Was Sie heute wissen müssen Nebenverdienste von Landräten | Wolf besiegt Olaf Lies | Public Viewing in Leer

Joachim Braun
|
Eine Kolumne von Joachim Braun
| 28.10.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
Artikel hören:
Artikel teilen:

Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Landräte und Bürgermeister werden in Deutschland ordentlich bezahlt. Wie viel sie bekommen, richtet sich nach der Einwohnerzahl der Kommunen und ist landesweit einheitlich geregelt. Eher unter dem Deckel gehalten werden allerdings die mit dem Amt verbundenen Nebeneinkünfte, zum Beispiel als Verwaltungsräte der Sparkassen. Hierfür gibt es eine Obergrenze, 9300 Euro pro Jahr. Und dann gibt es noch bezahlte Ehrenämter. Die Vergütungen dürfen die Politiker behalten. Andreas Ellinger hat versucht, Licht ins Dunkel zu bringen und hat nachgefragt.

Allerdings nicht sehr erfolgreich. Denn nur Olaf Meinen, der Auricher Landrat, legte offen, wie viel Geld er zusätzlich verdient: stattliche 27.165 Euro. Dafür muss Oma lange stricken. Aber Meinen hat’s wenigstens gesagt. Leers Landrat Matthias Groote bezieht offenbar keine Nebenverdienste, sondern führt alle Gelder ab, jedenfalls kann man so die Auskunft aus dem Kreishaus verstehen. In Wittmund werden die Zahlen gerade ermittelt. Und in Emden verweigert das Rathaus die Auskunft zu OB Tim Kruithoff, unter Hinweis auf das „Steuergeheimnis“. Eine völlig inakzeptable Auskunft, die dem Transparenzgrundsatz widerspricht.

Und noch ein Ellinger: In der Geschichte um AfD-Professor Reiner Osbild wird ein neues Kapitel geschrieben. Der einstige AfD-Kreisvorsitzende geht nun in die Offensive und hat die Hochschule verklagt. Er halte es, so sein Anwalt, für „grob ehrabschneidend“, wenn die Verfasser eines Flugblattes „suggerieren, dass er vermeintlich aus politischen Motiven seine Studenten diskriminiere“. Das wäre lustig, wenn es nicht ernst gemeint wäre. Denn Osbild, selbst ernannter „Regimegegner“, lässt selber keine Gelegenheit aus, seine Gegner zu verunglimpfen.

Ein ganz anderes Aufregerthema ist der Wolf. Abschießen oder leben lassen? Das Amtsgericht Oldenburg hat dazu gestern eine eindeutige Entscheidung getroffen. Die vom Umweltministerium erteilte Ausnahmegenehmigung für den Abschuss des sogenannten Friedeburger Wolfes wurde vom Gericht verworfen. Minister Olaf Lies will dagegen Beschwerde einlegen. Ob das Sinn macht, sei dahingestellt. Es braucht wohl eher eine grundsätzliche Entscheidung. In der Lausitz, wo das Problem seit 20 Jahren existiert, ist Geld die Lösung, sprich angemessene Entschädigungszahlen.

Als 2015 hunderttausende Flüchtlinge nach Deutschland kamen, gab es im ganzen Land eine „Willkommenskultur“. Etliche Menschen engagierten sich in der Flüchtlingshilfe. Davon ist nicht so viel übrig geblieben. Dabei brauchen die Flüchtlinge weiterhin Unterstützung, wie Catharina Hinrichs-Blessmann und Bernd Blessmann wissen. Die beiden pensionierten Lehrer bringen in Wittmund Geflüchteten Deutsch bei und geben ihnen damit Starthilfe für ein Leben in Ostfriesland. „Erwachsene zu unterrichten ist etwas ganz anderes. Aber wir bemühen uns, ihnen zu helfen, dass sie die Sprache verstehen und sich hier besser zurechtfinden“, sagt Bernd Blessmann. Susanne Ullrich hat die beiden porträtiert.

Die Bäckerbranche steht stark unter Druck. Es sind nicht allein die stark gestiegenen Energiekosten, die sie belasten, sondern auch Personalmangel und Mindestlohn. So jedenfalls beim Emder Filialisten Sikken. Bart Sikken und sein Bruder Gerhard Sikken, die das 1741 gegründete Unternehmen in zwölfter Generation führen, wollen bis Ende nächsten Jahres drei ihrer Filialen geschlossen haben. Über den Preis sind die Kostensteigerungen kaum noch aufzufangen. Die Preise für Brot, Brötchen und Kuchen waren zuletzt zum 1. September angehoben worden. Ein normales Brötchen ist drei Cent teurer geworden und kostet jetzt 46 Cent. Damit sei aber „fast schon die Spitze erreicht, bei der der Kunde noch bereit ist, zu zahlen“, sagt Bart Sikken. Heiko Müller hat mit dem Unternehmer gesprochen.

