Was Sie heute wissen müssen Drogen in Wiesmoor kein Einzelfall | Gasbohrungen gefährden Wattenmeer | Ostfriesen-Flagge vor Rathäusern?

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 30.06.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Wegschauen, verschweigen, leugnen, klassische Mechanismen, wenn man nicht wahrhaben will, was nicht sein darf, aber doch ist. Beispiel: Wiesmoor. Als im Zusammenhang mit der Razzia bei den Drahtziehern der „Wiesmoor-Connection“ auch eine Drogenplantage und Cannabis im Straßenverkehrswert von 400.000 Euro mitten in der Stadt sichergestellt wurde, sprachen Stadträte von SPD und CDU von „Handeln Einzelner“ und „Einzeltaten“. Aber stimmt das auch?

Imke Kruse aus Wiesmoor widerspricht vehement. Sie war mit ihrem Kind in die Kleinstadt gezogen, um weg zu kommen von ersten Drogenerfahrungen. Tatsächlich folgte ein richtiger Absturz. „Plötzlich wurde mir deutlich gemacht, dass Wiesmoor ein denkbar schlechter Ort für Drogenabhängige sei“, so Kruse. „Drogen bekommt man hier an jeder Ecke.“ Das bestätigen Daniel Noglik bei dessen Recherche auch Experten. Neben Christian Rademacher-Jelten. Chef der Wiesmoor-Connection ist auch immer wieder von „Dave“ die Rede. Er sitzt ebenfalls in U-Haft. Vielleicht sollten auch die Wiesmoorer Stadträte erstmal recherchieren, bevor sie sich öffentlich äußern.

Die Bürgerinitiative Saubere Luft Ostfriesland war im Zusammenhang mit Industrieansiedlungen in Eemshaven und Umgebung immer wieder erfolgreich. Jetzt will sie die Gasbohrungen vor Borkum auf Gedeih und Verderb verhindern. „Uns sorgen vor allem die Horizontalbohrungen in Richtung Deutschland“, sagt Bernd Meyerer vom Vorstand der Bürgerinitiative. „Bei den Bohrungen werden zahlreiche umweltgefährdende Stoffe ins Wattenmeer eingeleitet. Das können wir nicht hinnehmen.“ Auch auf den betroffenen Inseln Borkum und Schiermonnikoog (Niederlande) stößt das Projekt, das von Niedersachsen und den Niederlanden bereits grünes Licht bekam, auf Widerstand. Martin Teschke zum Stand der Dinge.

Mehrfach berichtete Ole Cordsen zuletzt über mangelhafte Arbeiten von Subunternehmen, die im Landkreis Aurich Glasfaserkabel für den Breitbandausbau verlegen. „Dass sich Schäden so ballen, ist schon besonders“, sagt Peer Beyersdorff, Geschäftsführer des Breitbandzentrums Niedersachsen-Bremen (BZNB). Der Bauindustrie-Verband warnt inzwischen vor Pfusch und Schlamperei im Ausbau, der auf Kosten mangelhafter Sicherheit auf den Baustellen gehe, aber dauerhaft auch auf Kosten einer sicheren Versorgung gehen könnte. Welche Folgen hat das für die Bürger? Was sagt der Landkreis Aurich zu den Problemen? Details finden Sie hier.

Die Digitalisierung erreicht nun auch die Arztpraxen. Seit Oktober vergangenen Jahres gibt es die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU). Damit geht der „gelbe Schein“ (der in der Realität längst rosa ist) in digitaler Form flugs an die Krankenkasse und den Arbeitgeber, der Patient hat seine Ruhe und kann sich darauf konzentrieren, gesund zu werden. Ab dem morgigen Freitag wird das System verbindlich. In der Umsetzung gibt es allerdings viele Probleme, wie Jens Schönig bei einer Umfrage in Arztpraxen erfahren hat. Ein Beispiel kommt von der Wiesmoorer Augenärztin Dr. Peggy Hellenthal, deren Praxis seit Anfang des Jahres für die eAU eingerichtet ist. Ihre Erfahrung seitdem fasst sie kurz und prägnant zusammen: „Das ist der größte Schrott überhaupt!“ Andere Ärzte sind ähnlich sauer.

