Was Sie heute wissen müssen IHK nach Cyberattacke | Was will Rewe? | Nichts gegen Turnhallen

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 11.08.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Wer hätte gedacht, dass Rückschrittlichkeit ein Fortschritt sein kann: Vor einer Woche wurde die digitale Infrastruktur der deutschen Industrie- und Handelskammern (IHK) durch eine Cyberattacke lahmgelegt. Im Unterschied zu so manch anderer, bereits voll durchdigitalisierter Kammer kann die IHK für Ostfriesland und Papenburg inzwischen wieder telefonieren. „Wir sind voll arbeitsfähig – es ist aber alles etwas komplizierter“, sagt Pressesprecher Stefan Claus im Gespräch mit Daniel Noglik. „Angesichts unserer kleinen Größe sind wir noch nicht so digital wie eine IHK mit, sagen wir, 300.000 Mitgliedern.“ In Ostfriesland werde auch im normalen Betrieb noch vieles händisch und analog erledigt. „Das kommt uns jetzt zugute.“

Um Daten geht es auch bei einem innovativen Projekt des Tourismus-Dachverbandes „Die Nordsee“. Wer gerne im Sommer mal in Norddeich oder sonstwo an der Küste ein paar schöne Stunden verbringt, kennt das Problem. Der Strand ist überfüllt. Das Projekt „Digitale Besucherlenkung“ soll helfen, die Gästeströme über Echtzeitdaten zu steuern, weg von vollen Stränden hin zu Gegenden, wo gerade weniger los ist. Weiter ins Hinterland etwa, oder in die nächste Eisdiele. Oder an einen leereren Strandabschnitt, gar nicht weit weg. Kameras erfassen, wie viele Menschen gerade an einem Ort sind, und über ein Ampelsystem wird gemeldet, wo man besser nicht hingeht. Imke Oltmanns berichtet über die ersten Erfahrungen mit dem neuen System.

In Frankfurt gibt es gefühlt an jeder dritten Straßenecke einen Rewe-Markt, große, kleine und mittlere. In Ostfriesland hat der Einzelhandelskonzern gerade seinen ersten eröffnet (rechnet man zwei Tankstellen-Shops nicht mit ein), im ehemaligen Real-Markt in Emden. Grund genug für Mona Hanssen, nachzufragen, welche Expansionspläne Rewe in Ostfriesland hat und was die Mitbewerber - Multi, Bünting und Edeka - zum neuen Konkurrenten sagen. Matthias Brahms, Geschäftsführer von Multi, macht deutlich, was das eigentliche Hindernis für expansionswillige Einzelhändler ist, der Mangel an geeigneten Flächen.

Eine der wenigen guten Nachrichten der vergangenen Woche aus dem Russland-Ukraine-Krieg war, dass die Getreidetransporte aus Odessa wieder aufgenommen werden konnten. Einige Schiffe sind bereits unterwegs zu Zielhäfen vorrangig in Europa. Bisher beteiligen sich keine deutschen Reeder an den Transporten. Das aber könnte sich jetzt ändern, wie Michael Kierstein recherchiert hat. Mehrere Leeraner Reedereien haben Interesse bekundet. „Wir haben großes Interesse daran, der Ukraine zu helfen, ihre Agrarprodukte zu verkaufen. Aus diesem Grund haben wir einen ukrainischen Logistikexperten eingestellt, der bis zu Kriegsbeginn in der Ukraine im Export von Agrarprodukten tätig war. Mit seiner Hilfe und seiner Erfahrung haben wir konkrete Pläne entwickelt, ukrainisches Getreide zu exportieren“, sagt Manfred Müller, Chef der Ems-Fehn-Group.

In Aurich hingegen geht die Diskussion weiter, wo in Zukunft ukrainische Flüchtlinge untergebracht werden können. Weil die ehemalige Blücher-Kaserne dafür nicht freigegeben wird, will Landrat Olaf Meinen Turnhallen akquirieren. Sie seien aber nur eine Notlösung, schränken Meinen und der stellvertretende Ordnungsamtsleiter Korwin Davids ein. „Allein schon wegen der Geräuschkulisse.“ Helmut Wendt, Vorsitzender der Flüchtlingshilfe Aurich, sieht das Thema gelassener. Turnhallen seien zwar nicht optimal, doch so schrecklich, wie die Kreisverwaltung es darstelle, seien sie nicht. „Das ist eine Frage der Ausstattung“, sagt er. Also ein Thema, dass der Landkreis Aurich selber regeln kann.

