Was Sie heute wissen müssen Schiff gegen Windrad | Neugeborenes Kalb gerissen | Schweinswal angeschwemmt

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 27.04.2023 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Das Rätsel ist gelöst. Das Küstenmotorschiff „Petra L“, das am Dienstag schwer beschädigt, mit aufgerissenem Rumpf, in den Emder Hafen einfuhr, kollidierte nicht mit einem anderen Schiff, auch nicht mit einer Seetonne oder einer Forschungsboje, sondern - mit einer Windkraftanlage. Das teilte gestern die Wasserschutzpolizei auf Anfrage von Heiko Müller mit. Der Unfall ereignete sich im Offshore-Park „Gode Wind“ nördlich der Insel Juist, abseits der Schifffahrtsrouten. Warum die mit 1500 Tonnen Getreide beladene „Petra L“ auf dem Weg nach Antwerpen dort entlang fuhr, ist unbekannt. Der russische Kapitän schweigt weiterhin, der Anwalt der Reederei hat für den 12. Mai eine Erklärung angekündigt. Am Fundament des Windrads entstand nur geringer Schaden. Ein auf WhatsApp kursierendes Video des in den Hafen einlaufenden Schiffs lässt es als Wunder erscheinen, dass das Schiff nicht in der Nordsee abgesoffen ist.

Der Wolf, die nächste? In Wiesede in der Gemeinde Friedeburg, in der nach offiziellen Erkenntnissen ein Wolfsrudel ansässig ist, ist in der Nacht zum Montag ein am selben Tag geborenes Kalb gerissen worden. Ob es tatsächlich ein Wolf war, ist unklar. Das Rissbild ist untypisch, sagt die Landwirtschaftskammer. Der Landwirt, dessen Kalb getötet wurde, hat allerdings keinen Zweifel, wer dafür verantwortlich ist. Derselbe, der am 18. März ein anderes seiner Kälber tötete, der Wolf also. Er ist verzweifelt. Als Biobetrieb seien seine Rinder frei in ihrer Entscheidung, ob sie lieber im Stall oder lieber draußen sein wollen. Auch die Ortsvorsteherin von Wiesede, Elke Hildebrandt (SPD), ist aufgewühlt, als sie ans Telefon geht. „Ich drehe heute sehr am Rad“, sagt sie. Imke Oltmanns berichtet.

Es war nur eine Frage der Zeit, dass die AfD das Thema Wolf aufgreift. Am Montag beantragte die Auricher Kreistagsfraktion im Umweltausschuss eine Resolution, in der „der unverzügliche Beginn der Bejagung des Wolfes im Landkreis Aurich beziehungsweise in Niedersachsen“ gefordert wird. „Der Wolf verfällt in einen Blutrausch“, sagte AfD-Fraktionschef Jan-Adolf Looden. Baudezernent Eiko Ahten kündigte an, zur nächsten Ausschusssitzung einen Wolfsberater des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz einzuladen. Die AfD zog ihren Antrag daraufhin zurück. Auch Politiker anderer Fraktionen kündigten an, „Druck“ zu machen. Marion Luppen berichtet.

Was muss passieren, damit Ostfriesland im Zuge des Klimawandels nicht absäuft? Das Problem: Ein steigender Meeresspiegel und immer mehr Starkregen im Sommer stellt die Entwässerungsverbände vor Probleme. Im Rahmen der „Klever-Risk“-Studie wurden gestern Lösungsansätze vorgestellt. Zum Beispiel, wie Hannah Weiden berichtet, die Leistung der bestehenden Pumpwerke zu erhöhen. Viele von ihnen sind mehr als 50 Jahre alt - eine Erneuerung wird dringend empfohlen. Auch die Errichtung zusätzlicher Schöpfwerke sehen die Verantwortlichen als unerlässlich, ebenso die Schaffung von Retentionskapazitäten.

Einen Wandel gibt es nicht nur wegen der Klimakrise oder - für uns Journalisten ganz wesentlich - wegen der Digitalisierung, sondern auch bei den Apotheken. Fast jede dritte Apotheke hat in den vergangenen 20 Jahren in Ostfriesland dicht gemacht. Und die Lage wird sich weiter verschärfen. Sagt jedenfalls Berend Groeneveld aus Norden, Vorstandsvorsitzender des Landesapothekerverbandes Niedersachsen. Besonders in kleineren Ortschaften, beispielsweise in der Krummhörn, sei es ein Problem, die Apotheken am Ort zu halten. Wenn die Arztpraxen schlössen, schlössen in der Regel auch die Apotheken. Neben Personalmangel plagen die Pharmazeuten auch stagnierende Honorare. „Wir sind Teil der strukturellen Unterfinanzierung des Gesundheitswesens“, sagt Groeneveld im Gespräch mit Petra Herterich.

