Eiszeit in Emden Auch ohne Eislauf-Muttis mit Eifer dabei

| | 19.02.2024 11:03 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
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„I’m a Barbie girl...“: Mit mitreißender Musik startet die Show der Eiskunstläuferinnen und dem Eiskunstläufer. Foto: J. Doden
„I’m a Barbie girl...“: Mit mitreißender Musik startet die Show der Eiskunstläuferinnen und dem Eiskunstläufer. Foto: J. Doden
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Eiskunstlaufen ist in Emden ein echter Hype. Ein Besuch beim Training verrät, warum das so ist.

Emden - 8 Uhr am Samstagmorgen: Vor der Nordseehalle stehen schon die ersten Mädels, aus Mütter-Taxis steigen die nächsten aus. Während ihre Mitschülerinnen am freien Wochenende ausschlafen, wollen sie aufs Eis zum Trainieren. Und einige von ihnen sind seit 2018 dabei, seitdem Britta Trieschmann erstmals bei der Eiszeit in Emden einen Eiskunstlaufkurs angeboten hat.

Achtung: Da lang, oder da lang! Die Trainerinnen Britta Trieschmann und Svenja Termöhlen in Aktion. Foto: J. Doden
Achtung: Da lang, oder da lang! Die Trainerinnen Britta Trieschmann und Svenja Termöhlen in Aktion. Foto: J. Doden

„Keine Angst, die Mütter liefern die Kids nur ab. Eislauf-Muttis haben und wollen wir nicht“, sagt Britta Trieschmann. Dagegen haben sie und auch ihre Mittrainerin Svenja Termöhlen eine ausgesprochene Aversion entwickelt. Schon damals, erzählen sie, als die beiden selbst noch aktiv beim Rollschuhclub Emden (RSC) und in der Leistungs-Formation in Delmenhorst gelaufen sind, haben sie diese Mütter kennengelernt, die ihre Töchter deutlich zu überehrgeizig begleiteten. „Unsere Mütter natürlich ausgenommen“, sagt Britta Trieschmann.

Jungs haben auch Spaß an Barbie girl

Eislaufen braucht offensichtlich auch überhaupt keinen elterlichen Druck. Bei dem Fortgeschrittenenkurs sind zehn Mädchen und ein Junge dabei. Wobei Piet Ohdens an diesem Morgen moralisch noch von drei weiteren Jungs unterstützt wird. Es sind die Kinder der Trainerinnen, die zwar eigentlich keinen Bock aufs Eiskunstlaufen haben, wie sie sagen. Eislaufen geht aber immer. Und als die Musik so richtig laut für die Kür aufgedreht wird, wippen und singen auch Kilian, Stig und Bas an der Bande zu „Barbie girl“ mit. Gar kein Thema!

Kein Bock auf Eiskunstlauf, aber auf Eislauf mit Musik: Bas Trieschmann. Foto: J. Doden
Kein Bock auf Eiskunstlauf, aber auf Eislauf mit Musik: Bas Trieschmann. Foto: J. Doden

Cool ist für sie auf jeden Fall, dass sie schonmal beim Aufwärmen ganz gut mit den Eiskunstläuferinnen mithalten können. Arm- und Knieschützer oder gar einen Helm braucht hier niemand mehr. „Sie haben es drauf und können alle Eislaufen“, sagt Britta Trieschmann. „Das ist ja auch Bedingung für den Kurs.“

Von Anfang an auf dem Emder Eis

Lale Trieschmann (11) und Mia Filus (11) sind Eiskunstläuferinnen der ersten Stunde in Emden. Auch Marje Ohdens und Marje Schmidt, beide 14 Jahre, gehören zu den dienstältesten Läuferinnen auf dem Eis, und nicht nur da. Seit zehn Jahren laufen sie auch beim RSC auf Rollen. Gibt es da große Unterschiede? „Eislaufen ist leichter“, finden die beiden. „Auf Rollen muss man mehr Druck geben, da braucht man mehr Muskeln.“

