Tödliche Havarie Taucher-Einsatz am Wrack endet erfolglos

| | 24.10.2023 21:28 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Dr. Robby Renner, der Leiter des Havariekommandos, hatte am Dienstagnachmittag über die Suchaktion informiert. Foto: Schuldt/DPA
Dr. Robby Renner, der Leiter des Havariekommandos, hatte am Dienstagnachmittag über die Suchaktion informiert. Foto: Schuldt/DPA
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Ein Taucher-Team hat nach Lebenszeichen am Wrack der „Verity“ in der Nordsee gesucht – doch ohne Erfolg. Vier Seeleute bleiben vermisst, und die Retter sondieren die nächsten Maßnahmen.

Langeoog/Helgoland - Der Taucher-Einsatz am Wrack der am Dienstagmorgen nach einem Zusammenstoß zwischen Langeoog und Helgoland gesunkenen „Verity“ auf dem Grund der Nordsee ist erfolglos geblieben. Das hat am Abend das Havariekommando in Cuxhaven mitgeteilt. „Die Taucher konnten keine Erkenntnisse gewinnen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Kommandos. Einsetzende starke Strömungen hätten weitere Versuche zunächst unmöglich gemacht, heißt es.

Dessen ungeachtet wurde die Suche nach den vier vermissten Seeleuten auch nach Einbruch der Dunkelheit fortgesetzt. „Geplant ist, die Suche bis nach Mitternacht fortzusetzen“, teilte das Havariekommando in Cuxhaven am Dienstagabend mit. „Die Wassertemperaturen, die derzeit um 12 Grad Celsius liegen, geben den Rettungskräften bis zu diesem Zeitpunkt die Chance, noch auf Überlebende zu treffen.“ Im Einsatz ist auch der auf Borkum stationierte Seenotrettungskreuzer „Hamburg“. Zudem sei klar, was mit dem zweiten Schiff, der „Polesie“ geschehen werde, hieß es weiter. Der Frachter werde aus eigener Kraft Cuxhaven anlaufen.

Nach der Kollision mit dem Schüttgutfrachter „Polesie“ am Morgen, der Rettung von zwei Verunglückten und der Bergung eines toten Seemannes im Tagesverlauf hatten sich Taucher um 15.15 Uhr auf den Weg zum etwa 30 Meter tief in der Nordsee liegenden Wrack gemacht – um nach vier weiterhin vermissten Seeleuten zu suchen. „Die Bedingungen vor Ort sind sehr schwierig“, schreibt das Havariekommando. Die Sichttiefe betrage am Wrack lediglich ein bis zwei Meter. Dazu kommt: Tauchgänge seien nur im Stauwasser, also zwischen Ebbe und Flut, möglich – wegen der Strömungen.

„Wir lassen nichts unversucht, um Leben zu retten“

„Die schwierigen Bedingungen lassen derzeit keine Prognose darüber zu, ob ein weiterer Versuch möglich ist“, schreibt das Havariekommando.

Die „Verity“

Foto: Dietmar Hasenpusch Photo-Productions/DPA
Foto: Dietmar Hasenpusch Photo-Productions/DPA

Schiffstyp: Frachtschiff

Flagge: Großbritannien

Länge: 91 Meter

Breite: 14 Meter

Kapazität: 3360 Tonnen

Zum Zeitpunkt des Unglücks war die Crew der „Verity“ auf dem Weg von Bremen nach Immingham in Großbritannien. Das 2001 gebaute Schiff fuhr für die britische Reederei Faversham Ships. Als sie am Montag gegen 19 Uhr in Bremen aufgebrochen war, hatte die „Verity“ Stahl-Coils geladen – zu Rollen geformte Bleche. Beim Zusammenstoß außerdem an Bord: gut 1300 Kubikmeter Schiffsdiesel.

Am Nachmittag hatte Dr. Robby Renner, der Leiter des Havariekommandos, gesagt: „Wir lassen nichts unversucht, um Leben zu retten.“ Was ohne Tageslicht möglich sei, das werde auch gemacht. Die erste Priorität sei die Rettung von Menschenleben, die zweite das Abwenden eines Umweltschadens. Die „Verity“ hatte zum Unfallzeitpunkt rund 1300 Kubikmeter Schiffsdiesel in den Tanks – die sich jetzt auf dem Meeresgrund befinden. Ob Schadstoffe bereits ausgetreten sind, ist noch unklar.

Überlebenschance schwindet mit der Zeit

Sicher ist hingegen, dass sich die Überlebenschancen der Vermissten von Stunde um Stunde verringern. Michael Ippich aus der Geschäftsführung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) hatte am Nachmittag gesagt, dass Menschen bei einer Wassertemperatur von zwölf Grad Celsius höchstens 20 Stunden überleben könnten. Geht man von glatt 5 Uhr als Unglückszeitpunkt aus, gäbe das den Rettungskräften höchstens noch bis 1 Uhr nachts Zeit. Ippich hatte zudem gesagt, dass die Überlebenschance maßgeblich davon beeinflusst werde, ob die Seeleute noch Zeit gehabt hätten, etwa einen Kälteschutzanzug anzuziehen.

Den aktuellen Erkenntnissen zufolge war die „Verity“ innerhalb von etwa einer halben Stunde gesunken.

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