Was Sie heute wissen müssen Energieversorger empfiehlt Sparen | Neue Deutschlandgeschwindigkeit | Ostfriesen-Nerz für Oberbayern

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 08.08.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 7 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Eigentlich erscheint es ja absurd. Wir haben schönstes Sommerwetter und müssen Energie sparen, damit uns im Winter nicht kalt wird. Und noch absurder ist, wenn uns ein Unternehmen, das davon lebt, möglichst viel Energie zu verkaufen, uns fast flehentlich rät, so viel es geht davon einzusparen. Eine Welt aus den Fugen, aber so ist sie gerade. „Versucht bitte alle zu sparen, was geht!“, sagte EWE-Chef Stefan Dohler vorige Woche in einer Pressekonferenz und Beobachter Andreas Ellinger notierte dazu ein „fast flehentlich“. In dem Gespräch ging es nicht nur um die Preiserhöhungen, sondern auch um die Gründe dafür, und warum die EWE nicht anders handeln könne, um höhere Einkaufspreise auch an ihre Kunden weiterzugeben. Und darum, dass sich das Unternehmen über 100.000 neue Kunden nicht gerade freue.

Energiesparen ist auch bei den Kommunen in Ostfriesland ein großes Thema, nicht zuletzt seit Wirtschaftsminister Robert Habeck in mehreren Fernseh-Talkshows ermahnte, dass es doch nicht sein müsse, die Schwimmbäder im Sommer auf 28 Grad zu heizen. In Leer zum Beispiel tagte nun ein städtischer Krisenstab, um Maßnahmen zu diskutieren. Ende August sollen erste Maßnahmen anlaufen - reichlich spät angesichts nur 70-prozentiger Füllung der deutschen Gasspeicher. Die Stadtwerke sind da einen Tick schneller: „Wir haben eine Liste mit rund 40 vorrangig kleineren Maßnahmen für unseren Dienstbereich erarbeitet, von denen bereits etwa ein Viertel umgesetzt worden ist“, sagt Sprecher Edgar Behrendt. Kleinvieh bringt auch Mist, heißt die Devise. Es geht um das Abschalten von Beleuchtungsanlagen und der Fontäne im Leeraner Hafenbecken. Unter anderem. Michael Kierstein berichtet.

Zurück zur EWE. Andreas Ellinger kümmert sich ja schon seit Monaten um die Kundenbeschwerden, die reihenweise auf das Oldenburger Unternehmen reinprasselten. Vor knapp drei Wochen kam Dohler in unsere Redaktion und entschuldigte sich für die Probleme, die die Kunden nach der Einführung einer neuen Software gegängelt hatten. Nun aber habe man die Schwierigkeiten in den Griff bekommen, so der Vorstandsvorsitzende optimistisch. Das allerdings kann der Timmeler EWE-Kunde Heinz-Jürgen Schug nicht bestätigen. Er gab irgendwann seine Bemühungen auf, den monatlichen Abschlag für die Gaslieferungen erhöhen zu wollen - und rief Andreas direkt an. Nach dessen Nachfrage bei EWE wurde Schugs Problem umgehend gelöst. Befriedigend ist das allerdings auch für uns nicht: Wir sind ja eine Redaktion und keine Schiedsstelle.

Mehr als erstaunlich ist, wie schnell Verwaltung in Deutschland sein kann, wenn sie denn muss. Vorige Woche noch echauffierte sich der wahlkämpfende Ministerpräsident Stephan Weil über die Probleme unseres Landes mit Großprojekten (als ob er nichts dafür könnte): „Die Friesenbrücke ist leider mittlerweile das beste Beispiel dafür, dass wir in Deutschland bei der Planung und Umsetzung von Infrastrukturprojekten deutlich an Tempo zulegen müssen. Es ist geradezu peinlich gegenüber unseren niederländischen Nachbarn, dass diese vergleichsweise überschaubare Maßnahme immer noch nicht fertig ist“, sagte er in Weener. Geärgert hat sich darüber Karin Lüppen, die in ihrem Kommentar deutlich macht, dass eben dieser Fall ein politisches Problem ist und keines einer überbordenden Verwaltung. Man könnte auch von einem extremen Fall von Wirtschaftsförderung für die Meyer-Werft sprechen, der überflüssig war und unter dem die Bevölkerung leidet.

Dass Politik tatsächlich auch anders kann, lernen wir gerade beim Bau des schwimmenden Flüssiggas-Terminals in Wilhelmshaven. Zehn Monate nachdem der Bau des LNG-Projekts verkündet wurde und damit noch vor Weihnachten, soll das erste dort ankommende Erdgas schon ins Netz eingespeist werden können. Seit Ende der Woche wird auch in Etzel gebaut, dort wo das von Tankern gelieferte Gas ins deutsche Netz eingespeist wird. Die „neue Deutschlandgeschwindigkeit“, von der Umweltminister Olaf Lies spricht, gefällt allerdings nicht jedem. Imke Oltmanns beleuchtet, was es mit den Verfahrenserleichterungen auf sich hat und was verschiedene Experten dazu sagen.

