Was Sie heute wissen müssen

Modder sagt „Tschüss“ | Osbild säuft vor Gericht ab | Müller bekommt Betrüger-Nachricht

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 02.05.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Eine Ära ist am Sonnabend zu Ende gegangen: Johanne Modder, die, wie Stephan Weil sagte, „mächtigste Frau Niedersachsens“, hat nach zwölf Jahren ihr Amt als SPD-Bezirksvorsitzende Weser-Ems zurückgegeben. Wenn die Rheiderländerin im Oktober als Fraktionsvorsitzende auch aus dem Landtag ausscheidet, ist die Politik dieses Bundeslandes zweifellos ein Stück ärmer geworden. Das würdigten bei der Bezirkskonferenz neben den Genossen aus Weser-Ems auch Ministerpräsident Stephan Weil und Parteichef Lars Klingbeil. Als Kommunalpolitikerin wird die 61-jährige Bunderin aber womöglich noch mehr im Landkreis Leer mitreden, als sie es bisher aus Zeitgründen konnte. Wir sind gespannt, denn ein bisschen schwierig ist das Verhältnis zwischen Modder und OZ schon. Martin Teschke war bei dem Bezirksparteitag in Bad Zwischenahn dabei und stellt auch Modders Nachfolger vor.

Vor unpopulären Aussagen schreckte Hanne Modder nie zurück. Erst am Freitag hatte sie sich deutlich hinter die geplante Erdgasförderung der Niederländer unweit von Borkum gestellt. Das Gleiche tat am Sonnabend in Aurich der FDP-Landeschef und Spitzenkandidat für die Landtagswahlen, Stefan Birkner. „Wir müssen uns diesen Diskussionen stellen, so unbequem sie sind“, sagte er auf dem Bezirksparteitag in Aurich. Birkner hält es für „verlogen“, Gas- und Ölförderung in Deutschland abzulehnen und nicht zu hinterfragen, unter welchen Bedingungen die Rohstoffe anderswo gefördert werden, etwa in den USA, Katar oder Russland. „Wir exportieren unsere Probleme.“ Marion Luppen hat ihm zugehört.

Bleiben wir in der (Partei-)Politik und an der Küste. Buchstäblich abgesoffen ist am Freitag Prof. Reiner Osbild, der die vergangenen Jahre als AfD-Kreisvorsitzender in Ostfriesland firmiert hatte, und eine ehemalige Studentin, eine Syrerin, auf 25.000 Euro Schmerzensgeld verklagt hatte. Sie hatte öffentlich und mit Blick auf Osbild als ihren Erstprüfer bei der Masterarbeit von „Diskriminierungserfahrungen“ an der Hochschule Emden/Leer gesprochen. Worin Osbild eine Rufschädigung sah, das Gericht aber nicht, das die Klage abwies. Prozessbeobachter und Osbild-Kenner Andreas Ellinger hält den AfD-Politiker, der selber gerne austeilt, für ein „Sensibelchen“.

Wir schreiben so oft über die Tricks von Betrügern, die per Internet oder Telefon oder Messenger-Diensten versuchen, unbescholtene Bürger abzuzocken und um vier- und fünfstellige Eurobeträge zu prellen, da ist es geradezu ein Glücksfall, dass einer dieser „Scammer“ ausgerechnet bei Redakteur Heiko Müller mit dieser Masche ankam. Angeblich brauchte seine Tochter Geld, um zwei Rechnungen zu bezahlen oder auch nur eine, da war sich der Betrüger nicht ganz klar. Heiko stieg zum Schein darauf ein und zog den Chat durch, auch als er zwischendurch mal von der angeblichen Tochter gesiezt wurde. Claus Hock hat anschließend mit der Polizei gesprochen.

Der gestrige 1. Mai ist ein Feiertag mit ernstem Hintergrund. Unter anderem in Emden gingen rund 150 Demonstranten am „Tag der Arbeit“ auf die Straße. So forderte, wie alle Jahre wieder, Horst Götze, Vorsitzender des Stadtverbandes Emden des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), von den Arbeitgebern und der Politik „mutige Zukunftsinvestitionen und einen starken Sozialstaat“. Das Besondere an der Emder Demo: Mehrere „Querdenker“ und auch der oben schon erwähnte Prof. Osbild marschierten mit - am Ende des Demonstrationszugs. Dafür tobte sich Osbild dann in den Kommentaren zum Onlineartikel von Claus Hock aus.

