Was Sie heute wissen müssen 4,5 Jahre Knast für CRJ | EWE sauer auf uns | Wasser für Wasserstoff

Joachim Braun
|
Eine Kolumne von Joachim Braun
| 02.06.2023 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
Artikel hören:
Artikel teilen:

Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Endlich, endlich ist der Prozess gegen Christian Rademacher-Jelten (CRJ) und dessen Geschäftspartner beendet. Nach über 20 mitunter aufreibenden und überraschenden Verhandlungstagen fällte die 1. Große Strafkammer am Landgericht Aurich unter Vorsitz von Richter Björn Raap ihre Urteile: viereinhalb Jahre für CRJ, drei Jahre und neun Monate für dessen ehemaligen Kompagnon. Wirklich überraschend war das Urteil für Berichterstatter Daniel Noglik nicht. Er zeigte übrigens wahre Begeisterung für seine Motivation. Anders ist es wohl nicht zu deuten, dass er just seinen 30. Geburtstag bei Gericht verbrachte - ohne Kuchen und ohne Kerzen.

1 und 1 kann mehr als 2 sein. Darauf wiesen der Oberstaatsanwalt in seinem Plädoyer und der Richter in seiner Urteilsbegründung hin. Denn viele der Indizien hätten im Sinne von Rademacher-Jelten gewertet werden können, in der Gesamtheit aber ergaben sie ein anderes Bild. Dass der Angeklagte einige Male der Lüge überführt wurde, habe seiner Glaubwürdigkeit auch nicht gedient, so Raap. Dass der Geschäftsmann nicht wusste, was in seinem eigenen Gebäude passiert, sei auch nicht glaubwürdig. Das Autohaus im Herzen von Wiesmoor wurde vom Gericht eingezogen. Ins Gefängnis müssen CRJ und der Mitangeklagte erst, wenn das Urteil Rechtskraft hat. Ihnen bleibt noch die Revision vor dem Bundesgerichtshof.

Nachdem wir seit mehr als eineinhalb Jahren über das desolate Kundenmanagement der EWE berichten und der Strom der Kundenbeschwerden nicht versiegt, ist man in der Konzernzentrale in Oldenburg inzwischen ziemlich sauer auf uns. Wir seien einseitig, würden die Probleme einzelner Kunden überbewerten und den Eindruck erwecken, als ob bei der EWE nichts funktioniere. Der Vorwurf der Geschäftsschädigung steht unausgesprochen in jeder zweiten Zeile. Meine Antwort: Jeder Einzelfall ist einer zu viel. Und es sei schlimm genug, dass die Kunden die Unterstützung unserer Zeitung benötigen, um zu ihrem Recht zu kommen. Zudem hätten wir nicht den Eindruck, dass die Probleme gelöst seien. Wir berichten schließlich nicht über Konflikte aus dem vergangenen Jahr, sondern über ganz aktuelle.

So wie in diesem Artikel von Andreas Ellinger. Diesmal geht es allerdings nicht um Strom- oder Gasrechnungen, sondern um den Glasfaserausbau, den die EWE gemeinsam mit der Telekom in Leer durchführt. Ein polnischer Bautrupp tauchte überraschend bei Helmut Hormig auf, zeigte weder Ausweis noch Auftrag, begehrte aber Zutritt ins Haus und das zwei Mal. Der war empört und wies die Leute ab (in Zeiten von Enkeltrick-Betrügern sicher nicht die schlechteste Reaktion). Durch Andreas‘ Recherchen wurde klar, dass die „Handwerker“ Subunternehmer eines Unternehmens waren, das von der EWE-Tochter beauftragt wurden. So weit so klar, Hormigs Probleme dauern allerdings an.

Gute Nachrichten hab es gestern Abend für 477 Kunden der Deutschen Glasfaser im Oberledingerland. Nachdem ein Bauunternehmen das Kabel beschädigt hatte, waren sie und fast 3000 weitere Kunden seit Freitag offline gewesen. Nach und nach wurden die Betroffenen wieder ins Netz geholt. Carsten Ammermann erläutert den Schaden und dessen Behebung.