Pastor Matthias Lefers in Neermoorpolder war in seiner evangelisch-reformierten Gemeinde offensichtlich sehr beliebt. Zu seinem Abschied nach zehn Jahren Amtszeit erhoben sich in der voll besetzten Kirche am Ende alle zum Applaus – ein nicht alltägliches Bild in einer reformierten Gemeinde. Lefers geht einen ungewöhnlichen Weg: Er wechselt in das Kloster Frenswegen in der Grafschaft Bentheim, in seiner Heimat. Nicht als Mönch, er übernimmt die evangelisch-reformierte Studienleitung im Kloster Frenswegen. Karin Lüppen hat sich mit ihm unterhalten.

Die „Waage“ am Hafen von Leer, unweit des Rathauses, ist ein altehrwürdiges Restaurant. Es hat schon viele Pächter erlebt. Mario Brüggemann, der die Waage vor zwei Jahren mitten in der Pandemie übernahm, hat sich inzwischen etabliert. Sein Erfolgsrezept heißt Nachhaltigkeit. „Für mich war klar, dass ich ein Restaurant nur so führen will. Auch ich bin dafür verantwortlich, meinen ökologischen Fußabdruck möglichst kleinzuhalten.“ Das betrifft die Ausstattung des Lokals, aber auch den Einkauf der Waren, die regional sein müssen. Eine Lücke im Sortiment gebe es bei Fischen. „Wir suchen immer noch jemanden, der selber mit seinem Kutter rausfährt und uns beliefern würde“, sagt Brüggemann im Gespräch mit Katja Mielcarek.

Stefan Krieger hat nach nur fünf Monaten seinen Job als Kurdirektor von Norden verloren. So weit, so bedauerlich für den Mann. Rebecca Kresses Neugierde war geweckt, als sie erfuhr, dass dies nicht Kriegers erster Rauswurf nach so kurzer Amtszeit war. In Grömitz an der Ostsee widerfuhr ihm Ähnliches. Warum, das lässt sich nicht herausfinden. Wie in Norddeich hatte er große Pläne für Grömitz. Seine Themen dort waren die Gleichen wie in Norddeich und schon bei seiner früheren Position in Bad Salzuflen: Digitalisierung, eigene Servicecard, Gesundheitstourismus. Womöglich waren beide Gemeinden nicht reif für die Veränderung.

In letzter Zeit rückten Schweinswale stärker in den Fokus. Da sie im Unterschied zu Hunden, Katzen und womöglich Seehunden in der Regel namenlos bleiben, hält sich das Mitgefühl der OZ-Leser bei ihnen in Grenzen (das ist eine empirisch gestützte Erfahrung von mir). Das gilt auch für das tote Tier, das kürzlich in Wilhelmshaven angeschwemmt wurde. Florian Carius, Leiter für Kommunikation und Forschung bei der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer, meldete das Tier, das Passanten im Wasser treibend entdeckt hatten. Er ist immer noch erschüttert: „Das ist schon etwas anderes, wenn man einem frisch verstorbenen Tier in die Augen sieht.“ Die Todesursache ist unbekannt, das Tier wird obduziert, schreibt Imke Oltmanns.

Was heute wichtig wird:

  • Vier Investoren bewarben sich um ein Grundstück am Bahndamm in Leer. Die Politik entschied sich für Bewährtes, will aber einen innovativen Investor trotzdem in der Stadt halten. Katja Mielcarek berichtet.
  • Der Bundesverband Deutscher Schwimmmeister schlägt Alarm und warnt vor einer dramatischen Lage. Bundesweit fehlen 3000 Fachkräfte. Wie ist die Lage in Ostfriesland? Tatjana Gettkowski fragt nach.
  • Wenn freilaufende Hühner von Raubvögeln und vom Fuchs gerissen werden, regt sich niemand mehr auf. Bei Schafen und beim Wolf ist das anders - warum eigentlich? Nicole Böning fragt nach.
  • Die Jungfräsike Mäinskup wirft der Ostfriesischen Landschaft vor, mit ihren Rechtschreibregeln das ostfriesische Platt zu verwässern. Der Plattdeutsch-Aktivist Helmut Dirks widerspricht. Marion Luppen berichtet.
  • Christian Meyer, Grünen-Umweltminister für Niedersachsen, ist an diesem Donnerstag in der Gemeinde Krummhörn und spricht mit Experten über den Deichbau. Hannah Weiden ist mit dabei.
  • Das traditionsreiche Emder Teehandelshaus Thiele & Freese wird in diesem Jahr 150. Heiko Müller hat mit Familie Thiele gesprochen, über die Firmengeschichte und vieles andere mehr.
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