Der gemeine Ostfriese neigt ja - so sagen es die gängigen Klischees - eher zu einem gemächlichen Tempo. Dafür ist er gründlich, aber vielleicht nicht immer so gründlich, wie er es sein könnte. Zum Beispiel in der Zurschaustellung seiner Identität. Nach dem Fahnenstreit von Moormerland in den vergangenen Wochen, der Diskussion darüber, ob Plattdeutsch künstlich am Leben gehalten wird, wie Ina Müller behauptet hatte, erkundigten wir uns mal, warum nicht alle Kommunen in der Region ihre Ortsschilder auch mit der plattdeutschen Version versehen. In Auerk, vulgo Aurich, ist das ja schon lange üblich, im Landkreis Leer nur in Ausnahmefällen. Oder wenn Sprach-Guerillas unterwegs sind und die Ortsschilder (verbotenerweise) mit plattdeutschen Entsprechungen bekleben, etwa Laeaer oder Flasmer. Tobias Rümmele, des Badischen mächtig, des Plattdeutschen nicht, berichtet - auch darüber, was die Landschaft zu sagen hat.

In Ostfriesland geboren oder aufgewachsen ist auch Daniel Noglik nicht. Obwohl er aus dem Landkreis Gifhorn kommt, kennt er sich in unserer Region besser aus, als die meisten Einheimischen. Das half ihm in den vergangenen Monaten auch bei seinen Recherchen zur Wiesmoor-Hells-Angels-Connection. Die filmreife Geschichte um den ehemaligen Wiesmoorer Bürgermeister-Kandidaten und verurteilten Steuerhinterzieher Christian Rademacher-Jelten (CRJ) hat viele Aspekte. Etwa die Frage, ob das Bremer Bordell „Eros 69“ wieder geöffnet wird - es ist immerhin eines der Verbindungsglieder zwischen CRJ und den kriminellen Rockern.

Mehr als 30 Jahre habe ich im Alpenvorland gelebt. Die Wetteransage lautete immer wieder, dass sich „im Nordstau des Gebirges“ Regen hartnäckig halte. Trotzdem ist das bevorzugte Kleidungsstück des oberbayerischen Mannes die kurze Lederhose. Als ich nach Ostfriesland kam, wurde mir erzählt, hier regne es immerzu und ich bräuchte unbedingt einen Regenmantel oder auch Ostfriesen-Nerz. Ganz ehrlich? Ich habe weder das eine noch das andere und auch nicht das Gefühl, dass es hier mehr regne. Umso mehr erfreute mich gestern Marion Luppen, die Antworten auf die Frage suchte: Regnet es in Ostfriesland mehr als anderswo? Ich will hier nicht zu viel verraten, Sie sollen die Geschichte ja lesen, aber so viel schon: Den Menschen in Oberbayern täte ein Ostfriesen-Nerz ganz gut.

Was heute wichtig wird:

  • Alle Verbraucher sollen Gas sparen, damit für den Winter genug Heizstoff übrig ist. Mieter haben das aber nicht alleine in der Hand. Wie hilft zum Beispiel der Bauverein Leer, fragt Michael Kierstein.
  • In Hesel gibt es jetzt Spielgeräte aus abgefischtem Mikroplastik. Was super klingt, ist offenbar nicht so umweltfreundlich. Woran erkenne ich, was die Umwelt schont? Tobias Rümmele ist der Frage nachgegangen.
  • Wollen Sie heiraten und wissen noch nicht, wo? Ab 2023 können sich Paare im Ihlower Forst das Jawort geben – unter freiem Himmel im ehemaligen Kloster oder im Forsthaus. Nicole Böning berichtet.
  • Wie seriös ist die Werbung mit Sonderangeboten? Welche Rechte haben Verbraucher? Was können Kunden tun, ein Sonderangebot abzubekommen? Gabriele Boschbach hat Antworten.
  • Abtanzen zwischen den Inseln: Mit der Mobilen Dorfdisko und 180 Partygästen fährt die „Baltrum III“ am 13. August erstmals raus auf See. Susanne Ullrich berichtet in unserer Serie „Unterwegs auf dem Wasser“.
  • Wie sieht es hinter den Kulissen des Wikingerfestes in Norddeich aus? Claus Hock hat Zeit mit den Menschen im Heerlager verbracht und versucht herauszufinden, was die Faszination am „Wikingerdasein“ ist.
  • Jan van Koningsveld liebt Zahlen: Jüngst ist der Emder Vizeweltmeister im Kopfrechnen, Kategorie Kalenderrechnen, geworden. Carlotta Wagner hat mit ihm gesprochen und sich Kopfrechentipps für den Alltag geholt.
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