Was Sie heute wissen müssen Land unter | Laden pleite | Leben teuer

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Eine Kolumne von Timo Sager
| 31.08.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Ostfriesland ist das Land der Deiche. Das darf man ruhig wörtlich nehmen. Gäbe es die grünen Wälle an der Küste nicht, gäbe es auch weite Teile unserer Heimat nicht. Ganz so arg tief wie weite Teile der Niederlande liegt Ostfriesland zwar nicht. Aber auch hier gibt es Landstriche, die unter dem Meeresspiegel liegen. Sie wären ohne Deiche verloren. Allerdings muss ein Fleckchen Erde gar nicht unterhalb des so genannten Normalhöhennulls liegen, um zuverlässig abzusaufen. Meine Kollegin Marion Janßen hat sich einmal zeigen lassen, was passieren würde, wenn das Land nicht durch Deiche geschützt wäre. Die Karten dessen, was bei unterschiedlichen Wasserständen noch von Ostfriesland übrig bliebe (oder eher nicht), sind beeindruckend. Vor dem Hintergrund der Klimakatastrophe lassen sie mich auch ein wenig schaudern.

Nicht nur ein wenig schauderte es mich gestern Morgen. Meine Kollegin Katja Mielcarek meldete sich aus einer Verhandlungspause im Landgericht Aurich. Dort stand ein 55-jähriger Leeraner vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen, im März in einer Wohnung in Loga einen Mitbewohner mit einer Machete getötet zu haben. Bilder aus der Wohnung wurden vor Gericht gezeigt, erzählte Katja. Der Richter hatte darauf hingewiesen, was jetzt komme, sei nichts für Zartbesaitete. Viel weiter wollte ich gar nicht denken. Gestern Nachmittag äußerte sich der Angeklagte zu der Tat. Vieles schilderte er recht detailliert, an anderes könne er sich nicht erinnern. So zum Beispiel, dass er einen Freund per Whatsapp um Rat fragte, was nun mit der Leiche zu tun sei. Der Freund rief dann die Polizei. Der Tag im Gerichtssaal, aufgeschrieben von Katja Mielcarek.

Es gibt Neues von der Wiesmoor-Connection – jenem Netzwerk aus Firmen und Geschäftsleuten, die verdächtig sind, Subventionsbetrug in Millionenhöhe begangen und eine Cannabis-Plantage betrieben zu haben. Im Zentrum der ehemalige Wiesmoorer Bürgermeisterkandidat Christian Rademacher-Jelten. Neu ist: Die KS Consult, vermutlich Kerngesellschaft des Firmengeflechts, ist insolvent. Rechtsanwalt Dr. Jörg Behrends aus Oldenburg wurde als Insolvenzverwalter eingesetzt. Er kann noch nicht viel sagen. Auch nicht zur spannenden Frage, wie hoch die Forderungen gegen die Firma sind. Angesichts der verschachtelten Konstruktionen muss er sich erst einen Überblick verschaffen. Die KS Consult ist übrigens nicht die einzige Firma aus dem Rademacher-Jelten-Kosmos, die nun insolvent ist. Ole Cordsen hat die Details.

Der Fall der Wiesmoor-Connection zeigt: Kriminalität in großem Stil gibt es auch in Ostfriesland. Und auch Clan-Kriminalität ist ein Thema, bei dem wir nicht mehr im Land der Glückseligen leben. Zwar lässt sich die Situation nicht mit der in Großstädten vergleichen. Aber auch auf dem Land gibt es Familien, die versuchen, vor allem im Drogenbereich ihr Ding zu machen. Acht Familien mit rund 250 Mitgliedern hat die Polizei in den Landkreisen Aurich und Wittmund besonders im Auge, sagte Stefan Zwerg, Chef der zuständigen Polizeiinspektion, am Montag in Wiesmoor. Bei der Veranstaltung des CDU-Landtagskandidaten Björn Fischer war auch Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul zu Gast. Reul hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen im Kampf gegen die Clan-Kriminalität gemacht. Er setzt auf eine Zermürbungstaktik der „1000 Nadelstiche“. Wie die aussieht und warum der Kampf gegen die Clans in Ostfriesland noch zu gewinnen ist? Nochmal Ole Cordsen.

Vor dem Hintergrund der steigenden Lebenshaltungskosten hat der Norder Stadtrat zwei Entscheidungen getroffen, die seine Bürgerinnen und Bürger entlasten sollen. Zum einen wird Eltern ihr Beitrag zu den Kindergarten-Kosten für sechs Monate erlassen, zum anderen sollen Balkon-Solaranlagen gefördert werden. Was die Kindergarten-Kosten angeht, klingt die Entlastung zunächst nach etwas mehr als tatsächlich dabei herausspringt. Denn der Kindergartenbesuch in Niedersachsen ist grundsätzlich kostenfrei. Es gibt allerdings Ausnahmen, zum Beispiel, wenn Kinder besonders lange betreut werden. Für die Klein-Solaranlagen, die auf Balkons oder auf Garagen installiert werden können, stellt die Stadt 80.000 Euro zur Verfügung – und Bedingungen für die Montage. Claus Hock berichtet.

Was heute wichtig wird

  • Uns steht eine „Pflegekatastrophe“ bevor, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen, sagt ein Intensivstations-Pfleger in Emden. Pflegebedürftige werden immer mehr, Pflegekräfte dafür immer weniger. Eine gemeinnützige Genossenschaft will sich in Emden dagegen stemmen. Doch ihr liegen viele Steine im Weg. Mona Hanssen berichtet.
  • Nicole Böning will wissen: Wie gut ist das Auricher Trinkwasser? Denn sie findet, irgendwie schmeckt das Trinkwasser in Haxtum seit ein paar Wochen anders. Jetzt hat sie sich auf die Spuren des Leitungswassers begeben.
  • Die Preise für Lebensmittel sind enorm gestiegen. Doch wer profitiert eigentlich von den Preissteigerungen? Kommt das Geld bei den Landwirten an? Oliver Bär berichtet.
  • Das Emder Hafenboot „Ratsdelft“ von 1975 geht bald in Rente - und der Nachfolger steht praktisch schon in den Startlöchern. Die Reederei AG Ems will mehr auf Nachhaltigkeit setzen. Mona Hanssen berichtet.
  • An diesen Mittwoch jährt sich der Tod von Prinzessin Diana zum 25. Mal. Nikola Nording hat sich im Landkreis Leer umgehört, wie das Wirken der Prinzessin sich hier gezeigt hat.
  • Das Thema Straßenbau-Beitragssatzung beschäftigt viele Kommunen. In Moormerland wird darüber heftig gestritten. Jetzt sogar im Ausschuss. Nikola Nording war dabei.
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