Die Frage ist so naheliegend, dass sie kaum einer stellt. Woher kommt eigentlich das ganze Wasser, aus dem im Zuge der Energiewende der Energieträger Wasserstoff hergestellt werden soll? Imke Oltmanns, unsere Fachfrau, war fast zufällig bei ihren Recherchen über diese Frage gestolpert und gab sie an den Wasserband OOWV und das Energieunternehmen TES in Wilhelmshaven weiter. In der Theorie ist die Antwort simpel: Für ein Kilogramm Wasserstoff braucht man neun Kilogramm Reinstwasser. Nimmt man Grundwasser, braucht man schon 16 Kilogramm, um die gleiche Menge Wasserstoff zu gewinnen. Auch Meerwasser ist möglich, muss aber aufwändig entsalzt werden. Möglich ist das alles, einfach aber nicht. Ein sehr interessanter Artikel.

Die Energiewende ist auch das große Thema für den Auricher Konzern Enercon. Nach schwierigen Jahren, auch verursacht durch politische Fehlentscheidungen, und einer Umstrukturierung starten die Windrad-Hersteller nun in eine hoffentlich goldene Zukunft. Indiz dafür ist ein weiterer abermillionenschwerer Großauftrag in der Türkei. Erst vor gut einem Monat hatte das Unternehmen mitgeteilt, die Prototypen für seinen neuesten Anlagentypen E-175 EP5 dort zu errichten. Überdies liefert Enercon 240 Anlagen vom Typ E-138 EP3 E2 mit einer Leistung von etwa 1000 Megawatt für das Projekt namens YEKA RES-2. Ole Cordsen berichtet.

Gute Nachrichten auch aus Emden: Gestern Nachmittag legte dort erstmal die „MS Romantika“ ab. Nun gibt es eine Fährverbindung von der Seehafenstadt nach Kristiansand in Norwegen. Emdens Oberbürgermeister Tim Kruithoff („Ein großer Tag für Emden“) und Reederei-Geschäftsführer Morten Aggvin drückten gestern symbolisch aufs rote Knöpfchen, wie Claus Hock berichtet. 800 Passagiere hatte die Jungfernfahrt. Sie werden erst angekommen sein, wenn dieser Newsletter schon erschienen ist. Also, wenn sie dies lesen: Herzlich willkommen in Norwegen.

Inzwischen zahle ich für den Liter meiner bevorzugten Milch aus heimischer Produktion 1,99 Euro den Liter, über 30 Prozent mehr als vor einem Jahr. Das wäre akzeptabel, wenn die Bauern dafür einen Erzeugerpreis bekommen, von dem sie existieren können. Ist das wirklich so? Hannah Weiden hat am Beispiel eines Liters Milch bei Aldi nachgefragt und sich erklären lassen, wie sich der Milchpreis zusammensetzt. Ein spannendes Stück aus der Rubrik „Was ist was“.

Die neue Rubrik habe ich gestern schon angekündigt. Jetzt hat Steffen Lüpkes geliefert und eine Ostfriesland-Wettervorhersage fürs Wochenende erstellt. Fazit: Schön, aber kühl. Na super.

Was heute wichtig wird:

  • Suleika Tannigel und ihr Mann leben in Bunde und haben einen schwerstbehinderten Sohn. Das Leben ist teurer und anstrengender als in anderen Familien. Tatjana Gettkowski berichtet.
  • Die Ostfriesische Volksbank gibt bei der Vertreterversammlung einen Einblick in ihre Zahlen und hat dazu auch eine Nachricht für ihre Mitglieder. Michael Kierstein weiß Näheres.
  • Wenn Menschen nicht in den Gottesdienst kommen können, kommt der Gottesdienst eben zu den Menschen, wie bei der Altenseelsorge des Auricher Kirchenkreises. Dorothee Hoppe berichtet.
  • Europas längster Barfußpfad ist endlich fertig. Ab diesem Wochenende darf hier gelaufen werden. Susanne Ullrich hat ausprobiert, wie sich das anfühlt und gefragt, was man über die Anreise wissen muss.
  • Heute beginnt das Emder Matjesfest. In einem Liveblog werden Jasmin Oltmanns und Hannah Weiden das ganze Wochenende über mit Fotos, Eindrücken und Hintergrundinfos über das beliebte Volksfest berichten.
  • Peter Habbena, Landwirt aus der Krummhörn, hat einen Schau-Zaun aufgestellt. Hier kann man sehen, wie so ein fester wolfsabweisender Zaun aussieht. Claus Hock hat sich mit ihm unterhalten.
Ähnliche Artikel