Das passiert auch den Besten: Hier lacht Marje Ohdens über ihr Missgeschick. Foto: J. Doden
Das passiert auch den Besten: Hier lacht Marje Ohdens über ihr Missgeschick. Foto: J. Doden

So unbeschwert gleitend gelingen auf dem Eis dann auch die ersten Pirouetten, sogar leichte Einfachsprünge. Ihre Mitläuferin Gita Maali (16) ist heute ausnahmsweise verhindert, sie bekommt aber schon schwierigere Sprünge hin, sagt Trainern Britta Trieschmann. „Die Mädels bringen sich das sogar per YouTube selbst bei.“

Eiskunstlauf als Hype dank TikTok

Internet-Videos, vor allem auch Tiktok treiben die Motivation an, bestätigen die beiden Marjes. Und vor Weihnachten laufen sowieso immer so viele Eiskunstlauf-Filme, die bei der Eiszeit in Emden noch nachwirken würden. Es scheint sogar einen richtigen Hype unter den Jugendlichen zu geben. Denn in diesem Jahr haben sich viel mehr 13- und 14-jährige Eiskunstlaufanfängerinnen gemeldet, als in den vier Kurs-Jahren zuvor. Sonst fingen die meisten so mit sechs, sieben Jahren an.

Die Mädels der ersten Stunde, sie haben es drauf. Foto: J. Doden
Die Mädels der ersten Stunde, sie haben es drauf. Foto: J. Doden

Beim Anfängerkurs am Sonntag stehen insgesamt nochmal 24 Mädchen auf dem Eis. Sie kommen nicht nur aus Emden, sondern aus dem gesamten Umland bis Rhauderfehn. Seit der dritten Eiszeit hat sich Britta Trieschmann ihre Trainingskollegin dazugeholt. Die Nachfrage war allein nicht zu schaffen.

Schön hoch das Bein!

An diesem Samstagmorgen drehen die zehn Fortgeschrittenen routiniert ihre Runden, laufen über Kreuz, malen Achten auf die Fläche. Sie laufen Figuren, gleiten in Formationen. Die Wangen sind gerötet, und das liegt nicht nur an der ausgesprochenen Kälte, die hier in der Nordseehalle herrscht. Die Trainerinnen Britta und Svenja begleiten sporadisch die Läuferinnen, Britta gibt zumeist die Kommandos: „Arm nach vorn. Schön hoch das Bein. Und gerne auch im Wechsel!“ Kasernenton geht anders, alles scheint hier spielerisch zu funktionieren. Auch beim Üben der „Pose“. „Ihr Lieben, das habt ihr gut gemacht“, ruft Britta. „Aber ihr dürft auch noch ein bisschen mehr machen.“

Und hoch das Bein, Lucia Moreno! Eiskunstlauf will geübt sein! Foto: J. Doden
Und hoch das Bein, Lucia Moreno! Eiskunstlauf will geübt sein! Foto: J. Doden

Es ist gerade Halbzeit bei der Eiszeit. Das Finale rückt näher. Und damit der Auftritt der jungen Eiskunstläuferinnen und dem Eiskunstläufer. Da darf man sich auch gerne etwas anstrengen. Am 2. März wollen sie eine kleine Show zu den OZ-Eisstockmasters laufen. Alle 33 Eiskunstläuferinnen und der eine Eiskunstläufer gemeinsam. „Ist gar nicht so einfach, beide Kurse zusammenzubringen“, sagt Britta Trieschmann.

Hart im Nehmen: Tjalda Termöhlen mit ihrer Mama. Foto: J. Doden
Hart im Nehmen: Tjalda Termöhlen mit ihrer Mama. Foto: J. Doden

Die ältesten Läuferinnen auf dem Eis sind 16 Jahre, die jüngste mit Tjalda Termöhlen ist gerade mal sechs. Aber auch die Kleine ist hart im Nehmen, da kullert keine Träne, wenn sie sich mal langmacht. Aufrichten und weiterlaufen. Macht ja ganz offensichtlich auch viel mehr Spaß, mit den Großen mitzuhalten. So gesehen wird die Finalshow bestimmt gelingen. Ein Spaß wird sie ganz sicher für alle.

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