Es ist ein Albtraum für jeden Autofahrer: Von der Brücke über der Autobahn fliegt ein Stein, gerade in dem Moment, in dem man darunter durchfährt. Zwei Mal passierte das in den vergangenen Tagen im Landkreis Leer. Glücklicherweise wurde keiner der betroffenen Autofahrer verletzt. Das ist aber nicht immer so. Vor 14 Jahren war eine junge Mutter als Beifahrerin nahe Oldenburg von einem Holzklotz getroffen und getötet worden. Vera Vogt wollte nun wissen, wie oft es solche Vorkommnisse gibt. Sie sprach deshalb mit Polizei und ADAC. Dass die Attacken oft eher zufällig passierten und nicht selten Alkohol im Spiel ist, ist nun eher kein Trost.

In vier Wochen ist die Fußball-WM in Katar schon voll im Gange. Dass es keine Weltmeisterschaft wie die bisherigen sein wird, ist nach den Diskussionen der vergangenen Jahre klar. Die entscheidenden Frage für Ekko Gosch sind: Wird sich ein Public Viewing in Leer lohnen? Und wie sieht es mit der Coronalage aus? Die Sorge um Letzteres ließ sich Gosch beim Gallimarkt nehmen, ein Zelt auf der Bleiche wird der Veranstalter aus Kostengründen nicht aufstellen lassen. Was er stattdessen plant, hat Georg Lilienthal erfahren.

Eigentlich ist es ja nicht denkbar, doch der Klimawandel könnte es möglich machen: Weinanbau in Ostfriesland. Die 2017 gegründete Erste Ostfriesische Winzergenossenschaft (OWG) mit derzeit 55 Genossen hat vor zwei Jahren ein ein Hektar großes Areal in Breinermoor mit 4000 Reben der Sorten Solaris und Souvignier Gris bepflanzt. Bis jetzt macht der Weinberg vor allem Arbeit. Geerntet werden kann voraussichtlich im nächsten Jahr. Die Genossen kalkulieren mit etwa 3000 Flaschen vom Weinberg am Wilderfang. Gabriele Boschbach berichtet.

Was heute wichtig wird:

  • Am Freitag spricht vor dem Auricher Landgericht der Mann, der sich zweimal umbringen wollte, nachdem er mit der Veröffentlichung von freizügigen Bildern erpresst worden war. Katja Mielcarek berichtet.
  • Der Kreis Leer kaufte mehrere Gebäude von der EWE für ein Studentenwohnheim. Stattdessen stehen die Häuser leer und gammeln vor sich hin. Karin Lüppen fragt, was mit den Gebäuden passieren soll.
  • Stippvisite in der Halloween-Hochburg Ostfrieslands: Reporterin Nicole Böning ist neu in der Region und liebt Halloweenkostüme - an Esens kommt sie zum Gruselfest deshalb nicht vorbei.
  • „Lord Tobi Torpedo of Jura Island“ kommt zum Auricher Herbstmarkt. Lars Löschen spricht mit dem Straßenmusiker aus Flensburg. Warum er hier ist und wieso er sich Lord nennt, sind nur zwei seiner Fragen.
  • Die Kollision zwischen Wassertaxi und Schnellfähre vor der holländischen Insel Terschelling lässt die Alarmglocken läuten. Kann das auch bei uns passieren? Imke Oltmanns fragt nach.
  • EWE plant in Emden eine Anlage zur Herstellung von Wasserstoff. Die Größenordnung lässt aufhorchen. Am Freitag stellt EWE-Chef Stefan Dohler in Emden die Details vor. Gordon Päschel berichtet.
  • Die Emder Einkaufsstraße Zwischen Beiden Sielen wird seit April saniert. Das kostet die Einzelhändler rundherum so einige Nerven. Die Stadtverwaltung aber ist optimistisch, was die Fertigstellung angeht.

Liebe Leserinnen und Leser, ab 1. November wird unsere Tagesübersicht kostenpflichtig. Unentgeltlich können Sie sich aber über das Wichtigste des Tages durch unseren Chefredakteurs-Newsletter informieren lassen. Sie können ihn hier abonnieren: Anmeldung Newsletter.

Ähnliche Artikel