser-Ems-Region: „Die Lage spitzt sich gerade dramatisch zu, die vierte Welle trifft uns mit voller Wucht. Um uns vor weiteren Wellen zu schützen, wäre eine allgemeine Impfpflicht für ganz Deutschland sinnvoll. Es ist das letzte Mittel, aber wir dürfen dieses Mittel nicht mehr ausschließen“, heißt es in einer gleich lautenden Pressemitteilung, über die Imke Oltmanns berichtet.

Bittere Nachricht für das Klinikum Leer: Der Krankenhausplanungsausschuss des Landes Niedersachsen hat entschieden, dass es dort keine Neurologie-Station geben soll. Die Hoffnung stirbt deswegen in Ostfriesland noch lange nicht. Jetzt ruht alle Hoffnung auf Gesundheits- und Sozialministerin Daniela Behrens (SPD), denn sie kann sich über die Ausschussentscheidung hinweg setzen. Seit 2014 macht sich Leer Hoffnung auf eine sogenannte Stroke-Unit, also eine Schlaganfall-Einheit. Die jetzt angedachten 30 Betten für Leer seien „erst einmal ein guter Einstieg für die Verbesserung der wohnortnahen Versorgung“, sagt Klinik-Chef Holger Glienke im Gespräch mit Nikola Nording. Mit ostfriesischer Solidarität ist es übrigens bei diesem Thema nicht weit her. Der Emder Klinikverbund ist strikt gegen eine Stroke-Unit für Leer.

Zum Schluss noch war zum Schmunzeln: Dietmar Schirrmacher aus Remels hat einen großen Vogel - und das darf Christine Schneider-Berents so formulieren, ohne eine Beleidigungsklage fürchten zu müssen. Denn der Vogel des Rentners heißt Luca und ist ein prächtiger Gelbbrust-Ara. Was es mit ihm auf sich hat, wo er herkommt und wieso er gerne Roller fährt, das lesen Sie hier.

Was heute wichtig wird:

  • Die Polizei warnt vor Betrugsmaschen am Telefon. Vor Kurzem erbeuteten Betrüger viel Geld durch sogenannte Schockanrufe. Eine Leserin meldete sich mit einer Lösung für das Problem. Vera Vogt hat nachgefragt, ob der Vorschlag realistisch ist.
  • Obwohl sie schon über ein Jahr in der evangelisch-reformierten Gemeinde Veenhusen arbeiten, werden die Pastorinnen erst jetzt, am 1. Advent ordiniert. Die Pandemie hat ihren Start erschwert. Karin Lüppen berichtet.
  • Welche Müllgebühren kommen im nächsten Jahr auf die Bürger im Landkreis Aurich zu? Wird es eine Erhöhung geben? Marion Luppen berichtet aus dem Betriebsausschuss Abfallwirtschaft des Landkreises.
  • Jahrelang lag die Ortsentwicklung Bensersiel auf Eis, der Streit um die Umgehungsstraße legte jedes Bemühen um Verschönerung lahm. Nun ist der Streit beigelegt, es kann losgehen. Die Bensersieler loten jetzt aus, was geht. Imke Oltmanns fragte nach.
  • An diesem Sonntag öffnet die Emder Eisenbahnbrücke zum letzten Mal. Danach wird sie repariert. Welche Schiffe gehen raus, welche rein? Ist die Brücke durchgängig offen? Was bedeutet das für Bahnkunden? Mona Hanssen fasst das Wichtigste zusammen.
  • In Ostfriesland kennt man sie als „Ostfriesen-Palme“. In vielen Haushalten kommt sie in der Wintersaison auf den Tisch. Grünkohl schmeckt aber nicht nur lecker, sondern taugt auch für die Wissenschaft. Stephanie Tomé hat mit Christoph Hahn gesprochen.

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