Als WEC Turmbau war das Emder Unternehmen mal ein erfolgreiches Mitglied der Enercon-Unternehmensfamilie. Das änderte sich 2018, als Enercon auch aufgrund politischer Fehlentscheidungen in existenzielle Nöte geriet. Unter dem neuen Eigentümer Bettels-Gruppe sorgte die Firma auch erstmal für Negativ-Schlagzeilen. Aber das ist nun Vergangenheit. Die Bettels-Gruppe investiert Millionen, verdoppelt die Belegschaft und baut nicht nur Betondecken-Teile für den Elbtunnel in Hamburg und liefert die tonnenschweren Fertigteile auch für viele Brücken-Baustellen im maroden Deutschland. Mona Hanssen hat das Werk besucht.

Ostfriesen sind stolz auf ihre Heimat. Ein Ausdruck dieses Stolzes ist die schwarz-rot-blaue Flagge, die in vielen Vorgärten wehen. Der Moormerländer Ratsherr Torsten Bruns aber will mehr: Geht es nach ihm, soll künftig auch vor öffentlichen Gebäuden der Gemeinde Schwarz-Rot-Blau gehisst werden. „Die gemeinsame Flagge fördert das Identitätsgefühl unter uns Friesen und drückt den gemeinsam empfunden Stolz auf die eigene Herkunft und die eigene Heimat aus“, begründet er seinen Antrag im Gemeinderat. So einfach ist das aber nicht, denn es gibt verschiedene Varianten der Flagge. Wie der Gemeinderat über den Antrag entschied, berichtete Tobias Rümmele.

Der König der Neuharlingersieler Strandkörbe, so nannte Filmemacher Johann Ahrends in seiner filmischen Hommage für den NDR vor elf Jahren Enno König. Der Vorarbeiter auf dem Bauhof war 19 Jahre lang für die 550 Strandkörbe in Neuharlingersiel verantwortlich. Ahrends, der inzwischen viel Zeit in seinem Ferienhaus in Timmel verbringt, berichtet nicht nur über die Dreharbeiten von 2011, er hat kürzlich auch Enno König nochmal besucht. Ein neuer Teil unserer Serie „Von der Küste - vor die Kamera“.

Was heute wichtig wird:

  • Weil der Ausschuss für Wirtschaft, Tourismus, Kultur in Leer die Förderung des Zollhauses nichtöffentlich diskutiert und beschlossen hat, musste der Beschluss wiederholt werden - und das in einer Sondersitzung öffentlich. Katja Mielcarek war dabei.
  • Klassenfahrt sind wieder angesagt, aber nicht ohne Gefahren. Während einer Berlin-Fahrt der IGS Moormerland sind zwei Kinder wohl an Corona erkrankt. Wie bereiten sich Schulen auf diese Szenarien vor? Tobias Rümmele hat nachgefragt.
  • Ob im Pflegeheim, Krankenhaus oder bei der mobilen Pflege - Vertrauen ist wichtig. Dennoch kann es zu Diebstählen kommen. Wie sich Menschen vor schwarzen Schafen schützen können, erklärt Oliver Bär.
  • In Norden verunglückte ein Motorradfahrer tödlich bei einem Zusammenstoß mit einem Stück Damwild. Die Region hat angeblich einen großen Bestand dieser Tiere. Sind es vielleicht zu viele? Nicole Böning berichtet.
  • Wenn die Familie in den Urlaub fährt, will sie sicher sein, dass auch die Großeltern in ihrer Abwesenheit gut versorgt sind. Manche Pflegeheime bieten dafür Kurzzeitpflege an. Andere Organisationen setzen auf mehr Sicherheit zu Hause. Jens Schönig hörte sich um.
  • Steaks, Bratwürste, Bauchscheiben, Feta-Röllchen: Neben den Klassikern auf dem Grill gehören Beilagen immer dazu. Häufig laufen sie dem Fleisch sogar den Rang ab. Stephanie Tomé hat sich mit den heimlichen Stars der Grillparty beschäftigt.
  • Am Kleinen Meer plant ein Investor eine neue Ferienhaus-Siedlung und wartet seit vier Jahren auf grünes Licht aus der Politik. In dieser Woche soll es so weit sein. Gordon Päschel zeigt, worum es bei dem Projekt in 1A-Lage geht.
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