Was Sie heute wissen müssen

Ostfriesische Hilfsbereitschaft | Ostfriesische Tatkraft | Ostfriesischer Mut

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Eine Kolumne von Carmen Leonhard
| 02.03.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Oleksandra Levyk hat es mit ihren Kindern geschafft, sie konnte aus der Ukraine ins sichere Strackholt fliehen - und bangt jetzt um ihren Mann, den sie in der Heimat zurücklassen musste. Mein Kollege Daniel Noglik hat am Montag über das Schicksal der 36-Jährigen berichtet. Und er war überwältigt von den vielen Hilfsangeboten, die er gestern bekommen hat. Wie die Familie reagiert hat, lesen Sie hier. Den Menschen aus der Ukraine helfen - das wollen derzeit viele Ostfriesen. Die eigene Ohnmacht angesichts des unfassbaren Geschehens überwinden. Privatleute und Vereine organisieren Transporte mit Medikamenten und Verbandsmaterial für Kliniken in der Ukraine, schicken Bullis und Laster mit allen möglichen Hilfsgütern für die Geflüchteten in den Grenzgebieten, bieten Wohnraum für Menschen an, die bei uns Zuflucht suchen. „Ein Herz für Ostfriesland“, das gemeinsame Hilfswerk der Ostfriesen-Zeitung, der Ostfriesischen Nachrichten und des General-Anzeigers, möchte dieses Engagement unterstützen. Ab sofort ist ein Spendenkonto geöffnet, auch per Paypal kann man die Aktion unterstützen. Jeder Cent geht ohne Abzug an die Bedürftigen. Doch wer soll das Geld bekommen? Hier sind Sie gefragt: Sind Sie in gemeinnützigen Vereinen oder Einrichtungen in Ostfriesland aktiv, die sich für die Geflüchteten engagieren? Kennen Sie Organisationen, die bei dieser Arbeit Unterstützung verdienen? Wir nehmen Ihre Vorschläge per E-Mail entgegen - und werden Sie auf dem Laufenden halten, wie es weitergeht. 

Zu denen, die nicht lang schnacken, sondern machen, gehört der Ihlower Hendrik de Vries. Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich lese, was der 24-Jährige in den vergangenen Tagen auf die Beine gestellt hat: Er hat einen Konvoi organisiert, der Sachspenden an die polnisch-ukrainische Grenze bringen soll. Unterstützung bekam de Vries von vielen Seiten. Unter anderem stellte die Ubbo-Emmius-Klinik Verbandsmaterial und Desinfektionsmittel zur Verfügung. Sieben Fahrzeuge werden heute in Ihlow starten. Ab 9 Uhr sollen beim Rathaus noch letzte Spenden verladen werden: „Schlafsäcke, aufgeladene Powerbanks, also mobile Ladegeräte, und Milchpulver können wir gut gebrauchen“, sagte de Vries gestern zu meiner Kollegin Nora Kraft. Die ganze Geschichte lesen Sie hier. Zur Mittagszeit wollen der Ihlower und seine Mitstreiter aufbrechen. Ich wünsche ihnen für die Fahrt alles Gute und bewundere diese Tatkraft. Ein weiterer Transport wird gerade in Moormerland auf den Weg gebracht. Dorothee Hoppe stellt in ihrem Artikel vor, was dort geplant ist. 

Während so mancher Influencer es bei Betroffenheitsbekundungen und warmen Worten in den sozialen Netzwerken belässt, wird der Ostfriese Wilke Zierden aktiv. „Wir wollen in der nächsten Zeit Menschen aus dem Kriegsgebiet bei uns im Alten Pfarrhaus in Mitling-Mark unterbringen“, sagte der Internet-Star meinem Kollegen Henrik Zein. Vier bis sechs Personen könnten in der neu hergerichteten Ferienwohnung leben. Was Wilke Zierden außerdem plant, lesen Sie hier.

Via Facebook meldete sich gestern eine Leserin aus dem Rheiderland bei uns: Man könne bei der EWE online kein Gas mehr bestellen. Das mache ihr angesichts der derzeitigen Lage Angst. Ob wir in Erfahrung bringen könnten, was da los ist? Mein Kollege Martin Alberts hat sich darum gekümmert. In der Tat hat der Energieversorger aus Oldenburg den Vertrieb über das Internet eingestellt - geschuldet ist das den Gaspreisen, die nach dem russischen Angriff auf die Ukraine nochmals hochgeschnellt sind. Doch es gibt Entwarnung: Über die EWE-Servicepunkte in Ostfriesland kann man die Tarife weiterhin buchen.

Zum Abschluss möchte ich Ihnen heute einen Beitrag ans Herz legen, mit dem die Redaktion all jenen Anerkennung zeigen will, die für uns ihr Leben riskieren, wenn es drauf ankommt: den Feuerwehrleuten und Einsatzkräften aus der Region, die bei den jüngsten Stürmen pausenlos unterwegs waren, aber auch bei vielen anderen Gelegenheiten stets zur Stelle sind, wenn Hilfe gebraucht wird. Hier kommen unsere Helden der Sturmnacht zu Wort.

Bei uns in Ostfriesland leben viele Menschen, die das Herz an der richtigen Stelle haben. Das zeigen mir die Beiträge meiner Kollegen. Und das macht Mut, es schenkt Zuversicht in Zeiten, in denen unser Weltbild erschüttert wird.

Was heute wichtig wird:

  • Drei Stürme hintereinander haben in Ostfriesland großen Schaden angerichtet. Wer gut versichert ist, bekommt Reparaturen und Aufräumarbeiten ersetzt. Aber auch das Finanzamt hilft - unter Umständen. Christine Schneider-Berents berichtet.
  • Nach den Stürmen sind viele Flächen noch immer unter Wasser. Landwirte im Rheiderland sind besonders betroffen und die Lage wird sich erst einmal nicht entspannen. Warum das so ist, hat Vera Vogt in Erfahrung gebracht.
  • Warum wandern Inseln? Für die OZ-Serie „Watt ´n Meer“ geht Nicole Böning dieser Frage nach. Sie berichtet von der Faszination der Nordsee-Inseln, deren Wandel und wie der Mensch damit umgeht.
  • Welche Wünsche und Perspektiven haben Jugendliche, die auf dem Land leben? Das zeigt eine neue Studie für Baden-Württemberg auf. Doch was ist mit den jungen Leuten in Ostfriesland? Nora Kraft hörte sich um.
  • Der Schwanenteich zählt zu den beliebtesten Ausflugszielen in Emden. Doch immer wieder sind die Parkflächen überflutet. Ein neues Konzept soll den Besuch ohne Gummistiefel wieder möglich machen. Über die Pläne berichtet Stephanie Tomé.
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