Seit vielen Jahren fühle ich mich ökologisch gut: Trotz höherer Kosten beziehe ich Ökostrom. Mein Strom wird also nicht mit klimaschädlicher Kohle oder gefährdeter Kernkraft erzeugt. Diese Vorstellung ist ziemlich naiv, wie Nicole Böning in ihrer Recherche über „grün gefärbte Stromtarife“ deutlich macht. Was es wirklich bedeutet, für Ökostrom zu bezahlen und warum wir immer den Strom vom nächstgelegenen Kraftwerk beziehen, ganz gleich wie dort der Strom erzeugt wird, erläutert die Kollegin in ihrem Artikel. Und immerhin: Es gibt ein paar gute Empfehlungen, damit das reine Gewissen auch berechtigt ist.

Für enormes Aufsehen sorgte am Montag der Bericht über einen tot gestochenen Labrador-Hund in Rhauderfehn. Getötet worden war er von einem anderen Hundesbesitzer - angeblich aus Notwehr. Eine Version, der Anja und Anton Fürup, die Halter von Labrador Balu, energisch widersprechen. „Balu war so ein lieber und freundlicher Hund. Er hat sich mit allen verstanden – egal ob Mensch, Hund oder Katze.“ Sprechen wollte Luca Hagewiesche auch mit dem Mann, der Balu erstach. Er wollte nicht, aber vielleicht aus gutem Grund. Denn die Polizei ermittelt.

Fassungslos macht viele Fußballfreunde weiterhin der tragische Tod von Marco Memenga, der für den FC Brookmerland gespielt hatte. Am Sonntag war der 38-Jährige während eines Spiels zusammengebrochen und gestorben. Riesig groß ist die Anteilnahme. Der Verein sammelt Spenden für die Hinterbliebenen, und nun stiftet der künftige Sieger des laufenden Ostfriesland-Cups seine Siegprämie, wie Sören Siemens gestern erfragte. Die Verantwortlichen von Finalist GW Firrel sowie von Kickers Emden und SF Larrelt (Halbfinale am 6. September) waren sofort einverstanden, wie Cup-Veranstalter Manfred Bloem mitteilte: „Alle haben sofort meine Idee, die Siegprämie zu spenden, unterstützt und zugesagt. Das ist ein tolles Signal.“

Was heute wichtig wird:

  • Mona Heynemann aus Löhne hat eine Whatsapp-Gruppe für Plattdeutsch gegründet. Sie trägt den Namen „Bock up Platt Küren“. Sie wünscht sich Nachrichten aus Ostfriesland. Karin Lüppen berichtet.
  • In Niedersachsen sind in diesen Hitzetagen viele Badegewässer wegen Blaualgen gesperrt. Wie ist die Situation im Landkreis Leer? Tatjana Gettkowski hat sich umgehört.
  • 117 Mal soll eine Leeranerin (54) gegen das Betäubungsmittelgesetz verstoßen haben. Sie habe Kokain und Heroin aus den Niederlanden geschmuggelt und damit gehandelt, heißt es. Bettina Keller berichtet.
  • Auf der Insel Langeoog sucht man eine neue Strategie und fragt, wie man künftig mit dem Tourismus umgeht. Auch die Bürger sollen ihre Meinung sagen. Imke Oltmanns berichtet.
  • Dass es in Woltzeten Funde aus der Römerzeit gibt, sei schon seit 90 Jahren bekannt, schreibt uns ein Leser. Was sagt die Ostfriesische Landschaft dazu? Michael Hillebrand hat nachgebohrt.
  • Wegen einer Schlägerei beim Emder „Summer in the City“ hatte die Redaktion bei der Polizei nachgefragt. Die hatte den Fall gar nicht in den täglichen Blaulicht-Meldungen. Warum? Mona Hanssen berichtet.
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