Nicht ganz friedlich ging es auch bei einigen Mai-Feiern in Ostfriesland zu. In Norden und Wittmund musste die Polizei eingreifen. Es kam zu Beleidigungen und Schlägereien mit Verletzten. Ansonsten wurden aber friedlich der Frühling gefeiert und die Maibäume aufgestellt. Und in Aurich luden 13 Kneipen und Gaststätten endlich mal wieder nach der Corona-Pause zu „Aurich rockt in den Mai“. Organisator Arno Fecht hat’s gefallen: „Das war eine schöne Veranstaltung. Die Gäste waren sehr entspannt und fröhlich.“ Und auch Marion Luppen und Werner Wiggermann hatten, so glaube ich, ihren Spaß.

Zuletzt ist auch in Leer der 1. Mai seit jeher ein „Feiertag“. Es ist nämlich der Saisonstart für die Pünte, die älteste handgetriebene Fähre in Europa, die von Wiltshausen nach Amdorf die Jümme quert. Der Bingumer Shantychor sang, es gab Essen und Trinken, es war richtig was los, wie Karin Lüppen berichtet.

Zu guter Letzt noch ein Hinweis in eigener Sache. Mehr als zwei Jahre lang haben wir täglich die aktuellen Zahlen zur Corona-Pandemie veröffentlicht, auf einer eigenen Internetseite, mit vielen Grafiken und natürlich in der Zeitung. Damit ist jetzt (vorerst) Schluss. Nicht, weil wir keine Lust mehr haben, sondern weil es uns unmöglich geworden ist, valide Zahlen zu bekommen. Welche Gründe das hat, erklärt Daniel Noglik.

Was heute wichtig wird:

  • In Holtland wird weiter munter über einen Poller gestritten. Anwohner einer Straße sind erzürnt, die SPD droht mit Kommunalaufsicht, der Bürgermeister ist in der Defensive. Tobias Rümmele hat sich alle Argumente angehört.
  • Mit einem neuen Namen und neuen Mitgliedern bewirbt sich die „Region Ostfriesland an der Ems“ ab 2023 um Fördermittel der Europäischen Union. Das kann sich lohnen, denn über drei Millionen Euro sind zu verteilen. Karin Lüppen berichtet, welche Ideen es bereits gibt.
  • Nach zwei Corona-Jahren mit wenig Kontakt zu Mühlenfans soll es an der Sandhorster Mühle zum Mühlentag am 6. Juni wieder losgehen. Bis dahin ist noch einiges zu tun, berichtet Nicole Böning.
  • Um ein verbotenes Autorennen geht es heute am Amtsgericht Aurich. Ein 27-Jähriger aus der Krummhörn soll im März vergangenen Jahres mit Tempo 170 durch Georgsheil und Loppersum gerast sein. Erlaubt war dort Tempo 70. Marion Luppen verfolgt die Verhandlung.
  • Mit Drehkreuzen und Kameras entlang der ostfriesischen Küste wird ab sofort gemessen, wie voll es an den Stränden gerade ist. Die Daten stehen allen Gästen zur Verfügung, sodass die sich besser verteilen können. Imke Oltmanns erklärt die digitale Besucherlenkung.
  • Das erste Drachenfest in der Region ist gelaufen. Doch wie ist das eigentlich für private „Drachensportler“? Man darf seinen Drachen in Ostfriesland nicht überall steigen lassen. Michael Hillebrand wirft einen Blick auf die aktuellen Bestimmungen.
  • Vor der Pandemie waren Mitfahrerbänke in einigen ostfriesischen Landstrichen hoch im Kurs. Nutzt die überhaupt noch wer? Oder war es nur eine Modeerscheinung? Gordon Päschel schaut, wie viel Moos die Bänke mittlerweile angesetzt haben.
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